Mehr Komfort und Sicherheit für Radfahrer

Verkehrsausschuss einig: Nürnberg bekommt weitere Fahrradstraßen

19.10.2021, 11:18 Uhr
In Nürnberg soll es weitere Fahrradstraßen geben. Der Verkehrsausschuss hat die Verwaltung mit der Planung beauftragt.

© Stefan Hippel, NN In Nürnberg soll es weitere Fahrradstraßen geben. Der Verkehrsausschuss hat die Verwaltung mit der Planung beauftragt.

Durch den Rennweg, die Metthingstraße, die Humboldtstraße und an vielen anderen Stellen im Stadtgebiet: Auf über zehn Kilometern können sich Radlerinnen und Radler in Nürnberg auf extra ausgewiesenen und meist in knalligem Rot eingefärbten Fahrradstraßen fortbewegen.

Sicher und komfortabel seien sie und werden gut angenommen, sagen Kommunalpolitiker, etwa der verkehrspolitische Sprecher der SPD, Nasser Ahmed. Seine Fraktion wünscht sich, dass dieser Erfolg durch Verkehrszählungen noch bestätigt wird.

2018 gaben die Stadträte grünes Licht für eine erste Stufe eines größeren Gesamtkonzepts: Zunächst zwölf Fahrradstraßen standen auf dem Plan. Seit Ende 2019 hat der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (SÖR), den Großteil davon eingerichtet. Nun sollen - so das einhellige Ziel von Verwaltung und Rat – in einem zweiten Aufschlag weitere zehn bis 15 Kilometer Fahrradstraßen geplant und umgesetzt werden. Ziel ist ein regelrechtes Netz guter Radinfrastruktur.

Lange Liste mit Vorschlägen

Die Liste, die sich die städtischen Verkehrsplaner vorstellen können, ist lang: In Thon sehen sie beispielsweise Radler Am Thoner Espan, in der Michaelstraße, Mittelstraße und Lohestraße gut aufgehoben, in Röthenbach sei die Felsenstraße eine gute Alternative zur Gebersdorfer Straße für Menschen die in Richtung Stein und zum Faberwald radeln.

Weiterhin könnten Radler statt entlang des Nordrings entspannter über Schleifweg, Gerngrosstraße, Otto-Geßler-Straße und Senefelderstraße rollen. Zwischen Nordostbahnhof und Altstadt sehen die Verkehrsplaner Potenziale in der Veillodterstraße, im Rennweg und der Bismarckstraße.

Sicher durch die Südstadt

Für die Südstadt gibt es ein ganzes Paket an Vorschlägen, etwa rund um den Hauptbahnhof. Außerdem möchte man Radler von der stark befahrenen Regensburger Straße in ruhigere Gegenden in Glockenhof umleiten. Im Stadtteil Hummelstein könnte die Kleestraße und die Schönweißstraße eine gute Anbindung zur Sperberstraße und Pillenreuther Straße sein. Aber auch in Schweinau soll sich etwas tun: Hier soll einmal der „Grüne Weg zum Faberwald“ - er führt vom Plärrer nach Röthenbach – entstehen. Teile davon, etwa Abschnitte in der Ambergerstraße, Turnerheimstraße und Daimlerstraße würden sich als Fahrradstraßen eignen, so die Planer. „Unser Hauptziel ist es, den Radverkehr zu mehren und ein weiteres Ziel ist es, den Radverkehr zu bündeln“, sagte Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich im Verkehrsausschuss.

Auf diese Bündelungswirkung setzt CSU-Stadtrat und Verkehrsexperte Max Müller: „Die Fahrradstraßen sollen eine Sogwirkung erzeugen“, sagt er. Eine weitgehende Trennung von Radlern und Autofahrern könnte Konflikte vermeiden, meint Müller. Nahegelege Fahrrad-Verbindungen in Mögeldorf und an der Pegnitz könnten beispielsweise die Verkehrssituation in der Ostendstraße entspannen. Drahtesel auf Fahrradstraßen, Autos und Lkw auf den Hauptverkehrsstraßen – das hört sich zunächst gut an.

Quell- und Zielverkehr an Hauptverkehrsstraßen

Vertreter von SPD, Grünen, Linken und ÖDP halten eine Umsetzung aber für unrealistisch. An der viel befahrenen Ostendstraße würden beispielsweise auch Menschen mit Fahrrädern wohnen oder zum Brezen kaufen kommen, gibt Nasser Ahmed (SPD) zu Bedenken. Von Quell- und Zielverkehr, den man berücksichtigen müsse, spricht auch Titus Schüller von den Linken. Baureferent Ulrich weiß: „Es gibt Pendler, die vor allem schnell zum Ziel kommen wollen, und an den Hauptverkehrs-Straßen fahren. Ein anderer Teil will sichere und angenehme Radwege, nutzt Fahrradstraßen und Grünzüge um ans Ziel zu kommen.“ Bis 2033, so die bisherige Linie, soll es an allen großen Ein- und Ausfallstraßen auch eine gute Radinfrastruktur geben.

Weniger Durchgangsverkehr und Aufklärung

Einigkeit bestand im Verkehrsausschuss darüber, dass Auto-Durchgangsverkehr in Fahrradstraßen nichts verloren hat. Sperrungen oder Zufahrtsmöglichkeiten ausschließlich für Anwohner lehnten die Stadträte aber einhellig ab. Grünen-Stadtrat Mike Bock könnte sich jedoch vorstellen, den Parksuchverkehr durch ein geringeres Parkplatzangebot zu verringern.

Handlungsbedarf besteht nach Ansicht vieler Räte in der Aufklärung über die Verkehrsregeln in den noch relativ neuen Fahrradstraßen - sie wurden erst 2014 eingeführt. „Es gibt noch viele Unklarheiten, vor allem bei Autofahrern“, findet Max Müller, CSU. Die SPD könnte sich hierfür unter anderem eine Plakatkampagne vorstellen.