Solidarität mit Club-Spielern nach Morddrohung: "Nürnberg steht an eurer Seite"

7.3.2020, 16:43 Uhr
Solidarität mit Club-Spielern nach Morddrohung:

© Sportfoto Zink

Es handelt sich um keine spontane Entgleisung, da sind sich die Verantwortlichen sicher. Gut 50 Zettel und Aufkleber im Din-A4-Format hingen am Freitag rund um das Max-Morlock-Stadion. Darauf prangte eine konkrete Drohung gegen Hanno Behrens und Lukas Mühl, zwei Spieler des 1. FC Nürnberg. Besonders der Schlusssatz alarmierte die Polizei: "Muss es denn einen zweiten Fall Escobar geben?" Damit spielen die Täter auf die Ermordung des kolumbianischen Nationalspielers Andres Escobar an - er hatte bei der Weltmeisterschaft 1994 in den USA ein Eigentor erzielt.

Polizei und Verein nahmen die Morddrohung ernst. Pöbeleien und Beleidigungen sei man gewohnt, aber das, sagte Sportvorstand Robert Palikuca, "war so eindeutig, dass wir die Polizei einschalten mussten". Am Tag danach ist der 1. FC Nürnberg um Aufarbeitung bemüht, aber auch um Beruhigung.

Will Hetze und Hass keinen Raum bieten: Christian Vogel.

Will Hetze und Hass keinen Raum bieten: Christian Vogel. © Günter Distler

Vogel: "Das sind keine Fans, das sind abartige Typen"

Derweil bekommen die bedrohten Spieler Rückendeckung aus der Zivilgesellschaft. Nürnbergs Bürgermeister Christian Vogel etwa sprach von "widerlichen" Vorfällen. "Das sind keine Fans, das sind abartige Typen, die dem Fußball und dem gesellschaftlichen Miteinander schaden wollen", so der SPD-Politiker. "Diese Leute wollen unser Land verändern. Wir dürfen den Hass und die Hetze, egal gegen wen, nicht zulassen."

Auch in den Kommentarspalten von nordbayern.de reagierten Fans geschockt. "Nürnberg steht an eurer Seite", schrieb etwa ein Facebook-User, der uneingeschränkte Solidarität ankündigte. "Meine Hochachtung vor Hanno Behrens, der trotzdem versucht hat, seiner Mannschaft zu helfen", schreibt ein anderer Nutzer auf nordbayern.de. "Hut ab, der Capitano hat Mumm!"

Zumindest physisch sind die Morddrohungen beseitigt, Vertreter der Ultras-Organisation UN94 halfen dabei, die Aufkleber und Plakate zu "neutralisieren", wie es Sportvorstand Palikuca formuliert. Wie es in den Köpfen der Spieler aussieht? Darüber lässt sich nur spekulieren. Bereits am Samstagvormittag führte aber etwa der bedrohte Club-Kapitän Hanno Behrens eine Gruppe zum Auslaufen an.


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