Zu oft zweiter Sieger: FCN lässt im Derby Konstanz vermissen

29.11.2020, 19:52 Uhr
Zu oft zweiter Sieger: FCN lässt im Derby Konstanz vermissen

© Foto: Daniel Marr/Zink

Als Schiedsrichter Felix Brych das 267. Frankenderby nach Ablauf der dreiminütigen Nachspielzeit sehr pünktlich beendet hatte, rannte Robert Klauß wild gestikulierend aufs Spielfeld und deutete dabei immer wieder auf seine Armbanduhr. Offenbar hätte der Trainer des 1. FC Nürnberg seiner Mannschaft gerne noch ein paar Sekunden länger dabei zugesehen, wie sie sich um den Ausgleich mühte.


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Tatsächlich war das 3:3 in der Schlussphase dieses kurzweiligen Nachbarschaftsduells gefühlt in der Luft gelegen, allein Fabian Schleusener hatte es bei zwei reizvollen Chancen verpasst, seinen Status als Relegationsheld auch noch mit ein paar Derby-Meriten aufzuhübschen. Dass die zweite Niederlage im zweiten Geisterderby dennoch schon in Ordnung ging, mochte nach der Rückkehr zum normalen Ruhepuls aber auch Klauß kaum bestreiten. Wie schon so oft hatte seine Elf ihre Qualitäten eben nur phasenweise erahnen lassen. "Das Spiel war ein komplettes Spiegelbild unserer Leistungsfähigkeit", befand Klauß und beklagte einmal mehr fehlende Konstanz über 90 Minuten.

Zwei Drittel davon war der Club gegen spielstarke Fürther vor allem in den direkten Duellen "zu oft zweiter Sieger", wie es Torjäger Manuel Schäffler etwas euphemistisch formulierte, weil verlorene Zweikämpfe nun mal verloren sind. Auch Klauß monierte, dass seine Profis den Gegner "nur begleitet" hätten, "da müssen wir energischer hingehen und mehr Druck auf den Ball geben".

Gemeint haben dürfte er unter anderem jene Szene vor dem 1:2, als fünf Nürnberger Havard Nielsen zusahen, wie er den Ball ins Netz zirkelte. Auch vor und nach dem 1:3 durch Branimir Hrgota präsentierte sich die Defensive erstaunlich desinteressiert am gemeinsamen Verteidigen. Nur das Aluminium bewahrte die Gastgeber in dieser Phase vor einem drohenden Debakel – und bot ihnen so die Chance, sich doch noch einmal "über Robustheit und Kampf in die Partie reinzuarbeiten", wie Klauß lobte.

"Wir werden unseren eigenen Weg gehen"

Dass just der vielgescholtene, erst zur Halbzeit eingewechselte Nikola Dovedan dem Club mit dem Treffer zum 2:3 noch einmal Leben einhauchte, gehörte zu den kuriosen Randnotizen eines intensiven Fußballspiels. Klauß’ Hoffnung auf den "Lucky Punch" sollte sich aber nicht mehr erfüllen. Weil dieser zeitgleich Heidenheim beim 3:2-Sieg gegen den Hamburger SV geglückt war, durfte Fürth das Max-Morlock-Stadion auch noch als neuer Spitzenreiter verlassen. Nürnberg hingegen rutschte wieder auf Tabellenplatz 13 ab, in unangenehmer Nähe zur Abstiegszone.

Die Machtverhältnisse im fränkischen Fußball scheinen sich also weiter zu verschieben. Während Klauß immer wieder von einem "Entwicklungsprozess" spricht, der eben Zeit brauche, hat das kompakte Kleeblatt unter Trainer Stefan Leitl auch spielerisch enorm zugelegt. Zum Vorbild nehmen mag sich Klauß den aufstrebenden Rivalen dennoch nicht. "Wir werden unseren eigenen Weg gehen, und wir haben unsere eigenen Prinzipien und Dinge, an denen wir arbeiten", sagte der 35-Jährige fast trotzig und verwies auf "Teilbereiche", in denen man es "schon ganz gut mache".


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Weil Erfolg im Fußball aber meist ein funktionierendes Ganzes erfordert, dürfte die erste Zwischenbilanz, die Klauß nach zehn Saisonspielen ziehen möchte, eher bescheiden ausfallen. Es sei denn, dem Club glückt in Paderborn ein ähnlicher Überraschungscoup wie zuletzt beim 4:1 in Osnabrück. Dazu müsse man, riet Schäffler, "den Kopf oben behalten und Gas geben". Und das möglichst mal über 90 Minuten.

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