Vor dem Trainingsstart

Das Kleeblatt zwischen Glaubwürdigkeit und Zukunftsplanung

Fadi Keblawi

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4.6.2022, 06:00 Uhr
Geht gelassen in die neue Spielzeit: Rachid Azzouzi.

© Daniel Karmann/dpa/Archivbild Geht gelassen in die neue Spielzeit: Rachid Azzouzi.

Guter Witz. Sagt Rachid Azzouzi zwar nicht, aber der Geschäftsführer Sport der Spielvereinigung Greuther Fürth lacht, als er darauf angesprochen wird, ob das Kleeblatt da vielleicht einen Wettbewerbsvorteil hergeschenkt hat in den letzten Wochen und Monaten. Einen Wettbewerbsvorteil, lernt man also, gibt es nicht für die Spielvereinigung in dieser Fußballwelt.

Da hilft es auch nicht, dass der Abstieg des Kleeblatts schon seit längerem feststand und man früh mit den Planungen für mindestens ein Jahr in der Zweitklassigkeit beginnen konnte. Planen kann man nämlich viel als Kleeblatt, sagt Azzouzi: "Das bedeutet aber nicht, dass sie als Fürth ihre Wunschspieler bekommen."

Also bleibt die Spielvereinigung vor dem Trainingsstart am Sonntag eine Baustelle, wie das ja praktisch für jeden Bundesligastandort gilt in den Wochen bis zum Transferschluss. Deshalb bleibt Azzouzi entspannt, auch wenn er kürzlich erst gesagt hat, dass seine Mannschaft für den versuchten Wiederaufstieg "im Kopf schon steht". Im Kopf ist aber eben anders als in der Praxis, in der dann immer mal wieder Wunschkandidaten absagen oder zögern.

Das gilt zum Beispiel für den Wunschkandidaten Havard Nielsen, den sie sich jetzt schon ein paar Jahre aus nächster Nähe haben ansehen können, dessen Vertrag aber ausläuft. Das Angebot für einen neuen Dreijahreskontrakt mochte Nielsen bislang aber nicht annehmen, weshalb er zumindest beim Trainingsauftakt wohl fehlen wird. "Es ist legitim, dass sich ein Spieler die Zeit nimmt", sagt Azzouzi.

Geld für Ngankam

Zu viel Zeit haben sie aber nicht, auch wenn sie als erster Zweitligist in den Trainingsbetrieb starten. Also sucht Azzouzi natürlich Spieler für die Offensive, aus der sich unter anderem kürzlich ja erst Jessic Ngankam verabschiedet hat. Der hat in den wenigen Einsätzen für die Spielvereinigung so viel Eindruck gemacht, dass erst Fürth die Kaufoption und dann sein Stammverein Hertha BSC die Rückkaufoption gezogen hat. Immerhin: Ein gutes Geschäft für Fürth, auch wenn ein guter Spieler weniger da ist.

Dass sie Ngankam erst die Möglichkeit gegeben haben, in der letzten Saisonphase noch einmal für Aufsehen zu sorgen, bedauert Azzouzi nicht, auch wenn der Spieler andernfalls vielleicht noch ein Jahr geblieben wäre. "Dadurch, dass wir ihn eingesetzt haben, gewinnen wir an Glaubwürdigkeit", sagt Azzouzi, "dadurch können wir anderen Spielern noch besser vermitteln, dass sie bei uns den nächsten Schritt gehen können."

Gesucht: ein Innenverteidiger

Möglich wäre das theoretisch in den kommenden Monaten als Innenverteidiger. Nach den Abgängen von Nick Viergever und Maximilian Bauer ist Azzouzi hier auf der Suche, während er den Verein in Sachen Linksverteidiger gut aufgestellt sieht. Gian-Luca Itter haben die Fürther nun fest verpflichtet. Gemeinsam mit Jethro Willems sei das ausreichend, glaubt Azzouzi.

Bei allen anderen Dingen setzen sie auf die Kreativität, durch die sich das Kleeblatt in den vergangenen Jahren immer wieder ausgezeichnet hat. Im letzten Sommer gelang das weniger, da wogen allerdings die Abgänge der vielen Aufstiegshelden noch schwerer. Jetzt plant Azzouzi eben wieder ein Zweitliga-Aufgebot. Große Unterschiede zwischen den Ligen stellt er nicht fest. "Es ist immer die gleiche Arbeit", sagt Azzouzi. Eine Arbeit, bei der es für die Spielvereinigung Greuther Fürth keine Wettbewerbsvorteile gibt.

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