Obacht, FCN! So frech ist der Jahn

24.10.2019, 08:30 Uhr
Obacht, FCN! So frech ist der Jahn

© Foto: Armin Weigel, dpa

 So ist die Lage: Ein Nobody als Nachfolger des zum 1. FC Köln abgewanderten Erfolgstrainers Achim Beierlorzer, ein personeller Umbruch mit zwölf Neuzugängen - Jahn Regensburg, am Sonntag (13.30 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de) zu Gast beim 1. FC Nürnberg, glich vor dieser Saison einer Wundertüte. Mit 14 Punkten (vier Siege, zwei Remis, vier Niederlagen) steht das Team des vom Co- zum Cheftrainer beförderten Jahn-Urgesteins Mersad Selimbegovic inzwischen aber mehr als ordentlich da. Zwei Dreier in Folge (2:1 in Kiel, 1:0 gegen Sandhausen) ließen den Underdog im dritten Zweitliga-Jahr mittlerweile sogar bis auf den fünften Tabellenplatz klettern.

"Dann spielen wir die ganze Saison nicht mehr schön" 

Top & Flop: Wie der Club hat auch Regensburg bereits 18 Tore erzielt – nur der HSV (22), Bielefeld (21) und Bochum (19) trafen häufiger ins Schwarze. Mit Andreas Albers weiß Trainer Selimbegovic zudem den neben Dresdens Moussa Koné effektivsten Joker der Liga in der Hinterhand: Der 29-jährige Neuzugang aus Dänemark wurde bereits neunmal eingewechselt und sicherte seiner Elf mit drei Treffern immerhin schon vier Punkte. Auch defensiv steht Regensburg meist recht stabil, 14 Gegentore sind guter Liga-Durchschnitt. Dass der Jahn seinen Fans selten Fußballfeinkost serviert, stört zumindest Kapitän Marco Grüttner wenig: "Es ist mir eigentlich relativ egal, wenn es so aussieht, dass wir nicht schön spielen, aber die drei Punkte holen. Dann spielen wir die ganze Saison nicht mehr schön", erklärte der Matchwinner nach dem mühsamen 1:0-Sieg gegen Sandhausen trotzig.

 

 Im Fokus: Es war vielleicht kein Zufall, dass just Grüttner jüngst im "Jubiläumsspiel" gegen Sandhausen - der SSV Jahn wurde 130 Jahre alt - das Tor des Tages erzielte. Der Kapitän, seit 2016 im Verein, bleibt auch in dieser Saison unverzichtbar - als eiskalter Vollstrecker (vier Tore), cleverer Vorbereiter (drei Vorlagen) und unermüdlicher Dauerläufer, vor allem aber als verlässlicher Leitwolf. "Mit der Art und Weise, wie er unterwegs ist, nimmt er die ganze Mannschaft mit", lobte Selimbegovic Grüttner in der Mittelbayerischen Zeitung. Und der 34-Jährige hat vom Fußball noch längst nicht genug: "Mich wird man auch noch mit 40 auf dem Platz sehen. In welcher Liga und welchem Verein, wird man sehen."

Die Bilanz: Fällt ziemlich eindeutig aus: In insgesamt 16 Pflichtspielen gab es 14 Club-Siege, nur einmal hatte Regensburg das bessere Ende für sich - am 27. Spieltag der Zweitliga-Saison 2003/04 feierte das Team des damaligen Trainers Günter Brandl im alten Jahn-Stadion einen umjubelten 2:1-Sieg. Wirklich gelohnt hat es sich allerdings nicht: Danach holten die Oberpfälzer nur noch drei Remis, wurden bis auf Rang 16 durchgereicht und stiegen ab. Die Franken hingegen kehrten als stolzer Zweitliga-Meister in die Bundesliga zurück.

Kein Sörensen und eine Kältesauna 

Man kennt sich: In Nürnberg war ihm der Durchbruch verwehrt geblieben, seit September sucht Angreifer Federico Palacios sein Glück nun rund 110 Kilometer weiter östlich. Außerdem trugen Mittelfeldmann Jann George und Ersatzkeeper Alexander Weidinger in der Jugend das Club-Trikot. Nürnbergs Innenverteidiger Asger Sörensen verpasst das Wiedersehen mit der alten Wirkungsstätte bekanntlich wegen einer Rot-Sperre.

Und sonst so? Auch abseits des Rasens ist man in der Domstadt bemüht, den Verein zukunftssicher aufzustellen: Mitte Oktober erfolgte die feierliche Grundsteinlegung für den Bau des neuen Funktionsgebäudes am Sportpark Kaulbachweg – "ein Meilenstein für die Jahn-Entwicklung", wie Christian Keller, Geschäftsführer Profifußball, schwärmte. Auf 1100 Quadratmetern erhalten die Profis und das Trainer- und Funktionsteam moderne Fitnessräumlichkeiten inklusive Speed-Court, Sprintstrecke und Kältesauna.

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