Heinz Rudolf Kunze stellte „Manteuffels Murmeln“ vor

8.11.2014, 08:50 Uhr
Heinz Rudolf Kunze stellte „Manteuffels Murmeln“ vor

© Foto: Robert Schmitt

Heinz Rudolf Kunze ist eine echte Konstante in der deutschen Musikszene. Seit den 1970er Jahren tourt der studierte Deutschrocker durch die Republik. Mit seiner Band „Räuberzivil“ füllt er die Konzerthallen. Etwa 400 Titel und 34 Alben sind das Ergebnis seines Schaffens als Songwriter und Musiker. Kunze ist ein scharfsinniger Sprachkünstler. „Dein ist mein ganzes Herz, Du bist mein Reim auf Schmerz“: Diese geniale Song-Zeile stammt aus seiner Feder.

Die Erwartungen durften also hoch sein für Kunzes Auftritt im Markgrafensaal.

In „Manteuffels Murmeln“ breitet er surenartig ein eigenes Panoptikum von Gedanken, Beobachtungen, Beschreibungen und Reflexionen aus, das von einer mysteriösen Rahmenhandlung eingeklammert wird.

Klaus Neunhoeffer nennt es den „Kunze-Kosmos“. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Schwabacher Stadtrat kündigt den Künstler als „Poet, Vorleser und Grenzgänger“ an.

Manteuffel und Gruber liegen im Krankenhaus, wissen aber nicht, wie sie dort hingekommen sind. Am Ende wird klar: Ein Revolver, zwei Patronen und ein Dolch spielen dabei eine Rolle.

Heinz Rudolf Kunze stellte „Manteuffels Murmeln“ vor

Außerdem liegen zwölf Glasperlen auf dem Küchentisch. Der Romantitel ist also durchaus doppeldeutig. „Manteuffels Murmeln“ könnte für ganz leises Vor-sich-hin-Deklamieren ebenso stehen wie für eine Handvoll glänzender Kugeln. „Es ist ein Fluch“, sagt Manteuffel, „dass mir zu allem und jedem etwas einfällt.“

Manteuffel und Gruber sind beide wegen Schusswunden eingeliefert worden. Nun versuchen sie, sich über ihre Situation klar zu werden. Kunze begibt sich von dieser schmalen Szenerie aus auf eine Reise in eine eigene Welt. Die Fahrt führt von den Beatles und Hitler über das Spießertum und die politische Korrektheit bis hin zu einem Handy-Gespräch mit dem toten Vater. „Bin auf einer Bühne in Franken, nette Leute“, meldet er ihm, meint aber auch: „Das ist nicht mehr Deine Welt.“ Denn nun gebe es schwarze deutsche Fußballer, die besser Deutsch sprächen als weiße Gymnasiallehrer. Kunze muss es wissen. Er ist selbst Deutschlehrer für die höhere Schule.

Seine Verehrung für die Pilzköpfe bringt er deutlich zum Ausdruck. „Beatles“, sagt Manteuffel zum Arzt, der wie John Lennon aussieht, „was für ein alberner Name für die größte Band der Welt.“

HRK, wie ihn seine Fans nennen, ist nicht allein nach Schwabach gekommen: An seiner Seite sitzt ein fabelhafter Gitarrist. Jan Drees aus Hamburg bewegt sich mit seinen sphärischen und experimentellen Klängen, Verfremdungen und komplexen Rhythmen zwischen Verspieltheit und Spannung. Schlussendlich begleitet er Kunze auch, als der zum Abschluss singt. Zwei ältere Songs und ein Abschiedslied von der jüngsten CD: „Wenn Du sie siehst.“ Dieses Ende war absehbar. Schließlich stand Heinz Rudolf Kunzes Gitarre von Beginn an auf der Bühne. „Ich bin nicht so verrückt, sie nicht anzufassen”, sagt er und alle atmen auf. Das macht den Abend endgültig perfekt.

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