Leistung stimmt positiv

Ein 1:3 als Mutmacher: Fürth verarbeitet die Niederlage gegen die Bayern

26.9.2021, 14:30 Uhr
Dreimal mussten die Fürther um Paul Seguin (links) und Nick Viergever den Bayern beim Jubeln zuschauen. Ein bisschen stolz waren sie hinterher trotzdem.  

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Dreimal mussten die Fürther um Paul Seguin (links) und Nick Viergever den Bayern beim Jubeln zuschauen. Ein bisschen stolz waren sie hinterher trotzdem.  

Selbst eine Stunde nach dem Schlusspfiff, als der Freitag fast schon zum Samstag geworden war, war dieser ganz besondere Abend noch nicht vorbei. Während Sebastian Griesbeck mit dem Fürther Videoanalysten hinter der Haupttribüne die ersten Versuche einer Analyse unternahm, jubelten und filmten die Bayern-Fans ein paar Meter weiter dem abfahrenden Mannschaftsbus zu. Als dieser den Laubenweg in Richtung Autobahn verlassen hatte, kehrte allmählich Ruhe ein im sonst so entspannten, diesmal aber sehr aufgeregten Fürth.

Um 23.30 Uhr bauten ein paar Arbeiter die letzten Straßensperren rund um den Ronhof ab, die verbliebenen Bayern-Fans schauten sich auf ihren Handys die vielen Bilder an, die sie an diesem Abend gemacht hatten. Es war das späte Ende eines Fußballspiels, dessen Begleitumstände eher an ein Pokal- denn an ein Bundesligaspiel erinnerten. Eines Spiels, bei dem die Fürther Fußballer aber keine Lust gehabt hatten, eine Straßensperre vor dem eigenen Tor aufzubauen, um den Schaden so gering wie möglich zu halten.

Stefan Leitl überraschte mit einer offensiven 4-3-3-Formation, bei der Jeremy Dudziak, Branimir Hrgota und Havard Nielsen sehr hoch anliefen - überhaupt agierten die Fürther so mutig und frech, wie ihr Trainer das in den Tagen vor dem Spiel kommuniziert hatte. Dass Mut in der Bundesliga bisweilen aber eher bestraft als belohnt wird, musste das Kleeblatt in der zehnten Minute anerkennen. Ein bisschen zu euphorisch waren sie weit in die Münchner Hälfte aufgerückt, was die Bayern aber nicht wirklich beeindruckte.

Mit einem Pass überspielten sie sechs Fürther, einen Sprint von Alphonso Davies und einen präzisen Schuss von Thomas Müller später stand es 0:1. Doch auch danach wollten das Kleeblatt keine Straßensperre aufbauen, sondern weiter munter mitspielen. "Fürth hat nach dem Tor den Respekt völlig abgelegt und es gut gemacht", sagte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann später. "Sie haben uns einiges abverlangt, es war schwer, gegen sie zu spielen."

Fehlende Ordnung im Rückraum

Das lag auch daran, dass sich die Fürther von Atmosphäre im ausverkauften Ronhof tragen ließen. Jeden gewonnenen Zweikampf, ja sogar jeden Ball, den die Abwehrspieler aus der eigenen Hälfte schlugen, bejubelten die Menschen auf den Rängen. Dennoch führten die Bayern zur Pause mit 2:0, weil die Spielvereinigung zwar insgesamt gut verteidigte, den Bayern aber doch zu viel anbot. Nach einer halben Stunde durfte Leroy Sané Joshua Kimmich unbedrängt das zweite Tor der Bayern auflegen. "Bei den zwei Weitschusstoren", kritisierte Sebastian Griesbeck, "haben wir unsere Ordnung im Rückraum nicht ganz gehalten."

Als Bayerns Benjamin Pavard nach 48 Minuten die Rote Karte sah, träumte mancher im Stadion vielleicht sogar von mehr als einem Ganz-Gut-Mithalten. Dann aber beförderte Griesbeck einen Freistoß von Kimmich vor dem einschussbereiten Lewandowski ins eigene Tor, knapp 25 Minuten vor Schluss war das Spiel gelaufen. Stefan Leitl kritisierte hinterher, dass seine Mannschaft aus der langen Überzahl zu wenig gemacht habe - mehr als das späte 1:3 durch Cedric Itten in der 87. Minute gelang dem Kleeblatt nicht.

Dennoch war der Fürther Trainer stolz auf seine Mannschaft, die er auf einem guten Weg sieht, auch wenn sie nach sechs Spieltagen mit nur einem Punkt Tabellenletzter ist. Die Entwicklung der vergangenen Wochen macht ihm Mut. Das liegt vor allem an den spät verpflichteten Neuzugängen, die eine zuvor instabile Mannschaft enorm stabilisiert haben. Abwehrchef Nick Viergever gewann gegen die Bayern all seine Zweikämpfe, Linksverteidiger Jetro Willems wird immer besser - und seit Sebastian Griesbeck vor der Abwehr spielt, wird es auch im Strafraum nicht mehr so gefährlich.

"Wir haben gegen Wolfsburg den ersten Schritt gemacht, gegen Hertha den zweiten und heute gegen eine Weltklasse-Mannschaft einen weiteren", befand Leitl. "Punkte gegen die Bayern sind für uns sehr schwer zu holen. Aber die Leistung war sehr gut, darauf lässt sich aufbauen. Demnächst kommen Gegner, gegen die wir punkten können." Und: müssen.

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