Renovierung, Umwandlung oder Abriss
Damals und heute: So sehr hat sich Nürnberg verändert
44 Bilder 3.1.2020, 06:33 UhrDamals: Das Apollo-Theater
Es muss ein prachtvoller Anblick gewesen sein und den zeitgenössischen Geschmack genau getroffen haben: Einst stand in der Pfannenschmiedsgasse 22 das Apollo-Theater. "Hinter der Orchester-Vertiefung mehrere Reihen eleganter und bequem gepolsterter Fauteuils als beste Parkettplätze. Metallene Brüstungen, namentlich die des ersten Ranges, strotzten von Gold und kunstvoll ausgeführten Figuren und erstrahlten in dem Meer von elektrischem Licht, das dank zahlloser Lampen und Lüster den ganzen weiten Raum durchflutete, in magischem Glanze." So beschrieb der Bauherr und Betreiber Johann Baptist Zetlmeier 1910 das Apollo-Theater, das er im Juni 1896 eröffnete und schon bald zu einer der bekanntesten Varietébühnen Deutschlands aufstieg. © Repro: Fengler
Heute: Der City-Point
Architektonisch ist das Einkaufszentrum City-Point, das jetzt dort steht, weit weniger reizvoll als das imposante Apollo-Theater. © Roland Fengler
Damals: Alter Flughafen am Marienbergpark
Streng genommen existierte noch ein weiteres Vorgängermodell, doch dieser Airport trug nicht umsonst den Namen "Nürnberg-Fürth", denn er lag in Fürth-Atzenhof. Im Volkspark Marienberg, wo heute Schrebergärten-Idylle herrscht und sich Hundebesitzer, Nordic-Walker und Jogger begegnen, entstand dann der erste Flughafen auf Nürnberger Stadtgebiet. Anlass für den damaligen Neubau war, dass die Atzenhofer Anlage schon längst an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen war. Ein Beschluss des Stadtrats von 1927 machte den Weg frei für den "eigenen" Flughafen, der im Stadtnorden zwischen Großreuth, Ziegelstein und Lohe entstehen sollte.
Zum Einweihungstag des Flughafens im August 1933 wurde das zu dieser Zeit größte Flugzeug in Deutschland präsentiert, die "Generalfeldmarschall von Hindenburg".
© Airport Nürnberg
Heute: Hangars auf dem Sör-Betriebsgelände
Die früheren Hangar-Hallen befinden sich heute auf dem Betriebsgelände von Sör. Sonst erinnert wenig an den einstigen Flughafen. © Archiv
Damals: Die Staatsbank am Lorenzer Platz
Die Staatsbank am Lorenzer Platz war eine beeindruckende Erscheinung. In dem Lindengarten davor verbrachten die Mitarbeiter oft ihre Pausen. Bei dem Bombenangriff im Januar 1945 wurde das Gebäude komplett zerstört. Jetzt steht ... © privat
Heute: Das Heimatministerium im 50er Jahre Stil
... an seiner Stelle einer der qualitätsvollsten Bauten aus den fünfziger Jahren in Nürnberg. Derzeit ist dort das Heimatministerium untergebracht. © Horst Linke
Damals: Der Ludwigstorzwinger als Nazi-Treffpunkt
Der Ludwigstorzwinger war einst ein beliebtes Ausflugsziel für Nürnberger Familien. Architekt Conradin Walther baute 1898 das schmucke Restaurantgebäude auf die Stadtmauer. Im Zweiten Weltkrieg wurde es beschädigt und schließlich im Jahr 1961 abgerissen – vielleicht auch wegen seiner dunklen Vergangenheit, denn: er war ein Nazi-Treffpunkt. Sie planten, die Gastwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg in ein "Kameradschaftsheim" mit Appellplatz, Studierstuben und Biergarten umzugestalten, inklusive "Julius Streicher Saal". Detaillierte Bauzeichnungen aus dem Jahr 1939 finden sich im Stadtarchiv. Der Zweite Weltkrieg verhinderte jedoch die Umsetzung. © Stadtarchiv
Heute: Der Ludwigstorzwinger ist verschwunden
Wer heute an einem lauen Sommerabend am Königs- und Marientorgraben entlanggeht, sieht und hört: Nicht mehr viel vom einstigen Ludwigstorzwinger. Er ist verschwunden. © Stefan Hippel
Damals: Der Hans-Sachs-Platz
