Köpke und der Club: Wie Pascal den berühmten Vater eingeholt hat

3.11.2020, 09:10 Uhr
Der Ausgleich: Pascal Köpke trifft zum 1:1 in Braunschweig und später zum 2:2 gegen seinen Vater.

© Swen Pförtner, dpa Der Ausgleich: Pascal Köpke trifft zum 1:1 in Braunschweig und später zum 2:2 gegen seinen Vater.

Weil Pascal Köpke offenbar ein kluges Kind war, hat er fast alles anders gemacht als sein Vater. Natürlich muss es in dieser Geschichte über den 1. FCN und Pascal Köpke auch um Köpkes Vater gehen. Andreas ist eine Vereinslegende, war Nationalspieler und Europameister. Andreas Köpke war einer der größten Spieler, die der 1. FC Nürnberg je gesehen hat, was eine Leistung ist, weil dieser Verein – auch wenn das schon ein wenig her ist – schon viele große Spieler gesehen hat. Andreas Köpke war aber eben auch: Torwart.

Den Torwart Andreas Köpke hat das Publikum in Nürnberg verehrt. Zweimal aber hat er dieses Publikum mehr emotionalisiert, als das mit einem abgewehrten Ball je möglich gewesen wäre. Zweimal hat Andreas Köpke nämlich in Pflichtspielen für den 1. FCN Tore geschossen.

Häme für Illgner

Zweimal waren es Elfmeter, der erste war ein ganz besonderer, weil ihn Bodo Illgner nicht halten konnte. Illgner und Köpke kämpften damals um den Platz in der Nationalmannschaft und in Franken nahm man die Sache sehr persönlich, dass Illgner gesetzt war. So persönlich, dass man es als sehr normal erachtete, dass Köpke einen Elfmeter schießt, wenn Illgner auf der anderen Seite im Tor stand. Als in der Saison 1992/93 der 1. FC Köln im Frankenstadion vorbeischaute, war es so weit. Köpke traf gegen Illgner und das Stadion ertrank in Glück und ein wenig Häme.

Warum also sollte einer Torwart werden, wenn er sieht, dass sein Vater, der Torwart, vor allem für zwei Elfmetertreffer bejubelt worden war? Genau. Also wurde Pascal Köpke, der erst nach den Elfmetertoren des Vaters zur Welt kam, einfach Stürmer beim 1. FC Nürnberg. Zunächst war das noch eine glückliche Verbindung zwischen Köpke und dem FCN, aber bald sah der Angreifer keine Perspektive mehr und wechselte als A-Jugendlicher nach Unterhaching. Es folgten Ausflüge zum KSC und zu Erzgebirge Aue, wo er seine bislang stärkste Karrierephase hatte und sich für die erste Liga interessant machte.

Bei Hertha BSC wurde Köpke aber selten gebraucht und vor allem nicht glücklich. Also machte er es so wie 34 Jahre zuvor sein Vater, und wechselte aus Berlin nach Nürnberg. Eine Rückkehr, von der alle hoffen, dass es eine gute Entscheidung war. Beim Club erhoffen sie sich nicht nur in Person von Sportvorstand Dieter Hecking "einen guten Zweitliga-Stürmer", Köpke selbst will beweisen, dass die Zeit in Aue nicht schon der Karriere-Höhepunkt war.

Karriereende nachmachen

Am Samstag gab es in dieser Hinsicht erste mutmachende Momente. Bei Eintracht Braunschweig war Köpke etwas überraschend anstelle von Felix Lohkemper in der Startformation von Trainer Robert Klauß aufgetaucht. Es war Köpkes Premiere und es war eine gelungene. Nach feinen Zuspielen von einmal Robin Hack und einmal Enrico Valentini traf Köpke sehr abgeklärt ins Tor. Ein Spiel hatte also genügt, um seinen Vater einzuholen in der ewigen Nürnberger Torschützenliste – schöne Familiengeschichte.

Nur reden durfte Köpke danach vor der Fernsehkamera nicht darüber. Stattdessen wurde er gefragt, warum das schon wieder nichts geworden war mit einem Sieg. "Wir wissen, dass jedes Spiel in dieser Liga schwer ist", sagte Köpke. Sie wissen aber auch, dass dieser Verein grundsätzlich stark genug für diese Liga ist und war. Andreas Köpke jedenfalls beendete seine Karriere nach dem Aufstieg in die erste Liga – ein sehr cooler Abgang, den man zur Nachahmung nur empfehlen kann.

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