Bis zu 16.000 Euro Teilnahmegebühr: Funktioniert die Biofach als Digitalmesse?

17.2.2021, 09:44 Uhr
Dieses Jahr wird es solche Bilder nicht geben: Rote Paprika mit Bio-Siegel am Stand von Demeter auf der BioFach-Messe in Nürnberg.  

© David Ebener, NN Dieses Jahr wird es solche Bilder nicht geben: Rote Paprika mit Bio-Siegel am Stand von Demeter auf der BioFach-Messe in Nürnberg.  

Es duftet nach frischem, ökologisch angebauten Kaffee, nach Gewürzen, Männer und Frauen drängen sich in den Hallen, überall wird verhandelt, Produkte werden beworben und es kann probiert werden: Wurst, Käse, exotisches Obst und Gemüse aus aller Welt, aber auch regionale Produkte. So kennt man die BioFach, die Weltleitmesse der Branche, die seit über 30 Jahren stattfindet.

Doch dieses Jahr bleiben die Messehallen in Nürnberg leer. Die BioFach und die internationale Fachmesse für Naturkosmetik Vivaness finden wegen der Pandemie nur virtuell statt. Sowohl für die Verantwortlichen der Messe also auch für viele Aussteller und Kunden wird dies eine neue Erfahrung werden. Statt über 3000 Aussteller, die 2020 ihre Produkte präsentiert haben, sind dieses Jahr knapp die Hälfte (über 1400) dabei.

Digitale Weinverkostung

Seit über 20 Jahren nutzt der Weinhändler "Peter Riegel Bioweine" aus Orsingen (Landkreis Konstanz in Baden-Württemberg) die BioFach als Treffpunkt der Branche. "Wir sind seit den Anfangszeiten dabei und fühlen uns besonders jetzt verantwortlich, diese für uns sehr wichtige Messe zu unterstützen, wir wollen aber auch die Möglichkeit wahrnehmen, unsere neuen Produkte vorzustellen", erklärt Birgit Bernhard, Mitarbeiterin im Marketing.

Das Unternehmen hat rund 120 Weinprobierpakete an Kunden verschickt. "Während der Messe findet dann zusammen mit einem Experten eine geführte Verkostung mit Informationen zu den Weinen und Anbaugebieten statt", sagt Bernhard. Daran teilnehmen können aber nur Kunden, die das Weinpaket erhalten haben. Für alle Biofach-Besucher bietet der Händler unter anderem Live-Schaltungen zu Winzern.

Das erste Mal bei der Messe dabei ist die Erzeugergemeinschaft Franken Gemüse aus dem Nürnberger Knoblauchsland. Ziel ist es laut Felix Schmidling, Kontakte zu knüpfen. Schmidling ist neu bei Franken Gemüse und zuständig für die Koordination der Interessen der Bio-Gemüsebauern, Verarbeiter und Verbraucher. Rund zehn Prozent der Ware, die Franken Gemüse vermarktet, sei Bio. Der Anteil soll steigen und deshalb wird auch bei der BioFach geworben, den Besuchern werden unter anderem verschiedene Bilder von Produkten, Imagefilme von Erzeugern aus dem Knoblauchland sowie ein Online Vortrag geboten. Schmidling selbst hat bereits an mehreren Online-Messen teilgenommen. Ihm fehlte jedoch der direkte Kontakt.

Besuchertickets für 35 Euro

Wie das spezielle Format der BioFach ankommen wird, das ist offen. Wie viele Besucher erwartet werden, dazu will sich der Veranstalter, die NürnbergMesse, vorab nicht äußern. Tickets sind für 35 Euro erhältlich. Die Besucher bekommen dafür eine Dauerkarte, die bis zu einem halben Jahr lang genutzt werden kann. "Die Plattform bleibt ein halbes Jahr als Informationsquelle bestehen", erklärt Saskia Viedts, Sprecherin des Veranstalters. Video- Calls, also virtuelle Gespräche zwischen Besuchern und Ausstellern, sind bis 24. Februar möglich. Aussteller konnten verschiedene Pakete buchen. "Je nach Leistung kostet die Teilnahme zwischen 950 und 16 000 Euro", sagt Viedts.

16 Aussteller sind "exclusive Partner" und zahlen für ihren Auftritt 16 000 Euro, dazu gehört unter anderem der Bioanbauverband Biokreis. "Für uns war schnell klar, dass wir dabei sind, als Verband muss man präsent sein, nach anfänglichen Überlegungen haben wir uns entschlossen, das Premium Paket zu buchen", sagt Stefanie Lehmann, die eigentlich von Mittwoch, 17. , bis Freitag, 19. Februar, in Nürnberg wäre. Doch stattdessen betreut den virtuellen Messestand.

"Das fehlt mir schon, man fährt hin, sieht wie alles entsteht und trifft sich dann bei der Messe", sagt sie. "Einige Partner haben dieses Jahr keine eigene Präsentation und sind bei uns dabei, ihnen ist das Risiko zu hoch", erklärt Lehmann. Auch sie meint: "Wie viele Besucher kommen, das ist die spannende Frage."


Horrorjahr für die NürnbergMesse


Wer ein Ticket gekauft hat, kann sich online anmelden. "Das ist schon eine Herausforderung. Wir mussten etliche Kollegen und Partner beim Anmeldeprozess begleiten", sagt Lehmann. Wer angemeldet ist, kann unter anderem die Präsentationen der Teilnehmer anschauen, virtuell Termine vereinbaren, Kochshows erleben oder an den verschiedenen Kongressen teilnehmen.

"Großes Element für die Branche"

"Die BioFach ist und bleibt ein großes Element für die Branche", meint Lehmann, die sich bereits vorab über etliche andere Aussteller informiert hat. Während der Messe wird sie dazu wenig Zeit haben, weil sie den Stand online betreuen muss. "Das ist vergleichbar damit, am Stand zu stehen", sagt Lehmann, die darauf hofft, dass sie nächstes Jahr wieder nach Nürnberg fahren und erneut das erleben kann, was eigentlich eine Messe ausmacht: Begegnungen und Gespräche mit Menschen.

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