Green trifft zum Ausgleich

Nur 1:1 gegen Sandhausen: Biederes Kleeblatt gewinnt zur Kärwa nicht

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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1.10.2022, 14:59 Uhr
Das einzige Fürther Tor: Julian Green glich kurz nach der Pause aus.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Das einzige Fürther Tor: Julian Green glich kurz nach der Pause aus.

Der Regen nahm den Menschen in Fürth eine ihrer größten Freuden. Die traditionelle Eröffnung der noch ein bisschen traditionelleren Michaeliskirchweih am Samstagvormittag ist für viele ein fester Termin im Kalender - wenn nicht gerade eine Pandemie die Kärwa unmöglich macht. Doch als Oberbürgermeister Thomas Jung nach drei Jahren Corona-Pause um 11 Uhr das erste Fass mit zwei Schlägen "anstoch", da hatte der Himmel seine Schleusen weit geöffnet.

Also war es an der Spielvereinigung, den Menschen in Fürth eine Freude zu bereiten. Das war ihr in den vergangenen Monaten ja eher selten gelungen - und auch am ersten Kärwa-Tag gelang ihr das nur bedingt. Beim 1:1 gegen Sandhausen holte das Kleeblatt zwar einen Punkt, der Auftritt während der 93 Minuten war aber ein wenig erbaulicher.

Seine Startelf veränderte Fürths Trainer Marc Schneider nur auf einer Position. Stammtorhüter Andreas Linde, der beim 2:1 gegen Paderborn noch erkrankt gefehlt hatte, kehrte zwischen die Pfosten zurück, auf den zwei weiteren Positionen vertraute Schneider demselben Personal, das zuletzt den ersten Sieg erspielt hatte. Auch taktisch wollte das Kleeblatt dort weitermachen, wo es vor der Länderspielpause aufgehört hatte - und begann erneut in einem 4-2-3-1 mit den beiden defensiven Sechsern Sebastian Griesbeck und Max Christiansen.

Eben jener Christiansen war es auch, der für den ersten Aufreger im Spiel sorgte. Nach einem Einwurf von Marco John haute der Fürther in der eigenen Hälfte über den Ball, Sandhausens David Kinsombi nutzten den Aussetzer und schickte Alexander Esswein in die Tiefe. Der frühere Nürnberger blieb vor Linde cool und schob in der zwölften Minute zum 0:1 ein. Es war der nächste Rückschlag für das Kleeblatt, das schwach in das Spiel gestartet und bis zum frühen Rückstand nur einmal nach einer schönen Kombination über Simon Asta und Dickson Abiama gefährlich geworden war.

Raunen im Ronhof

Besser wurde es auch danach nicht. Die Führung spielte den Sandhäusern, die sich ja ohnehin eher über solides Verteidigen definieren, in die Karten. Mit Ball sah das Kleeblatt an diesem verregneten Nachmittag mal wieder aus wie der Tabellenvorletzte, der es in der Tabelle ja auch aus ist. Im Offensivspiel gelang den Fürthern kaum etwas, immer wieder ging bei Fehlpässen und uninspirierten Aktionen ein Raunen durch den ob der sportlichen Tristesse ja eh schon sehr unruhigen Ronhof.

Nachdem es auch in der Folge nicht besser wurde, erklangen nach einem weiten Ball ins Nichts um 13.29 Uhr die ersten Pfiffe. Sollte der Erfolg gegen Paderborn den Fürthern auch nur ein bisschen mehr Selbstbewusstsein gegeben haben, war dieses spätestens jetzt wieder verschwunden. Das war auch Ragnar Ache anzusehen. Der in Fürth bislang meist sehr unglückliche Angreifer hätte den Ball nach einem Eckball freistehend in die Ecke schieben können, schoss aus sieben, acht Metern aber genau den Sandhäuser Torwart an (35.).

Zwei Minuten später behinderten sich der schwache Branimir Hrgota und Julian Green gegenseitig am Sechzehner, Green schnappte sich den Ball, schloss ab und zwang Patrick Drewes immerhin zur zweiten Parade des Spiels - nach 37 Minuten. Der Abpraller landete vor den Füßen von Abiama - der auch in dieser Partie mal wieder überfordert wirkte und den Ball nicht kontrollieren konnte.

