Fürth tut sich schwer

356 Minuten ohne Tor: Warum trifft das Kleeblatt nicht mehr?

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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11.4.2022, 16:30 Uhr
Trainer Stefan Leitl bemängelte gegen Gladbach unter anderem "das Belaufen des ersten Pfostens", wo Torhüter Yann Sommer fast jede Hereingabe (hier vor Branimir Hrgota) abfangen konnte.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Trainer Stefan Leitl bemängelte gegen Gladbach unter anderem "das Belaufen des ersten Pfostens", wo Torhüter Yann Sommer fast jede Hereingabe (hier vor Branimir Hrgota) abfangen konnte.

Am Ende eines langen und traurigen Fußballtages konnte Stefan Leitl doch noch lachen. Der Grund dafür war eine Frage in der Pressekonferenz nach dem 0:2 gegen Mönchengladbach, die eher als Feststellung daherkam. Wer kein Tor schieße, sagte ein Reporter, der könne auch kein Spiel gewinnen. Der Trainer des Kleeblatt lachte kurz, dann sagte er: "Ja, in der Tat ist das so. Was soll ich darauf antworten?"

Leitl versuchte sich trotzdem an einer Antwort - und in dieser zu erklären, warum seine Mannschaft zum dritten Mal Folge kein Tor geschossen hatte. Warum sie, wenn man den Blick weitet, mit 24 Treffern die zweitwenigsten der Liga erzielt hat. "Wir sind Tabellenletzter in der Bundesliga und werden uns nicht viele Torchancen pro Spiel erarbeiten", betonte der Trainer. "Die Situationen, die wir uns kreieren, die musst du versuchen, besser zu nutzen."

Doch das gelingt seiner Mannschaft schon die ganze Saison über nicht. Die Gründe dafür sind vielschichtig, vor allem aber haben sie mit der individuellen Qualität der Spieler zu tun. In den vergangenen vier Spielen schoss das Kleeblatt nur fünfmal aufs Tor, einzig der Versuch von Jamie Leweling beim 1:6 gegen Leipzig ging auch ins Tor. In den 356 Minuten danach hatten die gegnerischen Torhüter wenig zu tun - und wenn doch mal jemand in Weiß-Grün (oder Blau) vor ihnen auftauchte, war der Abschluss kein guter.

Das hat auch mit Formschwankungen der offensiv besten Spieler zu tun. Kapitän Branimir Hrgota, der an 13 von 24 Toren beteiligt war, hat seit sechs Spielen nicht mehr getroffen, Jamie Leweling war vor seinem Treffer gegen Leipzig ebenfalls sechsmal ohne Tor geblieben - und ist es nun auch schon wieder seit drei Partien. Dahinter wird es ohnehin dünn. Cedric Itten, der in der Hinrunde zweimal traf, spielt inzwischen für die zweite Mannschaft der Glasgow Rangers, Jeremy Dudziak (ebenfalls zwei) ist seit Anfang März verletzt - und dann ist da noch Havard Nielsen.

Der 28-Jährige bringt eigentlich alles mit, "er ist ein großer und kopfballstarker Stürmer, der robust und schnell ist", sagte Leitl kürzlich. Doch wenn er mal mitspielt, sieht man von all dem wenig. Auch Nielsen hat erst zwei Tore, "ihm fehlt der Rhythmus, das begleitet uns die ganze Saison schon", betont der Trainer, der froh ist, dass sein lange angeschlagener Angreifer "gesund ist und regelmäßig trainiert", Nielsen brauche "jetzt einfach Spielminuten". Doch allzu viele wird er nicht mehr bekommen, es sind ja nur noch fünf Spiele - und dann endet sein Arbeitsvertrag in Fürth.

"Es geht ums Tempo"

Eine Verlängerung scheint ausgeschlossen. Dass Havard Nielsen in Fürth nochmal zu alter Form findet, allerdings ebenso. Vor allem die Geschwindigkeit des 28-Jährigen geht den Fürthern enorm ab. Wer den Ball selten hat, muss die sogenannten "Umschaltmomente" nutzen, die Situationen, in denen der Gegner ungeordnet ist. Doch die Fürther Konter sind meist sehr schnell vorbei - aufgrund falscher Entscheidungen und mangelnder Geschwindigkeit. "Es geht um Tempo", sagt Leitl - das seiner Mannschaft fast durchweg fehlt. "Wenn du nicht so viele Spieler durch gutes Positionsspiel in die Box bekommst und über Umschaltsituationen gehen musst, ist es schwer, sich durchzusetzen."

Doch auch im eigenen Ballbesitz trifft das Kleeblatt viele falsche Entscheidungen. Gegen Gladbach hatten die Fürther nach der Pause teilweise mehr als 60 Prozent Ballbesitz und auch "die ein oder andere Möglichkeit", so Leitl. "Was bisschen gefehlt hat, war der letzte Pass, die letzte Flanke, wobei die Flanken nicht so schlecht waren, sondern eher das Belaufen des ersten Pfostens" - wo meist einfach niemand stand und Gladbachs Torhüter Yann Sommer ganz entspannt "Danke" sagte.

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