BayWa-Standort Forchheim: "Es geht so nicht mehr weiter"

27.7.2019, 13:49 Uhr
BayWa-Standort Forchheim:

© Grafik: BayWa

Die Luft ist stickig. Schweißperlen stehen auf den Stirnen von fast einem Dutzend Mitarbeitern, die sich im Besprechungszimmer der BayWa in Forchheims Süden eingefunden haben. Für Marion Danneboom gleicht das einer Sauna. Danneboom ist Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit von BayWa und für den Termin aus München angereist. Sie stellt gleich zu Beginn des Pressgesprächs klar: "Wir haben Handlungsbedarf, es geht so nicht mehr weiter."

Wie berichtet, will die BayWa auf Höhe des Kersbacher Kreisels im Wiesenttal auf einem gut 25.400 Quadratmeter großen Grundstück neu bauen und den bisherigen Standort an der Lände aufgeben. Das frei werdende Grundstück braucht Siemens Healthineers für seine Erweiterung.

Die BayWa-Pläne haben zu einem Aufschrei in der Öffentlichkeit geführt. Der Bund Naturschutz (BN) strebt mit dem Aktionsbündnis "Pro Wiesenttal" ein Bürgerbegehren an, sieht eine ökologisch wertvolle Fläche in Gefahr und verweist auf den gültigen Landschaftsplan der Stadt, der dort Dauergrünland im "ökologisch wertvollen Bereich" ausweist. Auch in Teilen des Stadtrates regt sich verstärkt Widerstand.

Freier Blick in das Wiesenttal in Gefahr?

BayWa reagiert mit dem Pressegespräch auf die Kritik. Mit dem geplanten Aktionsbündnis, heißt es auf Nachfrage, plane BayWa kein Gespräch. "Wir wollen den Prozess nicht beeinflussen", so Danneboom. BayWa gehe es mit Pressegespräch darum, "dass sachliche Informationen an die Öffentlichkeit kommen". Neben den ökologischen Aspekten wird in der Öffentlichkeit auch über die Einschnitte in das Landschaftsbild mit dem freien Blick auf das Wiesenttal und Walberla diskutiert.

Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) geht davon aus, dass sich der geplante Standort, für den der Stadtrat bereits mehrheitlich einen Aufstellungsbeschluss gefasst hat, am Ende als "der geeignetste, den wir haben, zeigen wird". Ab Montag liegen die Pläne aus, die Öffentlichkeit und Fachbehörden können dann ihre Einwände geltend machen. "Dann haben wir Schwarz auf Weiß, was für und gegen die Planung spricht, können auf die Sachebene zurückkehren und die Emotionen aus der Debatte nehmen", so der OB. Sechs weitere Flächen waren im Gespräch, doch entweder scheiterte es am Verkaufswillen der Grundstücksbesitzer oder die Fläche war für den Baustoffhändler und seinen Kunden, dazu zählen insbesondere rund 1200 Landwirte, die ihren Betrieb im Nebenerwerb führen, zu klein.

BayWa: Abzug der Agrar-Sparte droht

Mehr Platz soll es für das Lagern von Getreide oder Dünger geben, eine moderne Getreideannahme, Platz für High-Tech-Nutzfahrzeuge, die sich Landwirte ausleihen können. Für die Größe der Maschinen braucht es eine 28 Meter tiefe Werkstatt, die zusammen mit einem Verkaufsbereich eine Fläche von 1800 Quadratmeter in Anspruch nimmt. Auf keinem der angebotenen Grundstücke ließe sich das realisieren. Bliebe am Ende nicht genügend Fläche dafür, "dann sind wir mit Agrar weg aus der Region", sagt Danneboom. Ein Szenario, dass die 1200 Nebenerwerbslandwirte im Landkreis und der Fränkischen Schweiz "nachhaltig beeinflussen werde", so Günther Zäh, Leiter des Agrar-Sektors in Ober- und Mittelfranken. Sie müssten dann länger Fahrtwege in Kauf nehmen. Das verursache zusätzliche klimaschädliche CO2-Emissionen.

Betont klima-, insekten- und bienenfreundlich soll der Neubau werden. Die BayWa spricht von einem "klimaneutralen Standort", der kein zusätzliches CO2 ausstoße. Das gelinge unter anderem mit einer Niedertemperaturheizung, einer Photovoltaikanlage oder Dachbegrünung. Damit biete der neue Standort mehr Blüte- und Brutflächen an, als die bisher als Acker genutzte Fläche. "Gerade heizen wir noch zum Fenster hinaus", sagt Martin Lechner über den 70er-Jahre-Bau. Lechner ist zuständig für das Immobilienmanagement beim börsennotierten Unternehmen. CO2-Einsparungen verspricht sich BayWa zusätzlich von der besseren Verkehrsanbindung am Kreisel.

Stadtrat hat sich für Gewerbegebiet ausgesprochen

Rund 4800 des 25.400 Quadratmeter großen Grundstücks werden mit vier Gebäuden bebaut. 16 Meter hoch ist das höchste Gebäude. Ansonsten beläuft sich die Traufhöhe auf zwölf, zehn und sechs Meter. Silo-Höhen von 28 Metern hatte der Stadtrat als landschaftsunverträglich abgelehnten. Begrünt werden 5000 Quadratmeter, rund 7700 Quadratmeter bleiben unversiegelt. Für den OB handelt es sich bei dem Gebiet um ökologisch wertvolle Flächen, die allerdings für Abbauzwecke bereits wirtschaftlich genutzt werden. Für die Stadt sei das ein "Wirtschaftsraum, den wir auch in Zukunft bespielen wollen". Der Stadtrat hatte einem 3,5 Hektar großen Gewerbegebiet zugestimmt.

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