Schweine tummeln sich im Gunzendörfer Eichenhain
7.10.2015, 13:57 Uhr"Wir wissen sehr genau, dass mit dieser Art der Aufzucht die Versorgung der Bevölkerung mit Schweinefleisch nicht sichergestellt werden kann." Förster Gernot Käßer lässt von Beginn an gar keine Bio-Romantik aufkommen, als sich die Besuchergruppe den schwäbisch-hallischen Landschweinen nähert.
Ja, sie sind sehr schön anzusehen und ja, es riecht überhaupt nicht penetrant nach "Schwein" und ja, die drumherumlaufenden Hühner machen die Idylle perfekt. Dennoch macht Käßer unumwunden klar, dass die Idee der Wiederbelebung einer Schweinezucht im am Ortsrand liegenden Eichenhain, vor allem "der Versorgung der beteiligten Familien mit gutem Fleisch" diente.
Ein gewisser Stolz ist aber herauszuhören, wenn er und Hans-Hermann Nöhring, der für das Marketing der Hutewald GbR zuständig ist, die Geschichte der letzten drei Jahre erzählt. Von der Wiederentdeckung des Hutewalds, der 1902 angepflanzt wurde und längst wieder zugewuchert war, über den Vorschlag hier eine Schweinezucht im Freien aufzuziehen bis hin zu den Behördengängen und dem aufwändigen Genehmigungsverfahren.
Zuwachs im zweiten Jahr
Der unerschütterliche Optimismus, gepaart mit Fachwissen und viel Idealismus führte dazu, dass im Frühjahr 2014 die ersten schwäbisch-hallischen Schweine in das Gehege einzogen. Die alte Landschweinrasse war Anfang der 60er-Jahre fast ausgestorben, weil die Landwirte auf schneller wachsende Rassen mit weniger Fettgehalt setzten. Im zweiten Jahr der Hutehaltung kamen in diesem Frühjahr noch zwei Wollschweine aus dem Freilandmuseum Bad Windsheim dazu. Ein weiterer Neuzugang waren die zehn Hühner und die zehn Hähne, die in bester Eintracht mit den Schweinen ihr Leben führen.
"Wir wollen alte Nutztierrassen erhalten, sie dienen aber auch unserer Ernährung. Wir sind kein Streichelzoo", macht Gernot Käßer deutlich. Und Hans-Hermann Nöhring ergänzt, dass es einerseits das Ziel sei, dass es den Tieren gut geht, es andererseits auch dazu führt, dass das Fleisch einen ganz anderen Geschmack entwickle.
Dazu gehört natürlich auch die besondere Form der Ernährung. In Gunzendorf wird nur reines Schrot verfüttert, der Sojaanteil wird kontinuierlich reduziert. Im Herbst kommt dann die Eichelmast durch die herabfallenden Früchte hinzu.
Leberkäs, Stadtwurst und Presssack
Dann neigt sich aber zwangsläufig das Leben der Schweine so langsam dem Ende zu. Das Gewicht der Tiere liegt dann bei 110 bis 120 Kilogramm und die Wollschweine hatten zum Zeitpunkt des Besuchs bereits ihren letzten Weg zum Metzger angetreten. Käßer und Nöhring experimentieren dabei recht gern mit dem ebenso innovativen, wie bodenständigen Metzgerei Moosmeier aus Münchsteinach. So entstand dieses Mal ein Leberkäse aus einem Gemisch aus Reh- und Wollschweinfleisch, dazu die Stadtwurst, roter und weißer Presssack, Leberwurst und noch ein paar Schmankerl mehr.
Obwohl die Liste der Interessenten an dem Schweinefleisch lang ist und zunächst die an den GbR beteiligten Familien "ihr" Schwein bekommen müssen, hat sich die Gruppe entschieden, beim "Markt der Genüsse" am 10. und 11. Oktober 2015 im Fränkischen Freilandmuseum ihre Produkte einem breiteren Publikum anzubieten. Gleichzeitig gibt es Informationen zu dem Hutewaldprojekt in Gunzendorf.
Der Schritt an eine größere Öffentlichkeit ist eigentlich nicht das Ziel der Gemeinschaft, da aber die beiden Wollschweine aus dem Freilandmuseum stammten, hat Museumsleiter Herbert May den Gunzendorfer Hutewald schon als "inoffizielle Außenstelle des Museums" bezeichnet und eine solche Auszeichnung verpflichtet schließlich, gibt Gernot Käßer am Ende der Führung grinsend zum Besten.
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