Krisen-Gewinner: Diese Firmen profitieren von Homeoffice und Corona

23.3.2020, 05:49 Uhr
Der Streamingdienst Netflix gehört zu den "stay at home stacks", für die Börsenanalysten eine positive Entwicklung vorhersehen. Gleichzeitig kämpft Netflix aber auch mit Problemen.

© Stefan Moriße, NN Der Streamingdienst Netflix gehört zu den "stay at home stacks", für die Börsenanalysten eine positive Entwicklung vorhersehen. Gleichzeitig kämpft Netflix aber auch mit Problemen.

Ob die Angst vor der Außenwelt das Geschäft beflügelt? Schwer zu sagen - denn davon lässt Amazon auf seiner Website nichts hören. Der us-amerikanische Online-Versandhandel verweist lediglich darauf, dass es zu Lieferengpässen kommen könne. Bis zum 5. April wolle man zunächst die Lieferung von Medikamenten und anderen lebensnotwendigen Haushaltsgütern priorisieren, um die Grundversorgung der Bevölkerung zu unterstützen.

Zudem plant das Unternehmen Gehaltserhöhungen für viele Mitarbeiter und will allein in den USA 100.000 neue Voll- und Teilzeitstellen schaffen. Angestellte aus Hotellerie und Gastronomie und der Reisebranche, die aktuell in den USA nicht ihrer Arbeit nachgehen könnten, sollten sich bewerben. Sie können temporär angestellt werden.


Unter Quarantäne - der Homeoffice-Blog


Das Unternehmen gehört zu den Gewinnern der Corona-Krise und erlebt eine erhöhte Nachfrage im Online-Segment. Auch dem Streamingdienst Netflix geht es derzeit so, allerdings gibt es eine Kehrseite der Medaille. Jüngst hat das Unternehmen vermeldet, die Qualität aller Filme und Serien vorübergehend herunterzuschrauben - von HD auf Standardqualität. Auch Youtube kündigte diese Maßnahme zunächst für die nächsten 30 Tage an.

Der Hintergrund: Der Datenverkehr im Internet ist zuletzt in vielen Regionen der Welt radikal gestiegen, etwa in Italien um rund 70 Prozent, seitdem in dem Land die Ausgangssperre gilt. Unter dieser Entwicklung leiden auch die Versorger: Zuletzt rief der Telekommunikationsanbieter Swisscom die Bevölkerung in der Schweiz dazu auf, die Nutzung des Internets einzuschränken. In der Folge appellierte auch der Schweizer Bundesrat an die Bevölkerung, das Videostreaming und Spielen von Computerspielen freiwillig zu reduzieren. Und stellte alternativ die Möglichkeit in den Raum, "nicht versorgungsrelevante Dienste einzuschränken oder zu blockieren".

Corona-Krise: Digitaler Shutdown?

Netflix kommt mit seiner automatischen Reduzierung der Streamingqualität in erster Linie einer Maßgabe der EU-Kommission nach. Nach Einschätzung des Unternehmens wird dadurch etwa 25 Prozent des Datenverkehrs eingespart werden. Ein Problem an anderer Front könnte allerdings der künftige Nachschub an Inhalten sein. Denn der Streamingdienst hatte zuletzt entschieden, die Dreharbeiten für etwa 70 Filme und Serien in ganz Nordamerika einzustellen. Davon ist etwa die vierte und letzte Staffel der Erfolgsserie "Stranger Things" betroffen.

Generell entscheidet Netflix die weitere Vorgehensweise bei Eigenproduktionen anhand der jeweiligen Gefährdungslage an allen Drehorten. Der Dreh von "Red Notice", dem teuersten Netflix-Film aller Zeiten, findet derzeit nicht statt. Er war in Italien geplant.

Corona: Zu-hause-bleib-Aktien boomen

Börsenanalysten sehen Netflix aber grundsätzlich als Unternehmen an, bei dem sich die Aktien positiv entwickeln könnten. Der Streamingdienst zählt zu den "Stay at home stocks", zu deutsch "Bleib-zu-hause-Aktien", unter denen Börsianer nun all jene Unternehmen subsumieren, die von der sozialen Distanzierung profitieren; Etwa weil sie die Corona-Quarantäne oder das vorsorgliche Homeoffice angenehmer machen.

Zu den "Bleib-zu-hause-Aktien" zählt etwa die Chat-App Slack, Facebook, Amazon, oder auch der schwäbische Dienst Teamviewer, mit dessen Hilfe Arbeitnehmer im Homeoffice die Desktop-Ansicht ihres Computers mit anderen teilen können. Peloton-Aktien sind ebenfalls gefragt, das Unternehmen stellt High-Tech-Sportgeräte für zuhause, insbesondere Spinning-Räder, her. Auch der Aktienkurs von Zoom, einem Entwickler von Videokonferenz-Software, ist innerhalb des letzten Monats um bis zu 40 Prozent gestiegen.


Wegen Corona: Söder schließt Restaurants und Gartencenter


Der Essenslieferdienst Lieferando erklärte auf Anfrage der Redaktion, dass es für Prognosen noch zu früh sei. Spürbar gewachsen seien in den letzten Wochen aber die Anfragen durch Restaurants, die nun einen Lieferdienst einrichten wollten. Wenn nötig würde der Logistikservice ausgebaut, darüber hinaus sei man "auch unter normalen Umständen immer auf der Suche nach neuen Kurieren", erklärte eine Sprecherin.

Im Hamburger Versandhandels Otto liege der aktuelle Umsatz auf dem Vorjahresniveau, erklärt Pressesprecher Frank Surholt. Die Schließungen vieler Geschäfte in Deutschland lägen noch nicht lang genug zurück, um eine positive Entwicklung durch Corona belegen zu können. Wenn der Zustand hierzulande so bleibe, könnte sich das Kaufverhalten der Deutschen grundlegend verändern, glaubt er. "Kaum eine Frau kauft ein Abendkleid, wenn sie keinen Anlass sieht, es zu tragen", erklärt er. Wachstumspotenziale sieht er derweil zum Beispiel im Bereich der Garten- und Baumarktartikel.


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