Sörensen und der FCN: Jammern vor dem Jahn-Spiel?

25.5.2020, 07:58 Uhr

"Mal schauen, was der Luki hat", antwortete Jens Keller nach dem im Abstiegskampf nur bedingt weiterhelfenden 1:1 gegen Aue. Gefragt hatte ihn der NZ-Kollege, ob dem FCN nach den Ausfällen von Georg Margreitter und dessen Vertreter Lukas Mühl am Dienstag in Regensburg nun ein Abwehrproblem drohe (18.30 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de). Eine Frage, die nicht nur aufgrund der in der Defensivzentrale zusehends angespannteren Personalsituation berechtigt war, von Club-Sprecher Cristian Bönig so in die virtuelle Pressekonferenz transportiert und vom Trainer des 1. FC Nürnberg entsprechend auch weiterführender behandelt wurde.

"Nicht optimal" sagte also der Club-Coach, sei der frühzeitige Verlust von Lukas Mühl im Spiel gegen Aue gewesen. Nürnbergs Niederbayer, der für den aufgrund von anhaltenden Schwindelgefühlen unpässlichen Georg Margreitter im Abwehrzentrum übernommen hatte, war bei einem zunächst durchaus ballgewandten Vorstoß weggerutscht und beim dennoch versuchten Abschluss umgeknickt. Die Fernsehbilder, welche auch die davorgehende recht ungesunde Belastung des linken Fußes festhielten, ließen nichts Gutes erahnen. Tags darauf teilte der FCN mit, dass es sich bei Mühls Verletzung um eine Kapsel-Band-Verletzung handele, deren Schwere erst nach einer MRT-Untersuchung am heutigen Montag benannt werden könne. 

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“Nicht optimal“, wäre Mühls Ausfall - so durfte man Keller verstehen - vor allem deshalb gewesen, da bereits ab Mitte der ersten Hälfte ein Spieler zentral verteidigen musste, der dafür aktuell nicht gerade die besten Voraussetzungen mitbringt. "Asger ist nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Er hat in der Corona-Zeit, als wir Individualtraining hatten, vier Wochen nicht mittrainieren können", sagte Keller zu Mühl-Ersatz Sörensen. Dass der talentierte Däne noch nicht bei 100 Prozent ist und dem Defensivzentrum weniger Sicherheit geben sollte als zuvor Mühl, musste man gegen im Umschaltspiel gefährliche Auer dann auch einige Male zur Kenntnis nehmen. Etwa, als Sörensen kurz vor der Pause viel zu spät dran war, den durchbrechenden Hochscheidt niederstreckte und mit Gelb dafür - so schien es zumindest im ersten Moment - noch gut bedient war. Dass es dem bereits in der 25. Minute - Jens Keller hatte genau auf die Uhr geschaut - eingewechselten Verteidiger an Frische und Timing fehlt, ist das Eine. Dass der 23-Jährige, der bei einem erneuten Einsatz am Dienstag auf seinen Ex-Verein treffen würde, auf die Zähne biss, das Andere. 

Abbau im Abstiegskampf - Keller hofft auf Margreitter 

"Da habe ich schon Respekt gehabt, dass er überhaupt durchhält", lobte der Club-Coach den zähen Nordmann nach der Partie gegen Aue. "Wir müssen jetzt mal schauen und hoffen, dass Georg wieder zurückkommt", schob Keller hinterher. Zumal Verteidigerkollege Mavropanos, der wie schon auf St. Pauli weitgehend überzeugte, aber dennoch die ein oder andere Schlampigkeit in sein Aufbauspiel einstreute, die hohe Belastung laut seinem Trainer ebenfalls anzumerken ist. "Auch Dinos ist in der Corona-Zeit längere Zeit ausgefallen. Auch bei ihm sieht man, dass er körperlich ein bisschen abbaut am Ende."

Die rot-schwarze Restverteidigung: Wird's noch dünner? 

Auf einen Fehlpass von Mavropanos folgte bereits in Hälfte eins Aues Riesenchance zum 1:0. Dass dieses nach der Pause fiel, hatte zwar nicht unbedingt etwas mit einem Nürnberger Innenverteidiger zu tun. Wohl aber damit, dass der Club in der “Restverteidigung“, also bei einem schnellen Vorstoß der Veilchen an mehreren Stellen schlechte Abwehrarbeit verrichtete, sich wie schon auf St. Pauli konteranfällig zeigte. Etwas, vor dem Jens Keller schon im Vorfeld gewarnt hatte – und den gebürtigen Stuttgarter folglich maßlos ärgerte. Dass das mit der “Restverteidigung“ bei der aktuell angespannten Personallage in der hintersten Club-Reihe - für die immerhin noch Patrick Erras eine Option ist - auch eine andere Konnotation hat, macht die Restsaison für Nürnbergs Abstiegskämpfer nicht leichter.