Neuer Mut durch Spenden: So hilft "Freude für alle"

12.11.2016, 06:00 Uhr
Neuer Mut durch Spenden: So hilft

© Fotos: Heilig-Achneck

Es war eine Reise mit verhängnisvollem Ausgang: Bei einem schweren Busunfall in Afrika hatte eine junge Nürnbergerin so schwere Verletzungen an der Wirbelsäule erlitten, dass sie seither von der Brust abwärts gelähmt ist. Die Schilderung ihres Schicksals gleich zum Auftakt der Aktion hat besonders große Resonanz gefunden.

Ihr herzliches Strahlen und ihr sonniges Gemüt hat sich Carolin D. bewahrt. Das spürt jeder, der sie heute trifft. Trotz aller Belastungen und der dauerhaften Behinderung. Lange hatte sie beispielsweise um eine Verlängerung ihrer Reha-Zeit kämpfen müssen. Und ob ihr Anwalt jemals noch eine Entschädigung von dem Reiseveranstalter erstreiten kann, steht weiter in den Sternen.

Immerhin ist es ihr — auch dank der energischen Unterstützung ihrer Familie, aber auch vielen Therapie- und Übungsstunden — gelungen, sich im Alltag halbwegs gut zurechtzufinden. Seit ein paar Wochen hat sie ihr eigenes kleines Reich, die frühere Wohnung der Großmutter — mit auf sie zugeschnittener Einrichtung vor allem in Bad und Küche. Für die nötigen Anpassungen gibt es aus Landesmitteln und von der Pflegekasse insgesamt 14.000 Euro. Doch die tatsächlichen Aufwendungen liegen weit höher, zum Beispiel, um die herkömmlichen Zimmer- durch Schiebetüren zu ersetzen. Wichtige Hilfsmittel und Trainingsgeräte wie etwa ein Stehpult hat die Krankenkasse bezahlt. Und auch die Arbeitsagentur hat erhebliche Mittel lockergemacht, um beispielsweise eine Zufahrtsrampe zur Wohnung zu finanzieren – entscheidende Voraussetzung dafür, dass Carolin überhaupt an ihre Arbeitsstelle bei einem namhaften Nürnberger Unternehmen gelangt.

Vereinte Kräfte gefragt

Ganz auf ihre eigene Rechnung — letztlich auch ermöglicht durch Leserinnen und Leser, denen sie zutiefst dankbar ist — gehen hingegen zum Beispiel Behandlungen bei einem Heilpraktiker. "Das ist zwar mit längerer Fahrerei verbunden", berichtet Carolin, aber da er am eigenen Leib erfahren habe, wie sich eine Querschnittslähmung auswirkt, auch auf die inneren Organe, seien seine zielgerichteten Anwendungen besonders förderlich.

Kurios indes, dass sie sich jetzt schon gegen eine dauerhafte "Abschiebung" in die Erwerbsunfähigkeit wehren musste. Anstandslos wäre ihr eine Rente zugebilligt worden — obwohl sie wenigstens stundenweise wieder in ihrem früheren Beruf arbeiten will und sich das, nach etwas Durchhaltetraining, auch gut zutraut.

Wo eine Karre tief im Dreck steckt, sind vereinte Kräfte gefragt. So ist es auch gelungen, Mathilde G. (Name geändert) zu einer wieder menschenwürdigen Existenz und neuem Lebensmut zu verhelfen. Gefordert waren das Sozialamt und ihr gesetzlicher Betreuer — und "Freude für alle" steuerte bei, was aus anderen Töpfen nicht zu leisten war. Nicht nur monate-, sondern jahrelang hatte G. ihre Wohnung nicht mehr verlassen — weil sie gesundheitlich angeschlagen und von ihrem Mann drangsaliert worden war. Als er vor gut einem Jahr starb, wurde das ganze Elend offenkundig.

Nun buchstäblich alles in Butter

Das Paar hatte in unsäglichen Umständen gehaust: Überall türmte sich Unrat, Herd und Waschbecken waren kaum noch zu benutzen. Und der übermäßige Zigarettenqualm hatte auf alles einen dunklen Firnis gelegt. "Da hätte kein Pflegedienst einen Fuß über die Schwelle gesetzt", stellt Susanne Greth-Rieger vom Sozialpädagogischen Fachdienst beim Amt für Existenzsicherung fest. So engagierte sie nach und nach eine Entsorgungsfirma, einen Pflegedienst und den Alltagshelferdienst der Noa für die alltäglichen Besorgungen. Unterdessen zog sich die Klärung der Rentenansprüche und damit auch die Gewährung von Grundsicherung über viele Monate hin. Nun aber scheint buchstäblich alles in Butter: In der von Grund auf gereinigten Wohnung erlebt Mathilde G. eine Neuanfang, an den sie kaum je geglaubt hätte. "Freude für alle" half in ihrem Fall, manchen buchstäblich verrotteten Hausrat zu ersetzen.

Nur noch ein halbes Jahr blieb indes dem Erlanger Masterstudenten Konstantin T., der als Radfahrer in Buckenhof von einem Auto erfasst worden war. Rührend kümmerte sich vor allem seine Vermieterin um den 22-jährigen Physiker — und musste der Aktion im Sommer doch mitteilen, dass er nach langer Behandlung seinen schweren Verletzungen erlag. Die Unterstützung der Leserinnen und Leser war trotzdem eine große Hilfe — sie trug dazu bei, dass die Eltern viele Tage und Wochen am Krankenbett des Sohnes verbringen konnten.

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