First Sergeant liebt Bayern und Grafenwöhr
26.5.2018, 19:08 UhrImari Jackson lächelt. In den wenigen Minuten dieses Gesprächs tut er das ziemlich oft. "Auslandseinsätze sind einfacher", sagt Imari. Man weiß nicht so genau, ob er diesen Satz ernst meint, oder ob er einfach viel lieber über etwas anderes sprechen möchte und die Gedanken an Kriegsgebiete mit dieser etwas lapidaren, überraschenden Antwort verdrängen will. Ein Einsatz in Afghanistan ist leicht? "Im Vergleich hierzu", bekräftigt Imari, "ist Afghanistan einfach." Imari lächelt zwar, aber er meint es ernst.
"In Afghanistan weißt du immer ganz genau, was du zu tun hast. Du trainierst ja für diese Einsätze auch jahrelang", sagt er. Imari wirkt nicht wie jemand, dem der Auslandseinsatz in einer Krisenregion geschadet hat. Psychisch. Man hört ja Vieles über Rückkehrer aus Kriegsgebieten. Bei Imari scheint das nicht der Fall. Zumindest gibt er das vor, so oft, wie er während dieses Gesprächs lacht. "Smile Guys", nennt man diese Typen in Amerika, die einfach nicht aufhören, gute Laune zu verbreiten. Imari ist auch einer dieser "Smile Guys".
Texanische Wüste
Wie lange er in Afghanistan war? Imari überlegt lange. "Ungefähr ein Jahr", sagt er dann. Er ist aber nicht nur in Afghanistan gewesen. Imari war auch schon im Irak und in Ägypten. 20 Jahre müsste das etwa her sein, schätzt Imari. "In Ägypten war damals ein Trainingscamp. Ziemlich langweilig. Aber ich war auch mal in einer Pyramide. Das war cool."
Ehe man also weiter nachhaken kann, über seine Erlebnisse in den Krisenregionen dieser Welt, lenkt Imari das Gespräch viel lieber zu den schönen Dingen des Lebens. Zu der U.S. Armee Garnison Bavaria, seiner Einheit. Zu Bayern und Grafenwöhr. Imari schwärmt von den "warmherzigen, offenen Menschen" im Freistaat, den Restaurants, in die man sich einfach setzen könne, um ein Bier zu trinken und mit den Leuten zu plaudern. Das lockere Leben eben.
Imari weiß das zu schätzen. Er hat es schon ganz anders erlebt. In den Vereinigten Staaten war er in Fort Bliss stationiert, mitten im Nirgendwo von Texas. "Das war Wüste. Da gibt es keine Bäume, da gibt es einfach gar nichts. Es ist nur richtig heiß da", sagt Imari. Verbittert klingt er dabei nicht. Imari lächelt stattdessen wieder, als er davon erzählt.
Die Army ist sein Leben. "Es ist zwar kein normaler Job, aber ein guter Job", sagt er. "Ich liebe die Army." Wann er zur Armee gekommen ist? Imari muss schon wieder lachen. "Ich war schon immer bei der Army". Dann überlegt er doch noch einmal genauer. "Ich glaube ich war 22 Jahre alt." Mittlerweile ist er 44.
Nach der Schule wusste er damals einfach nicht so richtig, was er mit sich und seinem Leben anfangen sollte. Irgendetwas musste er aber tun, also ging er zur Armee. "Eigentlich wollte ich auch nur kurz bleiben", sagt er und grinst.
"Aber dann ist es doch ein bisschen länger geworden. Und nach 22 Jahren kann ich sagen, dass es mir bei der Army sehr gut gefällt". Seit einem halben Jahr nun ist er hier in Bayern. In Grafenwöhr, Hohenfels oder Garmisch. Seine Frau und die zwei Kinder sind mit ihm nach Deutschland gekommen. Vor ein paar Jahren waren sie schon einmal in Deutschland, damals in Schweinfurt. "Als die Chance da war, zurückzukehren, musste ich das einfach machen", sagt Imari. Schon damals habe es ihm und seiner Familie hier gut gefallen.
Rechte Hand des Kommandeurs
In Grafenwöhr sei es aber noch einmal "viel schöner" als damals in Schweinfurt, sagt Imari. Er ist mittlerweile First Sergeant. In Grafenwöhr ist er der ranghöchste Unteroffizier und die rechte Hand des Kommandeurs der Stabskompanie der US-Armee Garnison Bavaria.
Es gibt also jede Menge zu tun für ihn. Vor allem organisatorisch. Und so meinte er das auch mit Afghanistan. Im Vergleich kommt es ihm hier einfach viel anstrengender und komplizierter vor, als bei einem Auslandseinsatz wie Afghanistan, wo jeder kleinste Schritt seit Monaten bis ins Detail durchgeplant ist. "Das hier ist hart", sagt Imani und grinst.
Morgens um 6.30 Uhr geht es los mit Krafttraining. Und dann sei immer etwas los. "Man muss oft mit vielen Leuten kommunizieren, um abzuklären, wie und wie schnell Dinge zu regeln sind. Wie gehen wir mit den Dingen um? Wer ist involviert", sagt Imari. Kürzlich hatten sie eine Kraftschutzübung, zur Vorbereitung auf eine mögliche Katastrophe. Und vor ein paar Wochen waren sie an einer Bombenentschärfung beteiligt. "Aber so etwas ist nur ein durchschnittlicher Tag. Deshalb ist das verrückt hier", sagt Imari und lacht.
Dann verabschiedet er sich. Natürlich mit einem Lächeln. Imari geht herüber zum scheidenden Kommandeur Lance Varney, der in einer Zeremonie verabschiedet wurde. Eine letzte Umarmung. Dann zieht es den Kommandeur weiter. Nach Izmir in der Türkei. "Es war sehr schön hier, aber ich bin in der Army", sagte der Kommandeur zum Abschied. Imari wird bleiben. Wie lange? "Wenn es geht", sagt Imari, "dann würde ich gerne für immer hier bleiben."
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