Neue Club-Defensive: Verteidiger-Casting im Trainingslager

15.1.2020, 06:00 Uhr

Will mit dem Club zur Rückrunde voll angreifen: Neuzugang Konstantinos Mavropanos. © Sportfoto Zink

Am Nachmittag durfte auch der Neue gleich mal zeigen, was er so alles kann und was gerade nicht so. Als Robin Hack, der später mit einer offenbar nicht so tragischen Bänderdehnung im Knöchel vorzeitig Feierabend hatte, zu einem seiner Dribblings ansetzte, gab Konstantinos Mavropanos so etwas wie das Stoppschild. Bis hierhin und nicht weiter, Leichtgewicht Hack prallte regelrecht ab am kantigen Griechen.

Werbung
Werbung

Der Trainingsplatz des 1. FC Nürnberg in Marbella liegt eigentlich malerisch eingebettet zwischen Hügeln und dem Hafen, wenn nur die nahe Stadtautobahn dazwischen nicht wäre. Alles geht eben nicht mehr als Zweitligist, der in den verbleibenden 16 Begegnungen lediglich darum kämpft, ein Zweitligist zu bleiben.

Bei der Ursachenforschung für den Absturz auf Rang 16 sind die Verantwortlichen relativ weit. Bereits zum Start der Vorbereitung reichten Robert Palikuca genau zwei Wörter, um es auf den Punkt zu bringen: "Die Defensive." Seitdem hat sich der Hinten-nicht-mehr-ganz-dicht-Club mit Philip Heise und Konstantinos Mavropanos, genannt "Dinos", zwei zusätzliche Stützen geliehen.

Niemand kann sich sicher fühlen

Der Trainer wirkte im Pressegespräch am Dienstag ob der Personalpolitik für seine Verhältnisse fast schon euphorisch. "Sehr zufrieden" sei er mit den Zugängen, besonders Mavropanos hat es ihm bereits angetan; "beeindruckend" sei es gewesen, "mit welcher Aggressivität, Dynamik er hier heute schon aufgetreten ist", sagt Keller. Gar nicht aufgetreten ist Asger Sörensen, der Däne spürte ein Ziehen im Oberschenkel und ließ die Nachmittagseinheit vorsichtshalber sausen.

Dass Fehlzeiten beim Casting des künftigen Innenverteidiger-Pärchens oder optional der Dreierkette, für Keller "durchaus eine Überlegung", nicht von Vorteil sein dürften, ist spätestens seit Mavropanos‘ verspäteter Ankunft am Montagabend augenscheinlich. "Die Karten werden gemischt", kündigt Keller an, niemand darf sich sicher fühlen, erst recht nicht nach zuletzt 34 Gegentoren in 18 Partien, davon elf in der Schlussviertelstunde.

Gefordert sind alle - nicht nur die Verteidiger

Seit Kellers Amtseinführung Mitte November stand immerhin zwei Mal die Null, wo sie auch stehen soll; dass er als ehemaliger Innenverteidiger einen etwas geschulteren Blick für die Problemzonen seiner Elf hat, wollte Keller so nicht bestätigen und auch die Offensive nicht vergessen, "da brauchen wir schon auch eine Idee". Zumal es wohl etwas zu einfach ist, den tiefen Fall des 1. FC Nürnberg lediglich dem Abwehrverbund in die Schuhe zu schieben.

 

 

Das eine oder andere eigene Tor mehr hätte in engen Partien wie gegen Regensburg oder Kiel bestimmt nicht geschadet, so aber musste sich gerade die letzte Reihe einiges anhören in letzter Zeit. Nicht nur Georg Margreitter, im Vorweihnachtsheimspiel gegen Dresden mit einem überzeugenden Comeback als Aggressive Leader, empfindet die Krisenaufarbeitung als etwas zu einseitig; nach so einer Negativserie wie im Herbst ist es für ihn "das einzige Mittel, sich zu straffen und zu versuchen, verbal und durch Körpersprache auch mal ein Zeichen zu setzen". Und da seien alle gefordert.

Kommt noch ein defensiver Mittelfeldspieler?

"Leidenschaft" ist für ihn das Schlagwort, auch in der gemeinsamen Rückwärtsbewegung, unter anderem dafür haben sie Mavropanos bis Saisonende verpflichtet. "Ich mag den aggressiven Fußball", sagte der Grieche in einem ersten kurzen Interview am Dienstag, "in meinem Spiel komme ich viel über die Physis. Aber ein bisschen Technik habe ich auch." So wie die drei, inklusive Patrick Erras sogar vier Konkurrenten um die zwei Plätze im Zentrum.

Eine Hilfe beim Versuch, den Hinten-nicht-mehr-ganz-dicht-Club wieder zu stabilisieren, soll natürlich auch der defensive Mittelfeldspieler sein; wer sich da in Zukunft austoben darf, ist angeblich ebenfalls noch offen, zumal selbst ein weiterer Zugang für die wichtige Position nicht auszuschließen ist. "Schauen" würden sie, sagt Keller – müssten aber "überzeugt sein, dass er uns besser macht." Wenn keiner mehr käme, "können wir auch mit dieser Mannschaft eine sehr gute Rolle spielen".

Glaubt Jens Keller und glaubt auch Georg Margreitter. Der zurückgekommen ist, um Stammkraft zu bleiben. "Ja, das stelle ich mir so vor", sagt Margreitter, "ich werde auf alle Fälle alles dafür tun". Zunächst bis 22. Januar in Marbella.