Leben

Sich selbst lieben: Wie kann man Selbstliebe lernen?

Simone Madre

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3.11.2022, 08:16 Uhr
Hier finden Sie tägliche Übungen für mehr Selbstliebe.

© IMAGO/Vasily Pindyurin Hier finden Sie tägliche Übungen für mehr Selbstliebe.

Da Menschen oftmals ein negatives Bild von sich selbst verankert haben, ist es gar nicht so einfach, Selbstliebe zu entwickeln. Anstelle der Liebe zu sich selbst sehen Menschen oftmals nur ihre eigenen Fehler, Makel oder Unzulänglichkeiten. Aber wie sollte man sich mit dieser Einstellung annehmen, akzeptieren und erst recht lieben können?

Selbstliebe ist eine wesentliche Voraussetzung für Zufriedenheit, Glück und Erfolg im Leben. In diesem Beitrag lernen Sie, warum Selbstliebe so wichtig ist und mit welchen Schritten Sie die Liebe zu sich selbst finden können.

Was bedeutet eigentlich "Selbstliebe?"

Die Selbstliebe beschreibt – wie es der Name schon sagt – die Liebe zu sich selbst. Dabei geht es darum, sich selbst anzunehmen und zu akzeptieren. Dies schließt nicht nur Stärken und Ressourcen, sondern auch Schwächen der eigenen Persönlichkeit ein. Somit verzeihen sich Menschen mit einer ausgeprägten Selbstliebe auch Unvollkommenheiten. Selbstliebe bezeichnet also die bedingungslose Liebe ohne Einschränkungen zu sich selbst.

Experten zufolge verfügen insbesondere Menschen, die eine glückliche und liebevolle Kindheit hatten, über viel Selbstliebe. In der Regel sind diese Menschen freundlicher, fairer und aufgeschlossener gegenüber anderen. Menschen, die hingegen schlechte Erfahrungen in ihrer Kindheit erfahren haben, kämpfen oftmals noch im Erwachsenenalter mit wenig Selbstliebe, Schuldvorwürfen, Verlustängsten und einem schlechten Selbstwertgefühl.

Schon als Kind hört man den Satz "Jeder Mensch ist wertvoll". Umso trauriger ist es, dass viele Menschen genau diese Einstellung nicht gegenüber sich selbst haben. Somit werden nicht nur andere Menschen schlecht behandelt, sondern auch sich selbst bringen Betroffene wenig Respekt entgegen.

Selbstliebe beinhaltet drei wesentliche Aspekte:

  • Selbstakzeptanz (anerkennen, wie man ist - das heißt nicht, dass man seine Eigenschaften mögen muss, aber dass man erkennt, dass sie Realität sind)
  • Selbstannahme (mit sich selbst einverstanden sein)
  • Selbstachtung (sich selbst respektieren und wertschätzen - und sich somit selbst gut behandeln)

Oft gehört dazu auch der Begriff Selbstmitgefühl: Das bedeutetet, dass man sich gegenüber so verhält wie gegenüber einem lieben Freund: Man steht zu ihm, wenn es ihm schlecht geht, ist nachsichtig mit seinen Fehlern und stärkt ihm den Rücken.

Was ist der Unterschied zwischen Selbstliebe und Selbstverliebtheit?

Selbstliebe und Selbstverliebtheit sind sprichwörtlich zwei verschiedene Paar Schuhe. Während Menschen, die sich selbst lieben, Empathie und emotionales Fingerspitzengefühl aufweisen, sind selbstverliebte, selbstsüchtige oder narzisstische Menschen stets auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Somit ist Selbstliebe von Egoismus und Eigensinnigkeit eindeutig zu trennen.

Warum ist Selbstliebe so wichtig?

