Wahre Fiktion: Angelika Klüssendorf stellte „April“ vor

7.11.2014, 09:25 Uhr
Wahre Fiktion: Angelika Klüssendorf stellte „April“ vor

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Sie selbst sieht sich als Schriftstellerin mit dreifachem Blick: „Ostdeutsch, westdeutsch und gesamtdeutsch“, hat Angelika Klüssendorf in einem Zeit- Interview gesagt. Jetzt war sie im Rahmen der LesArt-Reihe zu Gast in Schwabach.

Autobiographisches hat sie gewiss auch verarbeitet in ihrem neuen Roman. Schließlich sind die Parallelen augenfällig. Als eigene Lebensbeschreibung will sie „April“ aber nicht durchgehen lassen. „Es ist alles authentisch, aber es ist keine Autobiographie“, sagt sie. „April“ sei Fiktion. „Denn als Schriftstellerin bin ich zu allererst der Sprache verpflichtet“, erklärt Klüssendorf.

„April“ ist ihr in manchem ähnlich. Die 1957 in Niedersachsen geborene Klüssendorf hat Kindheit und Jugend in der DDR verbracht und ist 1985 nach Westberlin ausgereist.

Sie hat mit ihrem zweiten Roman eine Fortsetzung des hochgelobten Erstlings vorgelegt. „Das Mädchen“ aus dem Jahre 2011 berichtet von einer Kindheit in der DDR, die allerdings im Westen ebenso möglich gewesen wäre. Zerrüttete Familienverhältnisse mit einer verantwortungslosen Mutter und einem alkoholkranken Vater waren und sind in Westdeutschland gewiss ebenso häufig wie in der DDR oder in der vereinigten Republik. „Das Mädchen“ war für den deutschen Buchpreis nominiert. Von der Kritik ist das Buch begeistert aufgenommen worden.

Bei „April“ war es ähnlich. „Das Mädchen als Heldin unserer Zeit wird nun erwachsen“, heißt es. Ohne Pathos, nüchtern und souverän erzählt Klüssendorf von einem Weg aus der scheinbar ausweglosen Vergangenheit. Mit psychologischem Feingefühl und klarem Blick für die gesellschaftlichen Zustände. So führt sie ihren Leserinnen und Lesern beides vor Augen: einen erschütternden Roman über das Erwachsen werden und ein nüchternes Porträt der sozialen Zustände in der DDR der 1970er und im West-Berlin der frühen 1980er Jahre.

Ihr Stil ist es, die Sprache auf das nötigste zu reduzieren, wenig Bilder zu verwenden und alles im Präsens darzustellen. Sie arbeite jeden Tag sieben bis acht Stunden, erzählt sie. Wenn dabei eine endgültige Seite entstehe, sei das sehr viel. „Denn Redigieren und Lektorieren sind sehr viel anstrengender“, offenbart sie. Das Ausgangsmaterial für „April“ waren 5000 Seiten. Geworden ist daraus ein schmales Büchlein mit 224 Seiten.

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