Nach Niederlage in Berlin

„Dürfen uns nicht auf Andere verlassen“: Fürth schlittert tiefer in den Abstiegssumpf

Sara Denndorf

Werkstudentin

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04.05.2025, 20:03 Uhr
Joshua Quarshie verlor mit der SpVgg Greuther Fürth erneut mit 0:1 - diesmal gegen Hertha BSC.

© Soeren Stache/dpa Joshua Quarshie verlor mit der SpVgg Greuther Fürth erneut mit 0:1 - diesmal gegen Hertha BSC.

„Ich fühle mich ganz als Meister“, hatte Thomas Müller, der mit dem FC Bayern München den Meistertitel in der Bundesliga zu diesem Zeitpunkt noch nicht faktisch, aber praktisch in der Tasche hatte, zum Besten gegeben. Das hat nichts mit der SpVgg Greuther Fürth zu tun, die fernab von der Meisterschaft, fernab von der Bundesliga derzeit um den blanken Klassenerhalt in der 2. Bundesliga kämpfen muss. Oder doch?

Auch am Ronhof hielt man es lange Zeit für ein theoretisches Konstrukt, dass man noch in den Abstiegssumpf rutschen könnte, wenngleich es rechnerisch noch immer möglich ist. Doch je mehr sich die Saison dem Ende neigt, je länger die Sieglosserie andauert, umso mehr wurde aus dem vormaligen nach-unten-Schielen ein Bangen. Und aus dem Bangen nun eine greifbare Angst, die sich in den Auftritten des Kleeblatts zunehmend widerspiegelt. „Es ist bei uns eine ganz schwierige Situation. Jetzt haben wir noch zwei Möglichkeiten, das Ding in die richtige Richtung zu lenken“, konstatierte Cheftrainer Jan Siewert nach der 0:1-Niederlage in Berlin - dem achten Spiel in Folge ohne Sieg.

Zu allem Überfluss verpasst es nicht nur Fürth, selbst zu punkten, sondern die Konkurrenz robbt sogar noch heran: Preußen Münster scheint vom Trainerwechsel-Effekt zu profitieren und bejubelte am Freitag einen satten 5:0-Auswärtssieg in Magdeburg beim Debüt von Interimscoach Christian Pander. Dadurch trennen das Kleeblatt nur noch drei Zähler bei zwei verbliebenen Spielen vom Relegationsrang. Auch ein direkter Abstieg wäre theoretisch noch möglich, bei einem Vorsprung von sechs Punkten aber eher unwahrscheinlich.

Apropos Wahrscheinlichkeiten: Die Wahrscheinlichkeit, dass Fürth an diesem Sonntagnachmittag im Olympiastadion ein Tor schießt, war wahrscheinlich sogar niedriger als das Risiko eines direkten Abstiegs. Denn: Alle Chancen, die das Kleeblatt in diesem Spiel hatte, führen insgesamt statistisch zu 0,35 erwarteten Toren. Dass der Wert derart niedrig und erschreckend ist, ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass es den Fürthern nicht ansatzweise gelungen ist, spielerische Lösungen zu finden und sich in gefährliche Räume zu spielen. Stattdessen resultierte das Gros der Annäherungen aus mehr oder minder verzweifelten Distanzversuchen, die logischerweise wenig Gefahr ausstrahlen.

Vielleicht meint Cheftrainer Siewert die Anzahl der Torschüsse, die Laufleistung, die Anzahl der gespielten Pässe oder den Ballbesitz, wenn er sagt: „Die Statistik sieht sehr ähnlich aus, mit dem Unterschied, dass das Resultat nicht gleich ist.“ Tatsächlich befinden sich die Hertha und das Kleeblatt in den genannten Kategorien nahezu auf Augenhöhe. Dennoch widersprach Ex-Fürther und nun-Berlin-Coach Stefan Leitl, dessen These sich auch von dem xG-Verhältnis stützen lässt: „Ich sehe es bisschen anders. Ich finde schon, dass wir in der ersten Hälfte das bessere Team waren, und die Möglichkeiten da waren, höher zu führen. Zweite Hälfte muss ich sagen, bin ich bei Jan, die Fürther haben viel versucht, aber wir haben es seriös wegverteidigt.“

Er hätte auch sagen können: Die Fürther haben viel versucht, aber unsere Abwehr mit zaghaften, unausgegorenen Angriffen nicht ansatzweise gefordert. Schlussmann Tjark Ernst musste kein einziges Mal parieren. Dem Kleeblatt gelang es weder durch Einzelaktionen noch durch Ballzirkulation, weder im kontrollierten Spielaufbau noch durch Konter hinter die Kette und in die gefährlichen Räume zu kommen. Damit ist das 0:1 in der Hauptstadt das vierte der vergangenen fünf Spiele, in denen dem Kleeblatt kein Treffer gelingt.

Die Leistung gegen die freilich formstarke, an diesem Tag aber maximal durchschnittliche Hertha sorgt für wohl noch größere Sorgen als die Tabellensituation und das Ergebnis selbst. Schließlich deutete das Kleeblatt abermals nichts an, was die Hoffnung auf den so dringend benötigten zehnten Saisonsieg nährt – zumal an den beiden letzten Spieltagen Duelle mit Hannover 96 und dem Hamburger SV anstehen.

Gegen diese hochkarätig besetzten und ambitionierten Ex-Bundesligisten geht es aus Sicht von Joshua Quarhie darum, „noch einmal alles rauszuhauen, damit wir positiv aus der Saison herauskommen“. Der Abwehrmann betont: „In so einer Phase ist es wichtig, bei sich zu bleiben und als Team zusammenzubleiben und so werden wir in die nächsten beiden Spiele gehen. Wir dürfen uns auch nicht auf Andere verlassen und müssen jetzt unsere Hausaufgaben machen.“

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