Keine Barrieren! Online-Petition für den Fürther Hauptbahnhof

19.7.2020, 11:00 Uhr
Keine Barrieren! Online-Petition für den Fürther Hauptbahnhof

© Wolfgang Händel

Philipp Steffen hörte die Worte wohl, doch so recht überzeugend klang das alles für ihn nicht. Zu viele Konjunktive, zu viel "vielleicht" und "möglicherweise" tauchte ihm auf, wenn es um den barrierefreien Ausbau des Hauptbahnhofs ging. Auf den warten die Fürther nun schon seit vielen Jahren vergeblich; unterdessen müssen sich Gehbehinderte, schwer Bepackte oder auch Menschen mit Fahrrad die Treppen zu den Bahnsteigen hinauf- und hinunterquälen. Mangels Aufzügen.

Lokal-, Landes- und Bundespolitiker aus der Kleeblattstadt sind sich deshalb, wie mehrfach berichtet, einig: Das muss der dafür zuständige Bund ändern, und zwar bald. Die Palette der Erregung reicht von unverhohlenem Zorn (Fürths OB Jung) über Verständnislosigkeit (Fürths Landtagsabgeordnete Guttenberger) bis hin zu wohltemperiertem Nachfassen und Vertrösten darauf, alles werde schon noch gut – spätestens bis zum Jahr 2025 (Fürths Bundestagsabgeordneter Schmidt).

Philipp Steffen nun, der seit 2016 für die Grünen im Stadtrat sitzt, schlägt einen anderen, einen breitenwirksamen Weg ein. Nicht so sehr als Lokalpolitiker, wie er betont, sondern vielmehr als Vater mit Kinderwagen und als Radfahrer.

Mit seiner Online-Petition, gerichtet an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), den DB-Vorstandsvorsitzenden Richard Lutz und Bernd Koch, Vorsitzender DB Station & Service, will der 33-Jährige erreichen, dass der öffentliche Druck steigt. Seit kurzem ist sie unter dem Titel "Hauptbahnhof Fürth endlich barrierefrei ausbauen" im Netz zu finden, bis gestern Abend hatten rund 1000 Menschen unterzeichnet.

Mit seinem  Anliegen, mit seinem Anliegen dürfte der Realschullehrer quer durch die politischen Reihen und die Generationen Zuspruch ernten. "Kaum ein anderer Bahnhof dieser Größenordnung ist so schlecht zugänglich wie unserer", stellt Steffen fest und darf sich dabei auch des Wohlwollens in der Rathaus-Chefetage gewiss sein.

"Erbärmlich und traurig"

OB Thomas Jung hatte sich erst im Mai in einem Schreiben an den Verkehrsminister ereifert, der Zustand sei "erbärmlich und traurig", gerade angesichts der vielversprechenden privaten Sanierung des historischen Fürther Bahnhofsgebäudes, die gerade läuft. Und gegenüber den FN legte das Stadtoberhaupt nach: In Hessen etwa komme man "an jedem Dorfbahnhof barrierefrei zum Gleis". Das, so Jung, sei doch "geradezu abenteuerlich".

Steffen stimmt zu, bedauert aber, dass es die Politik trotz derart deutlicher Töne offenbar bis dato nicht geschafft habe, "der Bahn die Dringlichkeit dieses Projekts wirksam zu vermitteln". Er hofft deshalb, dass die Online-Petition für Bewegung sorgt.

"Vielleicht können viele leidgeplagte Fahrgäste mehr erreichen und die Aufmerksamkeit der Bahn auf diesen vernachlässigten Hauptbahnhof lenken", so Steffen.

Der Petitionstext kann unter change.org/Hauptbahnhof eingesehen und unterzeichnet werden.

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