Bornemann berichtet: Stress, Strapazen und Misidjans Missetat

3.9.2018, 11:27 Uhr
Macht ab jetzt erst mal Urlaub: Andreas Bornemann muss sich von einer anstrengenden Transferphase erholen.

© Sportfoto Zink / DaMa Macht ab jetzt erst mal Urlaub: Andreas Bornemann muss sich von einer anstrengenden Transferphase erholen.

 NN: Wie anstrengend war Ihr Freitagnachmittag, Herr Bornemann? Sind Sie sehr urlaubsreif oder war das alles nur noch ein Abarbeiten am Ende der Transferperiode?

Bornemann: Nein, leider nicht. Das war nicht nur für mich, sondern für alle Mitarbeiter, die da involviert waren, sehr anstrengend. Der administrative Teil, der da dran hängt, die Unterlagen zusammenzuhaben, sie hochzuladen, hoffen, dass einem nicht die Tücken der Technik alles vermasseln - da hat man schon mal ein paar Schweißperlen auf der Stirn stehen.

War das tatsächlich alles so knapp?

Bornemann: Also Virgil Misidjan haben wir noch vernünftig hinbekommen. Wobei, was heißt das schon. Das hing bei ihm auch in der Nacht zum Freitag noch, als er mit Rasgrad in der Europa League mit dem Sieg die Gruppenphase erreicht hatte. Da haben wir um Mitternacht ungefähr eine Regelung gefunden und der arme Kerl musste nach 90 kräftezehrenden Minuten noch mit dem Auto zweieinhalb Stunden nach Bukarest fahren, um dann um 6 Uhr den Flieger nach München zu erwischen. Bei Pereira war es Freitag, 17.58 Uhr, als wir die letzten Seiten hochgeladen hatten.

Es hätte also alles noch schiefgehen können?

Bornemann: Das hätte durchaus noch schiefgehen können. Da muss ich meinen Mitarbeitern höchsten Respekt zollen. Da ist keiner irgendwie hektisch oder nervös geworden. Wir haben das in stoischer Ruhe durchgezogen und es hat zum Glück geklappt. 

 Waren die beiden von Beginn an Kandidaten?

Bornemann: Ja, schon sehr lange.

Also nicht so, dass man am Ende sagt...

Bornemann: . . . jetzt nehmen wir halt die.

So in etwa.

Bornemann: Wir haben doch immer gesagt, dass wir auf Gelegenheiten lauern müssen. Das war bei Kubo so. Da hatten wir bereits einen frühen Vorstoß unternommen. Es hat sich aber als nicht realisierbar erwiesen. Dann kam doch wieder Bewegung rein. Bei Misidjan war das ähnlich. Da waren die Forderungen für uns zunächst undenkbar. Und auf einmal drehte sich das. Bei Pereira war es fast über Wochen so, dass wir mit dem Spieler einig waren, aber Sporting hat immer einen Schritt nach vorne gemacht, dann wieder einen zurück. Am Ende war die Freigabe daran geknüpft, dass sie selbst noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden können.

Pereira muss aber nach der Saison wieder zurück?

Bornemann: Er muss wieder zurück. Dieses eine Jahr Leihe war der kleinste gemeinsame Nenner.

Misidjan ist fest verpflichtet, hat aber ein mittelgroßes Problem in der Heimat. Er muss eigentlich wegen Körperverletzung ins Gefängnis?

Bornemann: Das wird sich zeigen.

Die drohende Haftstrafe war kein Grund, ihn nicht zu verpflichten?

Bornemann: Nein. Das weiß man ja schon, wenn man den Namen das erste Mal googelt. Unserer Meinung nach sind das Dinge, die zu regeln sind. Der wurde im ersten Prozess verurteilt, ohne selbst zugegen zu sein. Vertreten von einem Pflichtverteidiger. Also ist das Urteil auch erklärbar. Wir gehen davon aus, dass es in der nächsten Instanz anders ausgehen wird und er uns wie erwartet zur Verfügung stehen wird.

Aber es könnte sein, dass er ins Gefängnis muss.

Bornemann: Das wäre aber aus meiner Sicht einmalig. Wenn man sich das genauer anschaut, dann ist es so, dass ich keinen kenne, der für so etwas in den Bau gegangen wäre.

"Nicht ansatzweise auffällig geworden" 

Haben Sie Sorge, dass man sich da einen in die Mannschaft holt, der das Kabinenklima nachhaltig stört?

Bornemann: Nein. Virgil ist in seinem Leben vorher nicht ansatzweise in dieser Hinsicht auffällig geworden. Er hat eine Frau, ein kleines Kind, das zweite ist unterwegs. Er kümmert sich rührend um die Familie. Wenn man ihn kennenlernt, fällt es einem schwer zu glauben, dass das passiert sein soll. Ich möchte auch gar nicht in ein Verfahren eingreifen, aber natürlich steckt auch dahinter, dass er beleidigt worden ist, wahrscheinlich auch auf rassistische Art und Weise. 

 Dass beide Neuzugänge nicht Deutsch sprechen, war am Ende auch egal? Michael Köllner hat ja kürzlich gesagt, dass es schwierig wird, wenn fünf, sechs Spieler in der Kabine sitzen, die ihn nicht verstehen. So viele sind es jetzt in etwa.

Bornemann: Wenn wir es hinbekommen, lauter deutschsprachige Spieler zu verpflichten, die Anfang 20 sind - dann sind wir ganz weit. Ich habe heute nicht das Gefühl gehabt, dass die Sprache Kubo daran gehindert hat, unser Spiel zu verstehen. Ich habe keine Bedenken, dass das funktioniert.

Erfolg stiftet Identifikation, Mühl auch  

Ihr Trainer hat im Trainingslager in Südtirol gesagt, dass so etwas für die Zuschauer zum Problem wird. Dass die Identifikation verloren geht.

Bornemann: Der beste Weg zur Identifikation ist Erfolg. Wir wollen erfolgreich Fußball spielen. Für denjenigen, der aber noch etwas Anderes braucht, haben wir genügend Spieler, die ihre Wurzeln in der Region haben. Lukas Mühl, zum Beispiel, oder Patrick Erras.  

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