1874 wurde es enthüllt, das markante Denkmal, das heute den Hans-Sachs-Platz ziert. Auf diesem Bild aber ist das Bildnis des Nürnberger Dichters nur Beiwerk. Viel erschreckender: Nürnberg nach dem Krieg, ein einziger Schuttberg. © NN-Bildarchiv
Heute: Der Hans-Sachs-Platz
Heute ist der Platz wieder vollständig bebaut. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde zeitweise Obst und Gemüse auf dem Platz verkauft, nachdem der Obstmarkt zu klein geworden war. Jetzt grenzen vor allem Geschäftsgebäude an. © Roland Fengler
Damals: Konzert-Café Bijou am Spittlertorgraben
Hier haben ab 1954 die feinen Nürnberger diniert und dabei gediegene Unterhaltungsmusik genossen. Das Konzert-Café Bijou ist längst Vergangenheit, heute ... © Archivfoto: Gerardi
Heute: Spiegelfassade am Spittlertorgraben
... dient der Spittlertorgraben 39 gewerblichen Zwecken. Über die Architektur wurde Anfang der 1990er Jahre heftig diskutiert. © Roland Fengler
Damals: Das Milchhofgelände
Der 1930 gebaute Milchhof ist eine Aushängeschild des Industriebaus in Nürnberg. So viel ist davon aber nicht mehr übrig ... © NZ
Heute: Neue Architektur am Milchhofareal
Die hier zu sehenden Gebäude der Volksbank Raiffeisenbank am östlichen Ende fand viel Beifall bei den Stadtplanern. "Das Milchhofgelände", sagt Gerald Raschke von der Rathaus-SPD, "hat sich wunderbar entwickelt." Der stellvertretende Vorsitzende des Stadtplanungssausschusses des Stadtrats kritisiert aber einen Punkt massiv: Die Niederlassung von Mercedes hätte "städtebaulich anders gestaltet werden müssen". Der lange Flachbau, der den Durchgang von West nach Ost versperrt, sei "ein Wermutstropfen" bei der Gelände-Entwicklung gewesen. © NZ
Damals: Der Hauptbahnhof, eine Perle der Architektur
Was hat sich Nürnbergs Nahverkehrszentrum gewandelt. Kurz nach 1900 konnte man in den vornehmen Bahnhofsläden vor allem Tabak, Pralinen und Reiselektüre kaufen. Im erlesenen Jugendstilsaal nahmen Fahrgäste und Einheimische Ochsenmaulsalat und Roastbeef zu sich. Durch die hohen Hallen flanierten Menschen und bestaunten die Architektur.
Es gab viel zu sehen im Hauptbahnhof, der 1906 nach sechs Jahren Bauzeit eröffnet wurde. Um den Verkehr während der Arbeiten aufrechtzuerhalten, legten die Planer den neuen Bahnhof kurzerhand um das Gebäude des alten. Als der Neubau so weit funktionstüchtig war, konnte das Vorgängergebäude abgerissen werden.
Auf einem Areal von 10.180 Quadratmetern erstreckte sich nun das neue dreiflügelige Empfangsgebäude im Neo-Renaissance-Stil – der alte Centralbahnhof an derselben Stelle hatte es nur auf knapp ein Fünftel der Fläche gebracht.
© privat
Heute: Chaos auf dem Bahnhofsvorplatz
Und heute? Menschenströme in den Gängen, Ramschläden und Fast-Food-Buden, dazwischen durchdringende Lautsprecherdurchsagen. Es ist stressiger geworden rund um Nürnbergs Zentrum. © Stefan Hippel
Damals: Der Bahnhofs-Vorplatz
Für Autos freundlich und für Fußgänger untertunnelt – so präsentierte sich der Platz im Juli 1961 nach der Modernisierung. Optisch besaß er damals noch Klasse. © Gertrud Gerardi
Heute: Chaos am Bahnhofsvorplatz
Der Ostausgang des Bahnhofs ist heute ein Ausbund an Schäbigkeit. Er spielt die Rolle des Hauptportals, bietet jedoch nur Flickpflaster, ein missratenes Vordach, Fahrradchaos, beschmierte Pfosten und einen Sandlertreff. © Roland Fengler
Damals: Der alte Essenwein-Bau des Rathauses
Wer vor rund 70 Jahren unter dem Durchgang vom Wolff’schen zum Pylipp’schen Bau hindurchblickte, der sah ein großes, fast schon wuchtig wirkendes Gebäude – den Essenwein-Bau, der erst im Jahr 1890 fertiggestellt worden war.
