Ultrahochverarbeitete Lebensmittel

Forscher schlagen Alarm: Warum Ravioli und Salami das Krebsrisiko steigern

Eva Orttenburger

Online-Redaktion

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24.2.2023, 15:03 Uhr
Dosenravioli fallen unter hochverarbeitete Lebensmittel. Sie sollten nur in Maßen gegessen werden.

© imago stock&people via www.imago-images.de, imago images/Rüdiger Wölk Dosenravioli fallen unter hochverarbeitete Lebensmittel. Sie sollten nur in Maßen gegessen werden.

Im Alltagsstress haben viele Menschen in Industrieländern oft nicht genug Zeit, täglich frisch zu kochen. Sie greifen dann gerne auf Fertigprodukte zurück, um eine schnelle Mahlzeit auf den Tisch zu bekommen. In Deutschland, Großbritannien, Kanada und den USA tragen solche Lebensmittel etwa die Hälfte zur gesamten Energiezufuhr bei. Die ultrahochverarbeiteten Lebensmittel (UPFs, englisch: ultra-processed foods) sind billig, praktisch und lange haltbar. Doch Mediziner warnen aufgrund einer neuen Studie vor den Produkten.

In der Langzeit-Untersuchung nahmen Forscherinnen und Forscher des Imperial College London das Auftreten von Krebsarten bei einer Gruppe von fast 200.000 britischen Erwachsenen zwischen 40 und 69 Jahren in einem Zeitraum von zehn Jahren unter die Lupe. Grundlage der Daten ist eine laufende britische Gesundheitsstudie, in der die Probanden täglich Ernährungsprotokolle ausfüllen mussten.

Die Ergebnisse der Studie, die Ende Januar im Fachjournal "eClinicalMedicine" veröffentlicht wurde, sind dabei alarmierend. Laut der Forscherinnen und Forscher soll ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Verzehr von UPFs und einem erhöhten Krebsrisiko bestehen. Der allgemeine Konsum an UPFs in der Probandengruppe machte 22,9 Prozent im Essverhalten aus. Wer zehn Prozent mehr ultrahochverarbeiteten Lebensmittel zu sich nahm, hatte ein um zwei Prozent erhöhtes Krebsrisiko. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 19 Prozent stieg das Risiko vor allem für Eierstockkrebs am stärksten an. Auch die krebsbedingten Todesfälle stiegen mit dem Verzehr von UPFs an.

Die Forscherinnen und Forscher kritisieren, dass ultrahochverarbeitete Lebensmittel oft industriell hergestellt werden. Dafür werden Zusatzstoffe verwendet, um Farbe, Geschmack, Konsistenz und Textur zu erschaffen und die Haltbarkeit zu verlängern. Zudem enthalten UPFs viel Salz, Zucker und Fette.

Die Experten räumen ein, dass die Studie zunächst nur Hinweise auf diesen kausalen Zusammenhang liefert. Fest steht jedoch: Zusatzstoffe und Verunreinigungen haben gesundheitliche Auswirkungen. Nitrat/Nitrit kann beispielsweise zu Brust- und Prostatakrebs führen, viel Acrylamid zu Eierstock- und Gebärmutterkrebs und viele künstliche Süßstoffe zu Krebs im Allgemeinen. Weitere Gesundheitsrisiken durch den Konsum von vielen ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln sind Fettleibigkeit, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Leiden.

Doch welche Lebensmittel sind eigentlich ultrahochverarbeitet? Darunter fallen Wurstwaren (wie Salami oder Mortadella), Fleischprodukte, Backwaren, Trockensuppen, Softdrinks, Eiscreme, Süßigkeiten, Fertiggerichte oder Tiefkühlpizza.

Kritiker der britischen Studie merken an, dass sich Menschen, die viele ultrahochverarbeitete Lebensmittel zu sich nehmen, auch generell schlechter ernähren würden und das Risiko daher nicht auf diese bestimmten Lebensmittel zurückzuführen sei. Zudem könne das erhöhte Risiko auch an anderen Faktoren liegen, wie den zu geringen Konsum von Obst und Gemüse. Generell raten jedoch Expertinnen und Experten, auf UPFs wenn möglich zu verzichten oder sie nur in überschaubarem Maß zu essen.

Besser sei es, möglichst oft mit frischen Lebensmitteln zu kochen und Produkte mit Farb- oder Geschmacksverstärkern, Emulgatoren und Konservierungsstoffen zu vermeiden. Stark verarbeitete Lebensmittel haben häufig eine niedrige Nährstoffdichte, liefern jedoch reichlich Kalorien und begünstigen daher ebenso Übergewicht.