Frauen im Sport
28.9.2011, 22:00 UhrMachen Sie für einen Moment die Augen zu und stellen Sie sich bitte folgende Situation vor: Sie gewinnen mit ihrer Mannschaft die Europameisterschaft, doch bei der Preisverleihung bleibt der tosende Applaus aus. Statt fetter Gewinnprämien sahnen Sie lediglich ein Kaffee- und Tafelservice ab – und, um dem ganzen noch ein Krönchen aufzusetzen: 1b-Ware. Was für unsere Ohren befremdlich klingen mag, war 1989 für das deutsche Fußballfrauenteam bittere Realität.
Mit dieser Anekdote und anderen Kuriositäten schlägt die Ausstellung eine unterhaltsame Brücke vom Gestern ins Heute: Zum einen wird ein informativer geschichtlicher Abriss über den steinigen Weg der Frauen im Sport geboten. Zum anderen locken die Bildtafeln mit Beiträgen über aktuelle Extremsportarten wie etwa dem Bergsteigen, eine Domäne, in der Frauen sehr erfolgreich sind.
Fürths Gleichstellungsbeauftrage Hilde Langfeld betont, dass die Hans-Böckler-Schule ganz bewusst als Ausstellungsort gewählt wurde. Schließlich sollen gerade junge Menschen angesprochen und nicht nur für Gleichberechtigung sensibilisiert werden, man will auch die Begeisterung für den Sport als solchen wecken. Zudem habe sich die Schule bei der Mädchensportförderung hervorgetan: Seit einem Jahr existiert bereits eine Mädchenfußball-AG. Der leitende Lehrer Jan Gilbert sieht das wöchentliche Training als eine enorme Bereicherung. Denn so können die Mädchen hier nebenbei Teamstrukturen erlernen und Spaß an Bewegung haben, ohne sich ständig mit den Jungen vergleichen zu müssen.
Bei der Ausstellungseröffnung selbst wurde zwei Schulklassen nach den offiziellen Begrüßungsreden ein Schmankerl der besonderen Art dargeboten: Ein Torwandschießen, bei dem Schulleiter Thomas Bedall, Bürgermeister und Sportreferent Markus Braun sowie die Stadträtinnen Elisabeth Reichert und Birgit Bayer-Tersch ihr fußballerisches Können unter Beweis stellten. Gerade der sportliche Einsatz ihres Rektors bereitete den Jugendlichen Vergnügen und unter lautem Gejohle verschoss dieser dann auch noch alle drei Versuche. Bei dieser Einlage zeigte sich, dass Frauen und Männer sehr wohl das gleiche Trefferpotenzial haben: Die beiden Stadträtinnen konnten nämlich mit ihren männlichen Mitstreitern gleichziehen.
Wie sieht es nun aber konkret mit dem Frauensport in Fürth aus? Bürgermeister Braun erläuterte, dass es zwar mehr als 69 Sportvereine mit über 30000 Mitgliedern gebe, bei der Verteilung von 7500 Frauen und 24000 Männern jedoch noch Aufholbedarf bei den weiblichen Vereinsmitgliedschaften bestehe. Lobend erwähnte Braun den jährlichen Metropolmarathon. Hier sei die weibliche Beteiligung mit fast 40 Prozent signifikant hoch.
In der Hans-Böckler-Schule selbst zeigten sich besonders die jüngeren Mädchen sehr sportbegeistert und durchaus selbstbewusst. So betonte die 13-jährige Jasmin, dass das Voltigieren, das sie im Verein ausübt, dem vermeintlichen Jungensport Fußball an Disziplin- und Fitnessanforderungen in nichts nachstehe. Die zwölfjährige Amanda ist nach einem kurzen Hineinschnuppern ins Bogenschießen beim Tanzen hängengeblieben. Die beiden 16-jährigen Schüler Vice und Kemal sind ebenfalls in Vereinen aktiv. Sie finden es gut und wichtig, dass auch Mädchen beim Fußball oder Kickboxen zum Zuge kommen. Auch Klassen aus anderen Schulen werden in den nächsten Tagen die Ausstellung besuchen. Sie erwartet ein interessanter Überblick, der eine Vorstellung von Frauen im Sport vermittelt.
Vielleicht bleibt dabei auch in manchen Köpfen die Wichtigkeit der Gleichberechtigung hängen. Aus dem Sprachgebrauch hingegen – wie etwa bei der MANNschaft – wird sich der männliche Stempel nur schwerlich verdrängen lassen.
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