Die Industrialisierung hatte die Menschen damals in Scharen in die Städte gelockt. Die Einwohnerzahl schoss rasant in die Höhe. Lebten etwa im Jahr 1812 gerade einmal 26.000 Menschen in Nürnberg, wurde im Laufe des Jahres 1881 bereits die Marke von 100.000 Einwohnern erreicht. Knapp 20 Jahre später waren es sogar schon über 250.000 Menschen. Die Stadtverwaltung musste damals dringend aufrüsten. Es war nur eine logische Folge, dass zu der Zeit auch Rathaus-Neubauten in Auftrag gegeben wurden.
Dieses Foto wurde im Dezember 1961 in der Zeitung veröffentlicht. Es zeigt das Richtfest für den ehemaligen Essenwein-Bau am Fünferplatz 2.
© Stefan Schwach
Heute: Der Esswein-Bau ist (fast) verschwunden
Im Zweiten Weltkrieg brannte der gesamte Rathauskomplex aus. Die Verantwortlichen standen vor riesigen Trümmerhaufen – und vor der Frage, welche Gebäude sie in welcher Form rekonstruieren wollten.
Die Ruine wurde nach dem Krieg abgetragen und machte einem Nachfolgebau Platz. Weil die Theresienstraße vergrößert werden musste, wurde der Gebäudeflügel verkürzt. Vor 51 Jahren wurde der fertige Bau dann übergeben.
© Roland Fengler
Damals: Der Nürnberger Trödelmarkt
Trödel war immer irgendwie Thema auf dem Nürnberger Trödelmarkt. Schon zu Reichsstadtzeiten, als Nürnberg noch als Territorium des Heiligen Römischen Reiches firmierte, wurde dort Gebrauchtes verkauft. Später war der Trödelmarkt auch als "Säumarkt" bekannt. Heute ... © Sammlung Voskamp
Heute: Der Nürnberger Trödelmarkt
... geht es gediegener zu auf der Pegnitzinsel. Laufkundschaft kommt aber dennoch tagtäglich vorbei. Übrigens: Es gibt in Deutschland keine andere Straße mit dem Namen "Trödelmarkt" - ein Novum! © Karlheinz Daut
Damals: Die Luitpoldsäle als Amüsement-Zentrum
Leserin Lydia Schmidt-Wagon aus Nürnberg hat uns diese historische Postkarte zugeschickt. Sie zeigt die Luitpoldsäle um das Jahr 1900 herum. Damals wurden sie von den Gebrüdern Geismann aus Fürth betrieben. Es war das Zentrum des Amüsements, ein Kino-Areal mit Bierhalle. Heute steht an gleicher Stelle ... © privat
Heute: Das Neue Museum
... das Neue Museum mit seiner beeindruckenden Sammlung. © NN
Damals: Der Jakobsplatz
Der Jakobsplatz ist zusammen mit der Gegend um den Egidienplatz eine der Keimzellen der städtischen Besiedlung Nürnbergs. Bis 1809 hatte die Freifläche zwischen Jakobs- und Elisabethkirche eigentlich gar keinen amtlichen Namen und firmierte etwa unter "Jakobskirchhof", "Jakober Platz" oder "beim Deutschen Haus". Im Gegensatz zu der bereits im ausgehenden 13. Jahrhundert errichteten Jakobskirche, von der der fränkische, aber auch der europäische Jakobsweg nach Santiago de Compostella ausging, wurde mit dem Bau der Elisabethkirche erst 1785 begonnen. © Sammlung Voskamp
Heute: Der Jakobsplatz
Und heute? Seit 1962 befindet sich das Polizeipräsidium am Jakobsplatz, und zwar genau an jener Stelle, wo zwischen 1862 und 1865 der gewaltige Komplex der Deutschhauskaserne errichtet wurde. Eine Straßenbahn fährt heute nicht mehr durch die Ludwigstraße, dafür hat sie sich zu einem Boulevard gemausert, an dem bis spät in die Nacht das Leben pulsiert. © Michael Matejka
Damals: Die Moritzkapelle und das Bratwurstglöcklein
Bis zu seiner Zerstörung 1944 war das Bratwurstglöcklein an der Moritzkapelle ein beliebtes Touristenziel. Die Kapelle selbst war 28 Meter lang und acht Meter breit, mehr als eine schlichte Friedhofskapelle, aber klein im Schatten der mächtigen Sebalduskirche. © Stadt Nürnberg/Bildstelle Hochbauamt
