TV-Gelder: Wie FCN und Kleeblatt profitieren möchten

25.12.2020, 06:00 Uhr
"TV-Gelder endlich fair verteilen!" steht auf einem Banner, der im Stuttgarter Stadion gespannt ist. Die Fans fordern seit Jahren, die Kluft zwischen Groß und Klein zu verringern.

© Sebastian Gollnow, dpa "TV-Gelder endlich fair verteilen!" steht auf einem Banner, der im Stuttgarter Stadion gespannt ist. Die Fans fordern seit Jahren, die Kluft zwischen Groß und Klein zu verringern.

Die Fußball-Pause hierzulande ist nach den Feiertagen so kurz wie nie zuvor, in England wird traditionell durchgespielt. Vor allem der Boxing Day zieht am 26. Dezember Jahr für Jahr zig Millionen vor die Fernseher; heuer geht es um 13.30 Uhr MEZ los (Leicester City - Manchester United), die letzte der sechs Partien beginnt um 21 Uhr MEZ (Manchester City - Newcastle United).

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Auf der Insel gehört der Kick an Weihnachten längst zum Fest wie der Plum Pudding, ist aber natürlich ebenfalls Teil eines gigantischen Medienvertrags. In der Saison 2018/19 kassierten die 20 Klubs insgesamt rund 2,6 Milliarden Euro, der sich anschließende Drei-Jahres-Vertrag der Premier League, geschlossen unter anderem mit Sky Sports und der BT Group, garantiert sogar noch etwas mehr.

Beträge, von denen sie in Deutschland nur träumen können. Die DFL berichtet sogar von leicht rückläufigen Erlösen für die Spielzeiten 2021/22 bis 2024/25. Insgesamt 4,4 Milliarden werden an die 36 Fußball-Unternehmen der ersten und zweiten Liga ausgeschüttet. Das Wie sorgte in letzter Zeit für lebhafte Debatten – die auch der neue, geringfügig modifizierte Verteilungsschlüssel nicht beenden konnte.

Klein gegen Groß: Etwas gerechter soll es künftig zugehen. Dass es auch so kommt, glaubt nicht jeder Vereinsvertreter wirklich. Beim 1. FC Nürnberg können sie mit der neuen Lösung ganz gut leben, weil künftig etwa auch das Fan-Interesse mit einfließt. Belohnt werden Vereine, "die ihre Bemühungen auf große gesellschaftliche Relevanz ausrichten", wie Niels Rossow sagt, der Kaufmännische Vorstand, "das war unser Pfund, das ist unserer Überzeugung nach das Pfund für den deutschen Fußball, für das wir geworben hatten."

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Zwei Prozent der insgesamt 1,1 Milliarden pro Saison werden somit einer Marktforschungs-Rangliste folgend überwiesen, 22 Millionen, zunächst drei Prozent (33 Millionen) belohnen gute Nachwuchsarbeit. "Sehr in unserem Interesse" sei auch die stärkere Berücksichtigung der Talentförderung, "hätte es die Etablierung dieser beiden Säulen nicht gegeben, fielen die Medienerlöse für den 1. FC Nürnberg deutlich geringer aus", so Rossow.

Ein fester Sockel

Gut die Hälfte regelt die Säule "Gleichverteilung", jeder bekommt einen festen Sockel-Betrag. Alle Erstligisten ab der nächsten Saison 24,7 Millionen, alle Zweitligisten 6,9 Millionen Euro. Über die klassische Fünf-Jahres-Wertung (42 Prozent bis 2022/23, danach 43 Prozent) fließt zudem wie gewohnt das sportliche Abschneiden mit ein. Konstant gute Schlussplatzierungen werden in der Summe belohnt, weniger gute führen zu Abzügen. Wie beim Club.

In der ersten Liga gab’s 2018/19 trotz des Abstiegs knapp 35 Millionen, in der zweiten Liga 2019/20 rund 20 Millionen. Und 2020/21 drohen wegen des zuletzt negativen Trends nochmals zirka fünf Millionen weniger. Über die jetzt verabschiedete Neu- und Umverteilung erhofft Rossow, zumindest einen Teil der Verluste auffangen zu können. Eine "sehr weise und zukunftsorientierte Entscheidung des DFL-Präsidiums" nennt er den kürzlich verabschiedeten Beschluss, weil darin auch "die kurzfristigen Folgen der Covid-Pandemie berücksichtigt" worden seien.

Gemeint ist damit "die höhere Gewichtung der Stabilität gegenüber variablen Faktoren", wie es die DFL in ihrer Begründung nennt. Heißt: Mehr TV-Geld fix pro Spielzeit und weniger von den Vereinen selbst beeinflussbar. Das lobt auch Holger Schwiewagner, Geschäftsführer der Spielvereinigung Greuther Fürth: "Es ist gut und richtig, dass der Gleichverteilungsansatz ausgebaut wurde, das federt das Risiko ab."

Der Kleeblatt-Macher findet aber auch, dass die Neuregelung nur "ein erster Schritt" in Richtung gerechterer Verteilung sein kann, es gilt, die Schere zwischen den großen und den kleinen Vereinen nicht zu sehr auseinanderklaffen zu lassen. "Jetzt sind wir alle gefordert, die nächsten vier Jahre zu nutzen, um das Modell weiterzuentwickeln", sagt Schwiewagner, der aber auch betont, dass es keinen Grund zum Jammern gebe. "Die zweite Liga gehört zu den zehn umsatzstärksten Ligen in Europa", das zeige generell, dass die DFL auf einem guten Weg sei.

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Die anderen drei Säulen der Geldverteilung sind hingegen von den Klubs beinflussbar und das spornt Schwiewagner, das spornt die Spielvereinigung an. "Darum geht es ja im Sport", erklärt der Geschäftsführer. "Wir machen das alles, um Erfolg zu haben." Was das "Interesse" angeht, rangieren die Fürther unter den 36 Erst- und Zweitligateams auf Position 26 (der FCN liegt auf Platz 15), da ist noch etwas Luft nach oben, unzufrieden ist Schwiewagner aber nicht. "Wir sind per se ein sehr sympathischer Verein", sagt er. "Das liegt an unserer guten Nachwuchsarbeit und mittlerweile auch wieder an unserem Spielstil." Über diese Attribute versuchen sie in Fürth, ihr Profil weiter zu schärfen. Und im Ranking zu klettern.

Den Boxing Day lässt der Fürther Geschäftsführer übrigens ausfallen, er nutzt die Zeit zwischen den Jahren lieber, um vom Fußball abschalten zu können. Er würde sich auch nicht wünschen, dass in Deutschland künftig zu dieser Jahreszeit gespielt wird. Denn am Ende wird Fußball für den Fan gespielt. Und der steht lieber im Sommer im Stadion als im Winter. ​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​

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