NHTC-Kapitän: "Im Zweifel leben wir mit den Konsequenzen"

20.3.2021, 06:00 Uhr
Schon als kleines Kind hat Frederic Wolff (29) beim Nürnberger HTC an der Siedlerstraße mit dem Hockey begonnen. Inzwischen ist der Jura-Student, der zuletzt sein Examen geschrieben hat, Kapitän der Bundesliga-Mannschaft.  

© Sportfoto Zink / Oliver Gold, NN Schon als kleines Kind hat Frederic Wolff (29) beim Nürnberger HTC an der Siedlerstraße mit dem Hockey begonnen. Inzwischen ist der Jura-Student, der zuletzt sein Examen geschrieben hat, Kapitän der Bundesliga-Mannschaft.  

Die Inzidenzwerte steigen und steigen, die Experten prognostizieren noch viel höhere Zahlen – und Sie sollen jetzt Hockey spielen. Wie geht es Ihnen damit, Herr Wolff?

Wolff: Im Vergleich zum Herbst ist natürlich ein wenig mehr Sicherheit gewährleistet, weil wir regelmäßig testen. Nichtsdestotrotz schwingt immer ein komisches Gefühl mit. Wir sind natürlich froh, dass wir spielen können und hoffen, dass wir keine positiven Tests haben werden – das ist aber eher ein großes Hoffen. Ich denke schon, dass es welche geben wird.

Und dann?

Wolff: Die Frage ist, wie man damit umgeht. Laut Hygienekonzept des Verbandes soll das Spiel auch stattfinden, wenn es vorher zwei positive Tests gab. Wir haben uns klar positioniert und deutlich gemacht, dass wir nicht antreten werden, sollte auch nur ein Spieler positiv sein – bei uns oder beim Gegner.

"Die Gefahr nehmen wir in Kauf"

Es kann also passieren, dass Ihnen dann Punkte abgezogen werden oder Sie zumindest kampflos welche abgeben.

Wolff: Korrekt. Die Gefahr nehmen wir in Kauf, weil wir Spieler es sowohl für unser soziales und berufliches Umfeld als auch gesamtgesellschaftlich nicht für vertretbar erachten.

Im Herbst vergangenen Jahres hat die Mannschaft des NHTC einen offenen Brief verfasst, weil Sie trotz zweier Coronafälle im Kader nach Hamburg reisen musste. Hat sich seitdem etwas getan? Der Abstieg ist ja, anders als in anderen Sportarten, noch nicht ausgesetzt.

Wolff: Es gab Gespräche, aber keine neue Abstimmung. Es läuft also nicht so wie in vielen anderen Sportarten, wo in dieser Saison niemand absteigen kann.

"Das kann jedes Jahr passieren"

Im schlimmsten Fall ist der NHTC ab dem Sommer also ein Zweitligist – und steht dann noch ohne Trainer da, weil Richard Barlow zum Konkurrenten Großflottbeker THGC wechselt.

Wolff: Ja, es kann sein, dass wir absteigen. Das kann ja jedes Jahr passieren. Ich hoffe aber nicht, dass wir dann ohne Trainer dastehen werden. Die Suche läuft ja und ich gehe stark davon aus, dass wir einen reibungslosen Übergang hinbekommen.

Wie kam der Abgang des Trainers in der Mannschaft an? War das ein Schock oder konnte man damit rechnen, dass sich ein ambitionierter Trainer, der noch dazu aus Norddeutschland kommt, irgendwann wieder verabschiedet?

Wolff: Ein Schock war es nicht. Wahnsinnig überraschend kam es auch nicht, denn es war uns allen bewusst, dass Richie nicht seinen Lebensabend in Nürnberg verbringen wird.


Hockey: Nürnberger HTC will bei Corona-Fällen nicht antreten


Im Herbst haben viele langjährige Spieler, die beispielsweise als Ärzte arbeiten, aus Angst vor einer Infektion nicht gespielt – und der NHTC auch deshalb viele Spiele verloren. Wie sieht es jetzt, im März 2021, aus?

Wolff: Wir sind zum ersten Mal wieder komplett. Das hängt einerseits natürlich daran, dass alle Spieler von uns und vom Gegner vor dem Spiel getestet werden. Andererseits können auch die Ärzte spielen, weil sie ja bereits geimpft sind. Alle, die im Herbst auf dem Weg Richtung Examen waren und sich keine Quarantäne erlauben konnten, können jetzt auch wieder dabei sein.

"Sehr sinnvoll, ja"

Das klingt doch schon besser.

Wolff: Dennoch bleibt es dabei, dass wir zu keinem Spiel antreten werden, wenn auch nur ein positiver Schnelltest auftaucht.

Man könnte meinen, dass das auch ein gangbarer Weg für die Bundesliga wäre.

Wolff: Ich finde das sehr sinnvoll, ja. Im Handball oder Fußball wird bei einem Coronafall ja auch nicht gespielt. Für uns kommt es jedenfalls nicht in Frage – im Zweifel leben wir mit den Konsequenzen.

Für den NHTC geht es in den kommenden Wochen in erster Linie um Platz fünf der Gruppe, um eine bessere Ausgangsposition für die Playdowns zu haben. Am Samstag spielen Sie gegen den Tabellendritten Mannheimer HC – mit welchem Ziel gehen Sie denn in die nächsten Wochen?

Wolff: Das ist ganz schwer zu sagen. Wir können natürlich nicht einfach ohne Ziel bis zu den Playdowns spielen. Wir haben jetzt drei Wochen Hockey gespielt. Der MHC hat eine Traglufthalle, in Baden-Württemberg gibt es teilweise andere Corona-Regeln – im Grunde haben die nie aufgehört, Hockey zu spielen. Es wäre vermessen, davon auszugehen, dass wir da drei Punkte holen. Wir gehen einfach in jedes Spiel mit dem Ziel, es zu gewinnen. Wenn wir am Ende Fünfter sind, freuen wir uns. Und wenn wir Sechster sind, werden wir in den Playdowns trotzdem alles für den Klassenerhalt reinwerfen.

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