Heute: Metallplatte erinnert an Moritzkapelle
Nur eine schlichte Metallplatte erinnert heute an den Ort, an dem bis zum 3. Oktober 1944 die Moritzkapelle stand. "Ihr Wiederaufbau bleibt künftigen Generationen vorbehalten", heißt es dort nur. "Schön wäre ein Wiederaufbau aus unserer Sicht schon, denn damit wäre der Platz wieder geschlossen, es ist eine Lücke im Stadtbild", meint Michael Taschner von den Altstadtfreunden. Doch er sieht derzeit keine realistische Chance dafür. "Die Bürger sind emotional mit der Kapelle bei weitem nicht so verbunden gewesen wie mit den großen Kirchen, die Kapelle war ja schon lange profanisiert." © Ralf Rödel
Damals: Holzgartenschule in Glockenhof
Öde und leer war der Platz, auf dem 1902 die Holzgartenschule entstand. Das belegt das Foto, das NZ-Leser Harald Hesse uns zur Verfügung stellte. Er fand es in einem Familienalbum. Nötig wurde der Neubau, weil die umliegenden Schulhäuser zu klein für die vielen Arbeiterkinder wurden, deren Familien sich mit zunehmender Industrialisierung dort ansiedelten.
© privat
Heute: Die Holzgartenschule in Glockenhof
Die Holzgartenschule wurde im Krieg stark beschädigt – bei dem Bombenangriff am 2. Januar 1945 wäre es sogar fast zu einer Katastrophe gekommen: Ein Blindgänger war beim Eingang des Luftschutzkellers eingeschlagen. Der Hausmeister verschwieg die Gefahr und räumte den Keller nach dem Angriff in höchster Eile.
Der Wiederaufbau zog sich bis 1959 hin, 1965 wurde der Neubau nebst Turnhallen eingeweiht. So sieht sie heute aus.
© Stadtarchiv Nürnberg/Michael Matejka
Damals: Demos für den Vorstadt-Bahnhof Großgründlach
Dass ihr Bahnhof geschlossen werden sollte, gefiel den Groß- und Kleingründlachern überhaupt nicht. Wie das Bild von Leser Walter Dipping zeigt, begehren die Bürger gegen das Vorhaben auf. Für viele Anwohner war die Bahn eine Möglichkeit, bequem und schnell nach Nürnberg, Fürth oder Erlangen zu kommen – zum Beispiel zur Universität. Doch all der Protest nützte nichts ... © Walter Dipping
Heute: Den Vorstadt-Bahnhof gibt es nicht mehr
Es ging dem Vorstadt-Bahnhof an den Kragen. Wer heute mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Fürth oder Nürnberg möchte, muss den Bus nehmen. Das Wärterhäuschen und die Wartehalle wurden später abgerissen. Im Zuge der Streckenerneuerung wurden dann auch die anderen Anlagen entfernt. © Roland Fengler
Damals: Militär residierte an der Sebalduskirche
Eine historische Postkarte zeigt die Alte Hauptwache, die im Zweiten Weltkrieg zerstört worden ist. Seit weit über 50 Jahren steht dort ... © privat
Heute: "Bratwursthäusle" versorgt mit "Drei im Weckla"
... das "Bratwursthäusle", eine der bekanntesten Gaststätten Deutschlands. 15 Stufen führen hinunter in die Metzgerei, wo tagtäglich drei Metzger einige Tausend der berühmten kleinen Nürnberger Bratwürste herstellen. "An Spitzentagen sind es gut und gerne 8000", schätzt das "Bratwursthäusle". Von den 120 Plätzen auf den insgesamt drei Terrassen bleibt heute bei schönem Wetter kaum einer unbesetzt. Die Wirtsstube bietet 85 Plätze. Ihr Herzstück ist der offene Buchenholzgrill. © Karlheinz Daut
Damals: Die Augustinerstraße unter Wasser (1909)
