N-Ergie kämpft erfolgreich gegen Corona- und Klimakrise

31.3.2021, 06:56 Uhr
Das Heizkraftwerk Sandreuth wird für 30 Millionen Euro modernisiert und soll damit auch wasserstoff-fähig werden.

© Kilian Trabert, NNZ Das Heizkraftwerk Sandreuth wird für 30 Millionen Euro modernisiert und soll damit auch wasserstoff-fähig werden.

Er gibt sich wirklich große Mühe: Josef Hasler, Vorstandsvorsitzender der N-Ergie, kann beim Rückblick auf das Geschäftsjahr 2020 das allzu oft gehörte Wort „Corona“ weitgehend vermeiden. Aber ganz ohne geht es natürlich nicht. Hasler kann und will aber nicht klagen, das Jahr lief erstaunlich gut. „Als die ersten Einschläge kamen, dachten wir: Um Gottes Willen! Aber wir sind sehr flexibel aufgestellt und exzellent durchgekommen.“

Die Sorge, dass in der Krise viele finanziell angeschlagene Kunden ihre Stromrechnung nicht zahlen könnten, erwies sich als weitgehend unberechtigt: „Es gab nur einen marginalen Anstieg von zahlungsunfähigen Haushalten. Wir haben die Sperren ausgesetzt und langfristige, faire Tilgungspläne angeboten.“ Auch der geringere Strombedarf von Großkunden fiel laut Hasler weniger schmerzhaft aus als befürchtet. „Wir haben natürlich Verluste gemacht, aber einen Teil des überschüssigen Stroms konnten wir ganz gut zurückverkaufen.“

Stromabsatz sank um 4 Prozent

Insgesamt sank der Stromabsatz im Vergleich zum Vorjahr um 4,1 Prozent. Der Absatz von Erdgas ging um 4,6 Prozent zurück, der von Wasser um 2,6 Prozent. Die Fernwärme blieb auf dem Vorjahresniveau. Den Umsatz konnte die N-Ergie mit 2,3 Milliarden Euro stabil halten, das Ergebnis der Geschäftstätigkeit lag mit 129,1 Millionen Euro unter den Vorjahr (135,1 Millionen). Angesichts der Herausforderungen also ein gutes Geschäftsjahr. An die Städtischen Werke Nürnberg wurden 72,4 Millionen Euro ausgeschüttet (im Vorjahr waren es 69,7 Millionen Euro), die Thüga Aktiengesellschaft erhielt 31, 6 Millionen Euro (Vorjahr: 32,1 Millionen).

Blick in die Glaskugel

Und wie geht es jetzt weiter? „Nichts ist schwerer, als das jetzt vorherzusehen“, sagt Hasler mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr und die Auswirkungen der Pandemie. Erwartet wird jedoch für 2021 ein deutlich geringeres Ergebnis. Leichter einzuschätzen ist die Entwicklung der anderen großen Krise unserer Zeit: Der Klimawandel dürfte noch lange Thema sein. „Der Klimaschutz und die Energiewende sind uns wichtig“, betont Hasler und verweist auf die Umstellung auf Ökostrom für alle Privatkunden seit Januar. Kürzlich äußerten Demonstranten vor dem Sitz der N-Ergie am Nürnberger Plärrer den Vorwurf des „Greenwashing“, also eines grünen Anstrichs statt substanzieller Änderung. Hasler wischt die Kritik beiseite: „Diesem Vorwurf setzt man sich immer aus, sobald man etwas in der Richtung unternimmt.“
Der Großteil des Ökostroms wird in Form von Zertifikaten gekauft, die Kosten dafür lagen bei rund einer Million Euro. „Wir steigern aber auch kontinuierlich den Ausbau der Anlagen in der Region“, sagt Hasler. Fünf neue Photovoltaikanlagen mit über 20 Megawatt Spitzenleistung seien seit 2020 neu hinzugekommen, weitere 20 bis 50 Megawatt sollen es jedes Jahr werden.

Keinen Gegenpol, sondern einen „guten Partner“ der erneuerbaren Energien sieht Hasler im Erdgas. Denn die Stromgewinnung aus Sonne und Windkraft unterliegt starken Schwankungen: „Wir werden in den nächsten Jahrzehnten Gaskraftwerke als Stabilisatoren brauchen.“ Im Oktober 2020 kehrte nach jahrelanger Pause sogar das Gaskraftwerk Irsching 5, an dem die N-Ergie beteiligt ist, zurück in den Erzeugungsmarkt.


Den Ausbau der Elektromobilität treibt die N-Ergie ebenfalls voran. Zusammen mit der Laufer Firma ABL ist sie Investor bei reev, einem Anbieter flexibler Lademöglichkeiten für E-Autos in der Wohnungswirtschaft, auf Firmenparkplätzen und in der Gastronomie. Für den eigenen Fuhrpark mit 130 E-Autos wurden gerade 30 neue Fahrzeuge bestellt, Im Sommer soll das „Parkhaus der Zukunft“ in Sandreuth 335 Stellplätze bieten, 130 davon mit Ladestation.


Es tut sich noch mehr in Sandreuth: Die N-Ergie investiert dort 30 Millionen Euro in moderne Gasturbinen, das Heizkraftwerk soll damit auch wasserstoff-fähig werden. Hasler sieht im Wasserstoff großes Potenzial – und kritisiert, dass die Bundesregierung dem Thema nicht mehr Priorität einräumt.