Arbeiten aus Vergangenheit und Gegenwart
Achselriecher, Erbrochenes-Sammler und Klärwerks-Taucher: Die ekligsten Jobs der Welt
22.04.2022, 06:00 UhrMenschliche Ausscheidungen
Aufsammler von Erbrochenem
Römer bauten Straßen. Römer entwickelten sanitäre Anlagen. Aber Römer feierten auch hedonistische Feste, bei denen sie bis zum Umfallen aßen, tranken – und dann absichtlich übergaben, um Platz für noch mehr Essen zu schaffen. Dann kamen die "Kotzensammler", so die Berufsbezeichnung von MSN, zum Einsatz: Sie leerten die Eimer und reinigten ebendiese.
Gongbauer
A propos sanitäre Anlagen: Im England der Tudorzeit, noch vor den Anfängen der modernen Abwasserentsorgung, entsorgten die Menschen ihre Abfälle und Ausscheidungen in der hauseigenen Senkgrube. Die Aufgabe der Gongbauer war es, die Exkremente aus diesen Gruben einzusammeln und sie anschließend aus der Stadt zu transportieren. Gongbauer arbeiteten ausschließlich nachts.
Klärwerks-Taucher
Taucher klingt schön, schließlich denkt man an einen mit Neopren-Anzug ausgestatteten Menschen, der sich grazil und nahezu schwerelos durch traumhafte Unterwasserlandschaften bewegt. Nun ja. Klärwerkstaucher reinigen verstopfte Gitter der Klärbecken von Haaren, Toilettenpapier oder Kondomen. Auch dank der (zu recht) obligatorischen Erschwerniszulage ist der Job als Fäkalientaucher aber zumindest finanziell lukrativ.
Groom of the Stool
Nein, Monarchen können nicht allein das Bad aufsuchen. Das dachte man zumindest jahrhundertelang. Ein Aristokrat hatte demnach zur Aufgabe, den König oder die Königin bei allen Abläufen im Bad zu unterstützen. Der sogenannte Groom of the Stool erlebte den Monarchen in dessen intimsten Situationen des Alltags, wodurch sich sein Status innerhalb des königlichen Hofes mitunter erhöhte.
Achselriecher
Auch hier ist der Name Programm: Achselriecher riechen an Achseln. Genauer gesagt: an Achseln von Deo-Testern, die mit einem entsprechenden Deodorant unter den Armen eine Reihe schweißtreibender Aktivitäten ausüben. Ein Achselriecher schnuppert daraufhin an den Achseln, um zu testen, ob das Deo tatsächlich hält, was es verspricht.
Tote Tiere
Geigensaitenbauer
Durch das Zusammenweben von Strängen aus Schafsinnereien stellte man die Saiten einer Geige her – zumindest bis zur Revolution im Geigensaitenbau im 17. Jahrhundert. Heutzutage ist diese Praxis kaum mehr verbreitet, vereinzelt entscheiden sich Musiker wegen des besonderen Klangs noch immer für Saiten aus Schafsdarm.
Knochengrubber
Nicht nur Innereien von Tieren waren nützlich: Im viktorianischen England stellte man aus Knochen unter anderem Halsketten her. Das Material für derartige Produkte lieferten sogenannte Knochenhändler, die die Knochen wiederum von sogenannten Knochengrubbern bezogen. Beim "Bone Grubbing" suchte man überall nach verwertbaren Knochen.
Gerber
Der Beruf des Gerbers vereint die negativen Facetten des Kotzensammlers (Kontakt mit übel riechenden Ausscheidungen) mit jenen von Geigensaitenbauern (Bearbeitung toten Tiermaterials) – und zählt somit wohl zu den ekligsten Jobs. In der viktorianischen Ära konservierten Gerber Tierhäute, indem sie diese in Kalk einweichten, das Fett abschabten und sie dann in Hundekot tauchten.
Knochenpräparator
Das heutige Adäquat zum Gerber-Job ist die Arbeit als Knochenpräparator. Dieser bereitet Tierkadaver für die Ausstellung in Museen oder wissenschaftlichen Einrichtungen auf. Dazu kocht man die Gliedmaßen stundenlang, ehe man Muskalatur sowie Fett- und Bindegewebe von der Haut abschabt. Das Gehirn muss – um den Schädel nicht zu beschädigen – übrigens per Hand entfernt werden.
Roadkill-Entferner
Gäbe es eine Hauptzutat für eklige Jobs, wäre sie wohl "tote Tiere" – das war früher so und das gilt bis heute: Ein sogenannter Roadkill-Entferner beseitigt überfahrene Tiere von den Straßen Amerikas und Australiens. In Deutschland übernehmen diese Aufgabe meist die Förster.
Eklige Jobs im Dienste der Gesundheit
Rattenfänger
Es bleibt tierisch: Im 19. Jahrhundert profilierten sich Ratten als begabte Krankheitsüberträger – und sollten deshalb zum Schutz der Bürger beseitigt werden. Einige Viktorianer erhielten also den Auftrag, die Nager zu fangen. Dazu schmierten sie sich mit Öl ein, um die Tiere anzulocken, und töteten sie dann mit den bloßen Händen. In manchen Fällen erhielten die Rattenfänger Unterstützung von Hunden.
Blutegelsammler
Während Ratten also eine Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellten, etablierten sich im 19. Jahrhundert Blutegel als Heilmittel. Beim sogenannten Aderlass entzogen die Tiere den Patienten Blut, was die Neubildung von Blutzellen anregen sollte. Blutegelsammler sammelten die Egel oft mit ihren eigenen Beinen ein.
Proktologen
Ebenfalls dem medizinischen Bereichen gehört der Beruf des Proktologen an: Diese "Darmspezialisten" untersuchen Erkrankungen des Enddarms und sind demnach täglich mit den Aftern anderer Menschen konfrontiert. Freilich: Ein Job, den man schon mögen muss, der aber tatsächlich von enormer Bedeutung für die Gesellschaft und die Gesundheit ist.
Gefährliche Jobs (für Arbeiter und andere Beteiligte)
Streichholzmädchen
Die bisherigen Arbeiten waren schlichtweg eklig. Der Job als Streichholzmädchen verursachte aber auch gesundheitliche Schäden. Die Aufgabe bestand darin, Holz in eine Phosphorlösung zu tauchen. Der Kontakt mit den entstehenden Dämpfen führte aber zu einem schrecklichen Zustand, den man später als "Phossy Jaw" (Phosphorkiefer) bezeichnete. Diese im 19. und 20. Jahrhundert weit verbreitete Krankheit äußerte sich in einem markanten Symptom: Das Zahnfleisch eiterte – manchmal so sehr, dass der Kiefer entfernt werden musste.
Wiederbeleber
Der Name hält nicht, was er verspricht. Wiederbeleber hatten nicht die Aufgabe, tote Körper wieder zu beleben, sondern diese lediglich für die medizinische Forschung wieder auszugraben. Somit vergingen sich die "Leichenfledderer" zwar freilich an der Totenruhe. Der Job war aber derart gut bezahlt, dass einige windige Wiederbeleber gar zum Töten griffen, um die Nachfrage decken zu können.
Schornsteinfeger
Der Name hält, was er verspricht. Schornsteinfeger fegen Asche und Staub aus den Schornsteinen. Oft übten kleine Kinder die Arbeit aus, da sich diese in die engen Schornsteine quetschen konnten. Der Job war nicht nur unangenehm, sondern auch schlichtweg gefährlich: Schornsteinfeger atmeten durchgehend giftige Substanzen ein.