In der Tat ein bemerkenswertes Motiv: die Augustinerstraße als reißender Wildbach. NZ-Leser Gerhard Maul hat es zu unserer Serie beigesteuert, die Aufnahme stammt von 1909, er hat sie im Fotoalbum seiner Großeltern entdeckt. Es dürfte rund um Nürnberg noch einige Albumseiten dieser Art geben. Denn am 5. und 6. Februar 1909 passierte in Nürnberg etwas, das hundertfach fotografiert und als Abbild in ganz Deutschland verbreitet wurde. Die Pegnitz erlebte ihr größtes Hochwasser aller Zeiten - mehr Bilder davon gibt's hier. © Gerhard Maul
Heute: Die Augustinerstraße als Schandfleck
Verändert hat sich seitdem viel. Das imposante Finanzamtsgebäude auf der Nordseite etwa ging unter; an seiner Stelle steht seit 1965 ein Parkhaus. Auf der Südseite hat die Straße ihre frühere Anlage als Laden- und Restaurantzeile vergleichsweise gut bewahrt, wie das aktuelle Foto zeigt. © Eduard Weigert
Damals: Die Ostendstraße als Industrieareal
Einst war die Ostendstraße ein Industrieareal. Auf dem Gelände links von der Zentrale der Nürnberger Versicherung mit dem markanten Turm war die Firma Staub & Co.-Silbermann beheimatet. Gegenüber der Chemikalienhandlung lag das Coca-Cola-Areal. © Ulrich
Heute: Ostendstraße als "zusammengewürfelter Haufen"
Die zusammengewürfelten flachen Gebäude werden derzeit "zwischengenutzt". Seit dem Jahr 2000 ist der 135 Meter hohe "Business Tower" das neue Eingangstor im Osten der Stadt. © Harald Sippel
Damals: Das (Geister)-Lokal in Johannis
Warum kauft man ein Haus mit einer Gaststätte und lässt es dann 40 Jahre leerstehen? Gisela G. und ihr Mann Herbert haben das getan. Niemand kann sie mehr fragen. Die Nürnberger sind schon verstorben. Bereits zu Lebzeiten wichen sie einer Antwort aus. Die G.s galten in der Nachbarschaft als schwierige Leute.
Bis in die 60er Jahre hatten im "Freischütz" allabendlich die Bierkrüge geklappert. Er war eine typische Schankwirtschaft der Stadt. Doch dann ließ die Familie G. das Gebäude verlottern.
© Reinhard Kemmether
Heute: Das Geister-Lokal ist eine Abrisshütte
Auch das Haus mit der Gaststätte in der Kirschgartenstraße 39 steht seit 2010 nicht mehr. Was bleibt, sind Bilder aus den letzten Tagen der verfallenen "Restauration Freischütz". Leser Wolfgang Cibura schoss sie kurz vor dem Abriss. © Wolfgang Cibura
Damals: Handwerk in der Hans-Sachs-Gasse
Der Laden in der Hans-Sachs-Gasse verkaufte früher Töpferwaren. In der Nacht des 3. Oktober 1944 zerstörte eine Bombe das Gebäude in der Hans-Sachs-Gasse 5. Tote und Verletzte gab es glücklicherweise nicht, nur Hunderttausende Scherben und einen Nachttopf, der erstaunlicherweise heil geblieben war. Weil niemand in Kriegszeiten ein Haus wieder aufbauen wollte, blieb der zerstörte Töpferladen eine Ruine.
Doch das blieb nicht so.
© Roland Fengler
Heute: Touri-Souvenirs und Holzspielzeug
In die Hans-Sachs-Gasse 5 zog ein Geschäft für Haushaltswaren und blieb dort viele Jahrzehnte. Inzwischen verkauft der "Werkstattladen" dort Holzspielzeug – in der Hans-Sachs-Gasse lassen sich folglich auch heutzutage noch gute Geschäfte machen. © Eduard Weigert
Damals: Der Obstmarkt als bunter Handelsplatz
Um 1900 ist diese Postkarte hier entstanden, die uns NZ-Leser Gerhard Zwingel schickte. Einst waren Obstmarkt und Hauptmarkt gefüllt mit den unterschiedlichsten Waren. Die Märkte wurden anstelle des alten Judenviertels errichtet, das im Jahr 1349 einem Pogrom zum Opfer fiel.
Heute werden auf dem Obstmarkt keine Heringe mehr verkauft, sondern ...
© privat
Heute: Der Obstmarkt als chaotischer Parkplatz
... Autos geparkt. Ganz profan. Der Obstmarkt an einem ganz normalen Wochentag: Autos parken, fahren, drängeln, Stoßstange an Stoßstange. © Roland Fengler