Als der Schiedsrichter zur Pause pfiff, da pfiffen auch nicht wenige Menschen auf den Rängen. Das Kleeblatt spielte gegen einen Konkurrenten im Abstiegskampf über weite Phasen wie ein Absteiger, wirkte mut- und planlos - und lag zurecht mit 0:1 hinten.

Abiama muss zur Pause raus

Auch Trainer Schneider war offenbar sehr unzufrieden mit dem Auftreten seiner Mannschaft und wechselte bereits in der Halbzeit. Dickson Abiama durfte in der Kabine bleiben, seinen Platz auf der rechten Außenbahn übernahm Jeremy Dudziak - der kurz darauf am Ausgleich beteiligt war. Ache blieb mit seinem Dribbling zunächst hängen, Dudziak übernahm und legte im Strafraum quer auf Asta. Dessen wuchtigen Schuss ließ Drewes zur Seite abprallen, wo Asta die Übersicht behielt und an den zweiten Pfosten flankte. Dort stand Green alleine und köpfte zum 1:1 ein (48.).

Viel Rückenwind gab das Tor dem Kleeblatt aber zunächst nicht. Erst nach einer Stunde probierte es Ache mal wieder aus 18 Metern, zielte aber drei Meter zu weit nach links. Auch die Sandhäuser taten außer langen Bällen eher wenig für das Spiel, sodass die Partie ereignisarm dahunplätscherte - wie der Vergleich zweier Mannschaften aus dem Tabellenkeller eben.

In der 69. Minute wachten immerhin die Fürther mal wieder auf. Hrgota holte einen Eckball raus, dem noch zwei weitere folgen sollten. Gefahr entstand allerdings nur nach einem, als Asta von rechts das Außennetz traf. Aus dem Spiel heraus erspielte sich das Kleeblatt auch danach keine Chancen, nach 72 Minuten stieg Ache bei einem Freistoß am höchsten, setzte seinen Kopfball aber am rechten Pfosten vorbei. Der Spielvereinigung lief jetzt die Zeit davon - und seinen Ersatzspielern schien Marc Schneider auch keinen frischen Schwung zuzutrauen.

Erst in der 76. Minute wechselte das Kleeblatt zum zweiten Mal. Für Green und Ache kamen Timothy Tillman und Afimico Pululu - es waren zwei positionsgetreue Wechsel, wagen wollte Schneider offenbar nicht zu viel. Auf der Bank saßen mit Tobias Raschl und Armindo Sieb ja weitere Offensivspieler, die aber diesmal nur Ersatzspieler blieben. Kurz darauf rauschte der Ball nach einer Hereingabe Tillmans einmal ohne Abnehmer quer durch den Strafraum, dann dribbelte Pululu mit dem Ball an der Grundlinie ins Aus.

Wenig Power in der Schlussphase

Auf eine wirkliche Schlussoffensive hatte das Kleeblatt anscheinend keine Lust und schob sich lieber den Ball ein bisschen zu. Die Menschen auf den Rängen wurden immer unruhiger, pfiffen, schimpften und versuchten vergeblich, ihre Mannschaft anzupeitschen. Erst in der 86. Minute schoss Christiansen mal wieder aus wenigen Metern, scheiterte aber an Drewes. In der 90. Minute musste Linde stattdessen gegen den eingewechselten Ahmed Kutucu sogar noch den einen Punkt festhalten.

Die dreiminütige Nachspielzeit nutzte der ehemalige Fürther Tom Trybull, um sich die gelb-rote Karte abzuholen. In der letzten Aktion des Spiels setzte Dudziak einen Kopfball über das Sandhäuser Tor, dann war Schluss. 1:1. Nur 1:1. Das Kleeblatt tritt im Abstiegskampf auf der Stelle - und trat während der 93 Minuten auch auf wie ein verunsicherter Abstiegskandidat.

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