Kulinarik an Weihnachten

Alternativen zur teuren Gans: Diese Weihnachtsgerichte sind günstig und trotzdem festlich

Isabel Pogner

Online-Redaktion

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18.12.2022, 11:50 Uhr
Traditionelle Weihnachtsgerichte könnten in diesem Jahr teuer werden. Doch es gibt Alternativen.

© Sebastian Metzdorf Traditionelle Weihnachtsgerichte könnten in diesem Jahr teuer werden. Doch es gibt Alternativen.

Für das traditionelle Festtagsmenü müssen Familien in diesem Jahr einiges zahlen. Gerade beim Fleisch: "Besonders günstig ist zurzeit leider gar nichts", berichtet Monika Böcklein von der Feinkostmetzgerei Kleinlein. Gerade die Weihnachtsgans schlägt teuer zu Buche. Die Billig-Gans kostet in diesem Jahr um die 45 Euro, die Gans aus Deutschland bis zu 100 Euro. Das wird sich im Winter der Krisen nicht jeder leisten können. Auf ein ausladendes Weihnachts-Menü verzichten müssen die Nürnberger deshalb aber nicht.

"Wir haben schon mehrere Gänsebestellungen erhalten, trotz der stark gestiegenen Preise.", berichtet Böcklein. Auch bei Metzgermeister Dirk Freyberger ist der Gans-Preis in diesem Jahr um 40 Prozent gestiegen. Grund seien die gesteigerten Futtermittelpreise und die Vogelgrippe. "Sonst ist die im Winter. In diesem Jahr kam sie aber im Sommer und hat vor allem die Küken erwischt". Trotzdem findet er: "An Weihnachten muss der Braten schon sein". Das Fest sei schließlich etwas Besonderes.

Braten ist für Freyberger aber nicht automatisch Gänsebraten. Bei ihm zu Hause kommt an den Weihnachtsfeiertagen schon seit Jahren keine Gans mehr auf den Tisch. "Stattdessen gibt's bei mir Kapaun." Das ist ein gemästeter und kastrierter Hahn. Traditionell essen den die Franzosen, erzählt Freyberger. Der Gockel darf länger leben als seine deutschen Artgenossen, erst mit über 120 Tagen werden die Tiere geschlachtet. Der Kapaun wiegt, wenn er auf den Festtisch kommt, zweieinhalb bis drei Kilogramm, "ist sehr fett und schmeckt intensiv". Das weibliche Pendant dazu "ist nicht ganz so fett", erklärt Freyberger. Die Edelhühnchen kosten mit 24,90 Euro pro Kilogramm zwar nur einen Euro weniger als die Gans, allerdings beinhaltet die noch die Innereien, die nicht mitgegessen werden. "Deshalb hat man vom Kapaun am Ende zehn Prozent mehr", sagt Freyberger.

Wer aufs Federvieh verzichten kann, muss nicht ganz so krasse Preissprünge in Kauf nehmen, sagt der Fleischexperte. Rindfleisch ist beispielsweise noch genauso teuer wie im vergangenen Jahr, der Sauerbraten kostet etwa 20 Euro pro Kilogramm. Das Schwein habe aber ebenfalls ziemlich angezogen. Der Weltmarkt habe ein Problem mit der Schweinepest, außerdem seien die Mäster sehr verhalten und vermehren weniger Tiere. Deshalb fehle das Überangebot, das in anderen Jahren die Preise drückt. Das Kilogramm Schweinefleisch liegt in diesem Jahr bei ungefähr 12 Euro. "Wild ist auch teurer geworden", sagt Freyberger. Rehlende koste 30 bis 35 Euro pro Kilo, "das sind zehn Prozent mehr als vergangenes Jahr".

Stabile Preise beim Fisch

Bevor Freyberger an den Feiertagen Edelhuhn auftischt, gibt es an Heiligabend aber erst einmal Fisch. Am liebsten regional, die Preise für Karpfen und Forelle seien auch in diesem Jahr stabil. Das Karpfenfilet schlage mit rund 20 Euro pro Kilo zu Buche, "die Forelle liegt ein bisschen darunter, die kostet zehn, elf Euro", sagt der Metzgermeister. Die Preise für importierte Tiere würden deutlich stärker schwanken. "Da kommt es immer darauf an, wie die Fänge ausfallen. Und die Nachfrage ist an Weihnachten total verrückt."

Generell findet Freyberger: "An Weihnachten ist die Atmosphäre und das Miteinander sehr wichtig. Das gemeinsame Zubereiten und der Verzehr - deshalb bieten sich große Stücke Fleisch an." Allerdings habe er auch einige Kunden, die den Festtagsschmaus moderner interpretieren und sich damit auch kostentechnisch ein wenig nach unten korrigieren können: "Viele gehen zum Barbecue über." Auch Klassiker wie Rippchen könne man weihnachtlich zubereiten: "Mit Zimt und Pflaumensirup statt Ketchup". Als andere Idee nennt Freyberger Enten-Burger: Die Entenschenkel mit Blaukraut und angebratenen Klößen zwischen die Burgerbuns gepackt ergeben eine sättigende, günstigere Festtags-Alternative.

Der Metzgermeister findet: "Man muss sich einfach damit beschäftigen." Für ihn persönlich komme es aber nicht in Frage, den traditionellen Festschmaus zu ersetzen. Denn auch mit Gans und Co. kann man sparen, glaubt er: "Statt andere Dinge einzukaufen, wäre mein Tipp, die Menge zu reduzieren". Er beobachte jedes Jahr, dass die Kunden viel zu viele Lebensmittel einkaufen und dann noch wochenlang daran essen und viel davon wegwerfen. "Deshalb wünsche ich mir, dass die Menschen die Speisen mehr genießen und wertschätzen".

Generell sind die Lebensmittelpreise im vergangenen Jahr laut Verbraucherzentrale um 18,7 Prozent gestiegen. Ein starker Grund dafür sind die hohen Energiekosten. Besonders teuer geworden sind: Speisefette und Speiseöle (fast 50 Prozent), Milchprodukte und Eier (fast 30 Prozent), Fleisch (fast 20 Prozent) sowie Brot und Getreideerzeugnisse (18,5 Prozent). Die Verbraucherzentrale rät zum Thema Geld sparen beim Essen dazu, "Fleisch, Wurst und Fisch durch pflanzliche Lebensmittel zu ersetzen". Hülsenfrüchte beispielsweise seien gesund und günstig. Und auch aus denen lassen sich Traditionsgerichte wie Nussbraten, pflanzenbasierte Würstchen oder Seitan-Schnitzel basteln.

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