US-Präsident Obama kommt nach Deutschland

18.4.2016, 11:54 Uhr
Der scheidende US-Präsident Barack Obama wird reist in den kommenden Tagen nach Saudi Arabien, Großbriannien und Deutschland.

© dpa Der scheidende US-Präsident Barack Obama wird reist in den kommenden Tagen nach Saudi Arabien, Großbriannien und Deutschland.

Dafür, dass er angeblich eine lahme Ente ist, fliegt er nochmals ziemlich weit. Am Mittwoch beginnt der scheidende US-Präsident eine sechstägige Reise: Sie führt ihn nach Saudi-Arabien, nach London und nach Hannover. Barack Obamas "lame duck"-Problem: Er ist nicht mehr allzu lange im Amt. Wer ihm folgt ist völlig offen. So wird keiner seiner Gesprächspartner wissen, wie verbindlich und haltbar ist, was ihnen der mächtige Präsident der letzten verbliebenen Supermacht sagt und aufgibt.

SAUDI-ARABIEN - Schwieriger Partner im Krisenbogen Nahost

Der Nahe Osten ist ein politisches Chaos und ein diplomatisches Minenfeld, an dem USA einen gehörigen Anteil haben. Anthony Cordesman vom Washingtoner Thinktank CSIS fasst es im Gespräch so zusammen: "Was um alles in der Welt wollen wir eigentlich dort erreichen? Welche Politik haben wir? Mit wem? Was ist unsere Syrienstrategie?" Grimmig fügt er hinzu: "Dieser Präsident ist nicht die Stimme der Zukunft. Er ist nicht mehr lange genug im Amt, um ein einziges Problem des Nahen Ostens zu lösen. Wahrscheinlich reicht dafür nicht einmal die Zeit seines Nachfolgers."

Obama wird an einem Gipfel des Golf-Kooperationsrates teilnehmen. Die Probleme sind gewaltig. Eine Auswahl: Syrien, Jemen, Iran, der Kampf gegen den Islamischen Staat - und das komplexe Verhältnis der USA zum Gastgeber Saudi-Arabien. In einem viel beachteten Interview mit dem Magazin "The Atlantic" hatte Obama Riads Rolle als Alliierter kühl hinterfragt. Allein das gilt in Washington als guter Grund, nun an den Golf zu reisen, dringend müsse man die Saudis beruhigen.

GROßBRITANNIEN - Immer noch eine "besondere Beziehung"?

"Wir haben keinen engeren Verbündeten in der Welt als Großbritannien": Das sagte Obamas Vize-Sicherheitsberater Ben Rhodes Reportern am Telefon. Das Weiße Haus beschwört nochmals die einmaligen, historischen Beziehungen beider Länder. Der Geburtstag der Queen kommt da gerade recht. Am Freitag wird der Präsident wohl mit der dann gerade 90 Jahre alt gewordenen Monarchin auf Schloss Windsor tafeln. Obama schätze Elizabeth II. sehr, heißt es.

Trotzdem ist London für Obama dieses Mal kein leichtes Pflaster, Stichwort Brexit, kommt er doch wenige Wochen vor dem Referendum über einen EU-Verbleib Großbritanniens. Scharf kritisierten Gegner eine mögliche Parteinahme der USA. Das Weiße Haus bemüht sich nun etwas halbherzig um so etwas wie Neutralität. Ben Rhodes: "Das ist eine Sache der Menschen in Großbritannien, sie müssen das entscheiden." Aber: "Alle profitieren davon, wenn die EU mit einer Stimme spricht", wenn Großbritannien in der EU bleibe.

  Auch ein gemeinsamer Markt sei allseits von Vorteil. Frage man Obama als Freund, so werde der das genau so sagen. Trotzdem müssten die Briten selbst entscheiden.

Vielleicht fordert eine spezielle Partnerschaft auch eine spezielle Neutralität.

TTIP - Wiederbelebung auf der Hannovermesse?

Am Sonntag trifft Obama in Hannover ein, wird die Kanzlerin unter vier Augen treffen. "Merkel war in der gesamten Amtszeit ein sehr enger Partner Obamas", heißt es im Weißen Haus. Nun müsse man aber herausfinden, wie man den Herausforderungen der Demokratien durch den Terrorismus begegnen könne. Nach den furchtbaren Anschlägen von Paris und Brüssel fordern die USA viel mehr von Europa, mehr Kooperation, mehr Datenaustausch, ein höheres Sicherheitsniveau.

Andere Themen bis Montag: die Vorbereitung des nahenden Nato-Gipfels in Warschau, das hochproblematische Verhältnis zu Russland, die Ukraine und natürlich der Komplex Migration und Flüchtlinge. Gewiss werde Obama den Deutschen Respekt zollen für die zutiefst menschliche Art und Weise, in der das Land auf die vielen Flüchtlinge reagiert habe, sagt sein Sprecher Josh Earnest. "Dieses Problem hat den ganzen Kontinent herausgefordert."

Und dann ist da noch das Thema TTIP. Das Handelsabkommen ist quasi in der stabilen Seitenlage, Präsident und Kanzlerin wollen sicher mehr erreichen als ein aufmunterndes "Wird schon wieder". Nur - wie? Unter den Augen der Weltöffentlichkeit eröffnet Obama die Hannovermesse, wird auf der größten Industrieschau für Handel und Investitionen werben. Ob das TTIP nützt? "TTIP ist tot", prangt nicht nur auf den Schildern der vielen Gegner.

Heather Conley, CSIS-Europa-Expertin, ist mit ihrer Skepsis nicht alleine: "Die Zeit ist in Sachen TTIP auf niemandes Seite. Es gibt sehr viele Unbekannte." Währenddessen verleiht in Washington US-Handelsminister Bruce Andrews in der deutschen Botschaft seiner Freude auf Niedersachsen in hohen Tönen Ausdruck: "Hannover ist für uns ein big deal, viel mehr als eine Messe. In den Handelsbeziehungen beider Länder ist das ein sehr aufregender Moment."

Wie aufregend Hannover auch immer werden mag: Für den scheidenden US-Präsidenten wird der Deutschland-Part nach heikelsten Fragen wie Brexit und Nahost politisch wohl der einfachste.

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