Lage spitzt sich nach Corona-Pandemie zu
Tierheime vor Kollaps: Tierschutzbund schlägt Alarm - "So kann es nicht weitergehen"
21.8.2023, 06:00 UhrKlein, niedlich und verspielt: Welpen berühren Menschen tief im Herzen. Aber was, wenn der Zauber verfliegt? Wenn die Realität der Verantwortung und hohen Kosten der Tierhaltung zu Tage tritt, stehen viele Halter vor unerwarteten Herausforderungen, und manchmal finden diese jungen Tiere ihren Weg zurück ins Tierheim – ein Ort, der bereits mit vieler solcher Geschichten überlastet ist.
Die Tierheime sind proppenvoll, manchmal gibt es schon Aufnahmestopps. "Das ist ein Dauerbrenner, der sich auf das ganze Jahr ausweitet", sagte Martina Klausmann von Landestierschutzverband Baden-Württemberg der Deutschen Presseagentur (dpa). Die Anfragen bei Tierheimen seien massiv angestiegen. Viele Einrichtungen seien voll, manche könnten keine Tiere mehr aufnehmen.
Corona-Pandemie verschlechterte die Lage
Während der Corona-Pandemie hätten sich viele Menschen Haustiere zugelegt, die nun lästig würden, sagte Klausmann. Damals niedliche Welpen seien mangels entsprechender Kurse nicht erzogen und fingen nun an zu beißen. Andere Menschen könnten sich wegen steigender Kosten etwa für Tierärzte, Energie oder andere Ausgaben die Haltung nicht mehr leisten.
"Der Haustierboom, den wir in der Corona-Zeit erlebt haben, zeigt seine Folgen aktuell mit voller Wucht", sagte Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzverbundes dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland". Täglich meldeten sich Menschen, die ihre Tiere abgeben wollten. "Es muss sichergestellt werden, dass die Besitzer sich ihrer Tiere nicht anderweitig entledigen."
Dem Tierschutzbund sei kein Tierheim in Deutschland bekannt, "das aktuell nicht voll ist oder sogar mehr Tiere beherbergt als eigentlich vorgesehen", erklärte Schröder. Nicht alle Tierheime kommunizierten offen, dass ein Aufnahmestopp bestehe, damit sich die Besitzer, die Tiere abgeben möchten, dennoch an das Tierheim wenden. Gegebenenfalls werde dann Vermittlungshilfe geleistet.
Tierheime am Limit: "So kann es nicht weitergehen"
Der Deutsche Tierschutzbund hat nun Alarm geschlagen: "So kann es nicht weitergehen!", mahnte der Verein in einem Facebook-Post. Gemeinsam mit vielen Tierschutzorganisationen bundesweit wolle er auf die dramatische Lage der Tierheime aufmerksam machen. Der Aufruf ist eindringlich: Viele Tierheime seien derart überlastet, dass sie nicht mehr in der Lage sind, Fundtiere aufzunehmen. Neben der räumlichen Überbelegung seien es vor allem die steigenden Kosten für Energie, Futter, Gehälter und tierärztliche Behandlungen, die den Tierheimen Sorgen bereiten würden.
Der Deutsche Tierschutzbund hat einen 10-Punkte-Plan erarbeitet, der als dringender Appell zur Rettung des Tierschutzes an die politischen Entscheidungsträger gerichtet ist. Gleichzeitig setzen alle teilnehmenden Tierheime mit der "Licht-aus"-Aktion ein starkes Zeichen in den sozialen Medien: Sie veröffentlichen ein schwarzes Bild - ein symbolischer Akt, der darauf hinweisen soll, was passieren könnte, wenn "das Licht ausgehen" und der karitative Tierschutz kollabieren würde.
Auch das Tierheim Nürnberg nahm an der Aktion teil. "Wir und viele unserer Kollegen gehen heute einen Tag offline! So sieht es aus, wenn wir nicht mehr erreichbar sind", schrieben die Mitarbeiter des Vereins am 11. August in einem Facebook-Post. Der Brandbrief des Bündnis-Schattenhund sei ihnen ein großes Anliegen.