Der Kapitän wirkt verzweifelt

Fürths Branimir Hrgota und die erdrückende Last auf den Schultern

18.10.2021, 06:00 Uhr
„Wir müssen positiv denken“, sagte Branimir Hrgota nach der nächsten Niederlage seiner Fürther. Optimismus strahlte der Kapitän dabei aber nicht aus.  

© Melanie Zink/Sportfoto Zink „Wir müssen positiv denken“, sagte Branimir Hrgota nach der nächsten Niederlage seiner Fürther. Optimismus strahlte der Kapitän dabei aber nicht aus.  

Vor ein paar Monaten sah man Branimir Hrgota noch sehr häufig strahlen. Im Sommer war der Kapitän des Kleeblatts ein sehr glücklicher Mensch, einer, der dank der Wertschätzung seines Trainers zu alter Stärke zurückgefunden und seine Mannschaft als Kapitän zum Aufstieg geführt hatte. Auch in der Bundesliga wollte der 28-Jährige seinem Team ein guter Anführer sein – doch diese Rolle ist offenbar zu groß für Hrgota, den die tonnenschwere Last auf den Schultern immer wieder zu erdrücken scheint.

Wie groß die Verzweiflung bei ihm ist, sah man gut am Samstagnachmittag. Da schlich der Kapitän nach einer kurzen Verabschiedung der Fans auf der Nordtribüne mit hängenden Schultern vom Platz, aus der Ferne wirkte es, als würde er sich eine Träne aus dem Auge wischen. Geweint, sagte er kurz darauf im Pressekonferenzraum, habe er nicht, doch der Schmerz sei groß. "Es ist sehr, sehr enttäuschend. Jedes Mal wenn wir verlieren, tut das sehr, sehr weh, vor allem mir als Kapitän."

Dennoch wehrte sich Hrgota trotz eines extrem schlechten Saisonstarts mit nur einem Punkt aus acht Partien gegen allzu harte Kritik, die er aus manchen Fragen nach dem Spiel herauszuhören glaubte. "Zu sagen, dass wir gegen keinen gewinnen können, ist falsch", sagte Hrgota, der sich und seiner gegen Bochum oftmals sehr verkrampften Mannschaft zumindest in Sachen Einsatz keinen Vorwurf machen wollte. "Wir kämpfen wirklich, wir haben gezeigt, dass wir unbedingt gewinnen wollten. Leider ist uns das wieder nicht gelungen."

Der Druck wird dadurch nicht kleiner - und der Samstagnachmittag hatte ja gezeigt, dass sich Hrgota und seine Kollegen mit eben diesem Druck noch ein bisschen schwerer tun. "Fußball ist ein sehr schöner Sport, man kann gegen jeden gewinnen", sagte der Kapitän. "Es ist erst der achte Spieltag, es gibt noch viele Spiele, wo wir Punkte holen können."

Zweifelnd und ratlos

Branimir Hrgota klang dabei sehr ähnlich wie sein Trainer, der kurz darauf im Pressekonferenzraum sitzen sollte. Es waren Durchhalteparolen, der Glaube, dass im Fußball alles möglich ist. "Wir müssen positiv denken", sagte Hrgota. "Heute tut es sehr weh, morgen werden wir alles analysieren, was wir besser machen müssen und was falsch lief."

Als der Kapitän vom positiven Denken sprach, wirkte er aber wie das genaue Gegenteil. Wie ein zweifelnder und ratloser Mann, der auch nicht mehr so recht weiter weiß. Einer, der die Freude am Sport in den vergangenen Monaten verloren hat. Ob er sich überhaupt noch auf Fußballspiele freuen könne? "Nach einer Niederlage ist es sehr schwierig, an das nächste Spiel zu denken", wich Hrgota der Frage aus, er werde "nach Hause fahren, alles analysieren, was ich und die Mannschaft besser machen können", sagte er. "Am Montag und Dienstag machen wir uns andere Gedanken, denn es macht keinen Sinn, an Bochum zu denken, wenn Leipzig kommt."

Dann stand er mit traurigem Blick auf von seinem Stuhl. Es wirkte wie eine Erlösung.

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