Morgen ist 11. November

Trauriger Faschingsstart? Nürnbergs Narren zwischen Hoffen und Bangen

10.11.2021, 05:59 Uhr
Faschingszug 2019 in Nürnberg: Ob man diesmal wieder so unbeschwert feiern kann?

© Michael Matejka, NNZ Faschingszug 2019 in Nürnberg: Ob man diesmal wieder so unbeschwert feiern kann?

Morgen ist Auftakt zur diesjährigen Fastnacht: Nürnbergs Faschingsvereine schwanken wegen der alarmierend steigenden Corona-Inzidenzen und den damit verbundenen Maßnahmen zwischen Optimismus und Skepsis. "Wir planen so, als ob alles ganz normal durchführbar wäre", sagt Manfred Ruff, Vorsitzender der Knoblauchsländer "Buchnesia", "aber wir sind natürlich sehr vorsichtig."

So hat der Verein zwar die Meistersingerhalle für seine Prunksitzung am 12. Februar gemietet - aber mit Rücktrittsrecht. Man will vorbereitet sein, falls noch strengere gesetzliche Regelungen gelten und eine Saalfeier ausgeschlossen sein sollte. Eine schöne Situation sei es nicht, merkt der 64-Jährige an, aber: "Man muss mit der Unsicherheit leben, planen und hoffen."


Rückblick: Online-Fasching für Nürnbergs Narren


Doch es ist nicht ganz einfach, die bohrenden Gedanken aus dem Kopf zu bekommen. Ruth Angermeyer trainiert die Garden der "Buchnesia", sie sind das Aushängeschild des Vereins. Etliche deutsche Meistertitel hat der Verein mit seinen Tänzerinnen und Tänzern bereits gewonnen.

Auch während der vergangenen Monate haben sich die Aktiven zum Üben getroffen - immer der jeweiligen Situation angepasst. Als die Turnhallen geschlossen waren, trafen sich die Jugendlichen zum Tanzen auf dem Parkplatz oder auf einer Wiese.

Turnen im Wohnzimmer

Während des Lockdowns war das nicht mehr möglich, nun gab es Online-Training. "Doch zuhause im Wohnzimmer können die Mädchen und Jungen natürlich nicht so herumspringen wie auf der Bühne oder in der Turnhalle", erklärt Angermeyer. Für die bevorstehende Saison ist sie "eher pessimistisch": "Ich glaube nicht, dass der Fasching in gewohnter Form stattfinden kann. Mit Maske im Saal, das funktioniert doch nicht."

Andererseits muss sie die Kinder und Jugendlichen motivieren, schließlich verlangt das Training einiges an Einsatz und Disziplin ab. Während Corona ist die erfolgreiche Gruppe Ü15 deutlich geschrumpft: Von einst rund 40 Mitgliedern kommen jetzt noch 24. Viele hätten Angst, dass sie die Anforderungen für Abitur oder Studium nicht bewältigen, vermutet Angermeyer.

Die verbliebenen Aktiven üben seit Mitte September wieder in der Turnhalle der Gostenhofer Preißlerschule. Dabei achten sie bei dem schweißtreibenden Training auf die Hygienevorschriften: Bis auf zwei Jugendliche sind alle geimpft, die beiden Ungeimpften müssen Testnachweise bringen.


Warum der Fasching auch Fastnacht heißt


Udo Diehl, Vorsitzender des Festausschusses Nürnberger Fastnacht, will die deprimierte Stimmung der ausgefallenen letzten Saison hinter sich lassen: "Wir sind optimistisch. Jeder freut sich, dass es jetzt wieder losgeht." Er spürt eine gewisse Euphorie, die ersten Veranstaltungen sind bei einigen Vereinen in den vergangenen Tagen bereits gelaufen.

Der Festausschuss hat seine Hauptaufgabe, ein Nürnberger Prinzenpaar zu finden, erfüllt: Es wird morgen am 11.11. um 11.11 Uhr offiziell vorgestellt. Außerdem muss der Ausschuss Termine für rund 50 Veranstaltungen absprechen, auf denen die närrischen Majestäten auftreten sollen. Es müssen Orden bestellt und Fahrzeuge organisiert werden. Ob man wie früher auch ein bisschen Spaß ins Altenheim bringen kann, überlegt Diehl. Wahrscheinlich nicht, der Schutz der Senioren vor Corona-Ansteckung ist wichtiger.

Zusagen unter Vorbehalt

"Wir sehen dem Fasching mit etwas Bangen entgegen", betont Waltraud Mammen, erster Vorstand bei der Nürnberger Luftflotte, "die Frage ist, ob wir beispielsweise mit 2G (geimpft oder genesen) wirtschaftlich arbeiten können." Künstler, Kapelle, Saalmiete - alle Zusagen wurden unter Vorbehalt gegeben.

Die Luftflotte hat erstmals die Meistersingerhalle gebucht. Denn das traditionelle Treffen im Hotel Maritim ist nicht mehr möglich, es wird gerade grundlegend saniert. Die Faschingsvereine bedauern, dass der dortige Saal nicht mehr zur Verfügung steht. Es gibt - außer in der Gartenstadt - keinen zweiten Saal, der für die Bedürfnisse der Faschingsgesellschaften taugt: 4,50 Meter Raumhöhe sind notwendig, um eine Bühne unterzubringen, auf der akrobatische Tanzvorführungen stattfinden. Neben Corona ist das ein weiteres Handicap für die Nürnberger Fastnacht.

Als Raupe durch die Innenstadt beim Nürnberger Faschingszug 2019.

Als Raupe durch die Innenstadt beim Nürnberger Faschingszug 2019. © Michael Matejka, NNZ

Der vergangene Fasching lief nur online - das könnte auch in den kommenden Monaten wieder drohen. Trotz etlicher Abstriche hat Waltraud Mammen im Rückblick gute Erinnerungen: "Wir haben Workshops mit Seniorengymnastik, Zumba und Kochkurs gemacht und der Kinderfasching war ein großer Erfolg. Die Kinder haben zuhause vor dem PC Lieder gesungen und getanzt." So habe sich das Gemeinschaftsgefühl via Bildschirm doch ein bisschen vermittelt.

Menschen, die sich mögen

Gemeinschaft ist auch das Stichwort für Walter Hahn vom Nürnberger Fastnachtszug: "Das ist nicht nur ein großer Umzug. Es treffen sich viele Menschen, die sich mögen und die miteinander feiern wollen." Das Datum für den "Gaudiwurm" steht: Am 27. Februar treffen sich die Teilnehmer am Stadtpark zum Marsch durch die Innenstadt.

Dass er wie vor neun Monaten noch einmal ausfallen könnte, daran will Hahn derzeit lieber nicht denken: "Alle waren enttäuscht und niedergeschlagen. Wir bereiten nun alles vor und sind guter Dinge. Wir sind optimistisch, dass es klappt." Und falls die Stadt doch ein Verbot ausspricht? Darauf gibt Manfred Ruff von der "Buchnesia" zur Antwort: "Dann sind wir traurig, rücken das Krönchen gerade und planen den nächsten Fasching."