Leitl vermisst Konsequenz

Nach Pokal-Aus: Kleeblatt blickt lieber nach vorne als zurück

8.8.2021, 13:56 Uhr
Bedient: Die Fürther Mannschaft in ihren blauen Pokaltrikots, die sie nur einmal tragen durften in dieser Saison.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Bedient: Die Fürther Mannschaft in ihren blauen Pokaltrikots, die sie nur einmal tragen durften in dieser Saison.

Ein paar Minuten nach der kleinen Sensation dachte Stefan Leitl an die noch viel größere Sensation. Der Trainer des Kleeblatts war kurz zuvor durch den strömenden Regen in die Katakomben des Karl-Liebknecht-Stadions gehuscht, es war ein Bild, das zu diesem Fürther Pokalabend passte. Die vielen feiernden Fans auf der Tribüne, die Babelsberger Glückseligkeit auf und neben dem Platz schien er in diesem Moment auszublenden, natürlich, er musste ja seine Gedanken sortieren, um das Aus in der ersten Runde des DFB-Pokals zu erklären. Als Bundesligist. Bei einem Viertligisten.

Als er zur Erklärung ansetzte, war er draußen auf der Tribüne kaum zu verstehen. Denn immer wieder schrie irgendwer auf den Rängen seine Freude heraus, der Triumph über den Erstligisten war etwas ganz besonderes für die 3000 Babelsberger, die live dabei sein durften. "Es war eine unnötige Niederlage, denn wir hatten über 120 Minuten genügend Möglichkeiten, um das Spiel zu entscheiden", sagte Leitl also. "Wir haben gegen eine sehr kampfstarke Mannschaft gespielt, die sich in alles reingeworfen und stark verteidigt hat."

Seine Mannschaft hätte es trotz der vielen Chancen schlichtweg versäumt, "das Spiel auf unsere Seite zu drehen", weshalb der Schiedsrichter um 21.03 Uhr nach 120 Minuten abpfiff - und auf der kleinen Anzeigetafel noch immer ein 2:2 stand. Es war ein Ergebnis, das den Spielverlauf keineswegs widerspiegelte, aber das war jetzt, in diesem Moment, egal. Die Fans auf den Rängen sangen, klatschten und verspürten eine Energie, die am Ende reichen sollte, um das Kleeblatt im Elfmeterschießen aus dem Pokal zu werfen.

Tor oder nicht?

Dabei hatte der Abend aus Fürther Sicht trotz großer Personalprobleme sehr gut begonnen. Vom Anpfiff weg wollte das ersatzgeschwächte Kleeblatt keinen Zweifel aufkommen lassen, wer in diese nächsten Runde einziehen würde. Nach vier Minuten jubelten die elf Fürther auf und die knapp 300 Fürther neben dem Platz erstmals, Jamie Leweling hatte einen Abpraller deutlich über die Linie gedrückt - doch der auch im weiteren Verlauf schwache Schiedsrichter Robin Braun war der Überzeugung, der Babelsberger Verteidiger hätte den Ball noch rechtzeitig geklärt.

So aber stand es weiter 0:0, "glücklich" sei das gewesen, betonte SVB-Trainer Jörg Buder später, "wenn es nach wenigen Minuten 1:0 steht, läuft das Spiel anders". Das Kleeblatt kombinierte sich weiter ballsicher über den Platz, vor allem Paul Seguin auf der Sechs stach dabei als Taktgeber heraus und holte sich den Ball sogar weit in der eigenen Hälfte ab, weil die Babelsberger so tief standen.

Jung sieht nicht gut aus

Dann tauchte Leweling alleine vor dem Tor auf, umkurvte den Torhüter und suchte den Kontakt. Als er zu Boden fiel, entschied der Schiedsrichter auf Elfmeter - Hrgota verwandelte sicher zum 1:0 (22. Minute). Bis zur Halbzeit hätten die Fürther 2:0 oder 3:0 führen können, stattdessen stand es nach dem ersten Babelsberger Angriff 1:1, weil sich Gideon Jung sehr ungeschickt angestellt hatte. Nach der Pause ging der Außenseiter sogar in Führung und warf sich danach noch energischer in die Zweikämpfe.

Das Kleeblatt rannte trotzdem unaufhörlich an, mehr als der Ausgleich von Julian Green (85.) gelang aber nicht mehr. Und auch in der Verlängerung ließen die Fürther einige Möglichkeiten aus. "Wir waren taktisch gut im Spiel und hatten gute Ballbesitzphasen", sagte Leitl, "und hätten das Spiel gewinnen müssen, wenn wir unsere Torchancen machen." Machten sie aber nicht, seine Spieler hätten die "letzte Konsequenz vermissen lassen, ein Tor zu erzielen", kritisierte der Trainer. Nach 120 Minuten hatten die Statistiker 30:6 Torschüsse verzeichnet - und 2:2 Tore.

Nach zwölf Elfmetern und den Fehlversuchen von Hrgota und Bauer war das Spiel aus und das Kleeblatt raus. Stefan Leitl wollte den Abend "nicht mehr groß analysieren", er dachte lieber schon an die Aufgaben in der Bundesliga. "Da müssen alle an einem Strang ziehen", forderte er, "damit wir die Möglichkeit haben, lange dabei zu bleiben und eine sehr große Sensation zu schaffen."

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