Nicht mehr wie früher: Generationswechsel beim NHTC

23.3.2021, 06:00 Uhr
"Atti" inmitten seiner jungen Kollegen: Steffen König wartet gebannt auf eine Mannheimer Strafecke.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr "Atti" inmitten seiner jungen Kollegen: Steffen König wartet gebannt auf eine Mannheimer Strafecke.

In der letzten Minute war dann doch alles wie früher. Als sich die Hockeyspieler des Mannheimer HC den Ball zur Strafecke zurechtlegten, da gab Maximilian Jordan seinem Torhüter noch etwas mit auf den Weg. Es war ein letztes, zumindest verbales Aufbäumen an diesem Samstagnachmittag - mit drei Worten, die man seit vielen Jahren bei jedem Heimspiel des Nürnberger HTC hört.

„Hast du, Atti“, rief Jordan also - und sah dann, wie Steffen König, den sie beim NHTC alle nur Atti nennen, keine Chance hatte gegen den platzierten Schuss von Gonzalo Peillat. Der argentinische Nationalspieler im Mannheimer Trikot hat auch schon die deutsche Nationalmannschaft in einem Halbfinale bei Olympischen Spielen fast im Alleingang besiegt, diesmal traf er zum 6:0-Endstand.

Müller, Wesley,...

in paar Minuten später sieht man viele traurige Gesichter, die meisten noch sehr jung. Deshalb fallen König und Jordan noch ein bisschen mehr. 32 Jahre ist der Torhüter inzwischen alt, Jordan ist 31, sie sind Gesichter des alten NHTC, den man immer auch mit den Namen der größten Hockeyspieler der Stadt verbindet. Mit Max Müller und Christopher Wesley, beide Jahrgang 1987, die Olympisches Gold gewonnen und ihren Verein viele Jahre in der ersten Bundesliga angeführt haben.

Steffen König hat mit den beiden und einigen anderen lange Jahre zusammengespielt, „wir sind damals geschlossen mit fünf bis sieben Mann durch Jugend gegangen“, erinnert er sich. „Und wir haben uns geschworen, dass wir es, wenn wir es in die erste Liga schaffen, hier mit dem NHTC schaffen wollen.“

"Aktuell ist es extrem"

Sie schafften es, Steffen spielte mit seinem älteren Bruder Christof, gemeinsam überstanden sie auch ein Zweitligajahr und gelten heute als die goldene Generation, deren Erfolg immer auch mit dem langjährigen und inzwischen verstorbenen Trainer Norbert Wolff verbunden war.


Kolumne: Nur mit Schnelltest: Ein Sportredakteur beim Hockey


Doch in den vergangenen Jahren zogen sich immer mehr dieser Spieler zurück, „aktuell ist es extrem, wir haben sehr viele sehr junge Spieler“, sagt König. Die wenig verbliebenen Älteren nehmen die Jüngeren natürlich an die Hand, der Unterschied zwischen Nürnberg und den vielen anderen Bundesliga-Standorten ist zuletzt trotzdem immer größer geworden.

Eine neue goldene Generation ist nicht in Sicht, das liegt aber laut Steffen König nicht an weniger guter Jugendarbeit. „Der Unterschied ist, dass heute eher mal Leute weggehen“, sagt er, „die Spieler wären in der Region schon da.“ Justus Weigand, der einst von der HGN zum NHTC wechselte, spielt inzwischen genauso wie Erik Kleinlein (HGN) und Benjamin Benzinger beim Mannheimer HC, der am Samstag 6:0 in Nürnberg gewann, Weigand ist mit 20 sogar schon A-Nationalspieler.

"Jammern hilft nichts"

Die besten fränkischen Hockeyspieler jubeln also inzwischen oft im Trikot anderer Vereine. Eine Spurensuche ist schwierig, für Steffen König ist es eine Mischung vieler Faktoren: Der Zusammenhalt seiner Generation war ein anderer, es geht auch um Geld, um Perspektiven, um Training auf dem höchstmöglichen Niveau. „Man kann meckern und jammern“, sagt König. „Das hilft am Ende des Tages aber nichts.“ Es ist eben nichts mehr wie früher.

Verwandte Themen


Keine Kommentare