Mit wem verbringt man die meiste Zeit seines Lebens? Richtig, mit sich selbst. Genau deswegen ist Liebe zu sich selbst ein wesentlicher Faktor für ein zufriedenes und glückliches Leben. Wer sich selbst annimmt, auf sich achtet und Rücksicht auf die eigenen Bedürfnisse nimmt, praktiziert Selbstliebe. Somit ist Selbstliebe nicht nur der Schlüssel für mehr Zufriedenheit und Glück, sondern wirkt sich auch positiv auf die physische sowie die psychische Gesundheit aus. Selbstliebe macht zudem unabhängig, denn Betroffene sind nicht auf Anerkennung oder Zuspruch von anderen angewiesen. Demnach fühlen sie sich oftmals mental und emotional frei.

Gleichzeitig haben Menschen mit einer ausgeprägten Selbstliebe ein Gespür dafür, wie sie mit anderen Menschen in ihrem Umfeld umgehen müssen. Infolgedessen wirken sie sympathisch und authentisch. Ohne sich verstellen zu müssen, werden sie von anderen Menschen als positiv wahrgenommen, sodass ihre Selbstliebe "nach außen strahlt".

Kritik, Probleme, Fehler und Rückschläge gehören leider zum Leben. Selbstliebe hilft nicht nur bei einem angepassten Umgang, sondern führt dazu, dass Menschen mehr aus problematischen Situationen lernen und daran wachsen. Menschen, die sich selbst lieben, geben nach Rückschlägen nicht auf, sondern holen das Beste aus jeder Situation heraus.

Selbstliebe lernen

Glücklicherweise kann Selbstliebe erlernt werden, auch wenn der Weg manchmal lang sein kann. Mit diesen Selbstliebe-Übungen können Sie anfangen:

1) Spiegelbild betrachten

Wer sich und seinen Körper im Spiegelbild anschaut, dabei aber nur Fehler oder Makel findet und sich unwohl fühlt, leidet unter mangelnder Selbstliebe. Stattdessen sollte man zu sich selbst sagen "Ich liebe und akzeptiere mich, so wie ich bin". Anschließend nimmt man sich einen Zettel und schreibt fünf Dinge auf, die einem besonders gut gefallen. Dinge auszusprechen, auch wenn man (noch) nicht daran glaubt, trainiert unser Gehirn, anders zu denken.

2) Sich selbst wie einen Freund behandeln

Menschen mit mangelnder Selbstliebe sollten lernen, sich selbst gut zu behandeln. Am besten orientiert man sich dabei daran, wie man seine Freunde behandeln würde. Einer Freundin oder einem Freund verzeiht man doch auch Fehler, oder? Warum sollte man sich nicht auch selbst Fehler verzeihen können? Deshalb sollte man sich zukünftig wie einen Menschen behandeln, den man liebt. Diesen würde man trösten oder aufmuntern, sobald man Traurigkeit erkennt. Und man würde ihm oftmals viel mehr gönnen als sich selbst.

3) Gedanken und Gefühle aufschreiben

Um sich selbst besser reflektieren und Gefühle sortieren zu können, hilft das Tagebuch-SchreibenAnzeige. Vor dem Schlafengehen kann nicht nur der Tag reflektiert, sondern man kann auch die persönlichen Erfolge oder Gedanken niedeschreiben. Auch ein Dankbarkeits-TagebuchAnzeige kann sehr hilfreich sein und den Blick auf das richten, was im Leben wirklich zählt.

4) Pausen und Auszeiten gönnen

Selbstliebe bedeutet, die eigenen Bedürfnisse zu kennen und zu berücksichtigen. Daher sollte man sich selbst nicht überfordern und dem Körper regelmäßig Ruhe oder Auszeiten gönnen. Wenn der Körper krank, erschöpft oder müde ist, gibt es meist ein Signal, dass der Organismus eine wohlverdiente Pause benötigt. Daher sollte man nicht nur auf andere, sondern auch auf sich selbst Rücksicht nehmen. Wer möchte, kann sich auch ein schönes warmes Bad einlassen, EntspannungsübungenAnzeige machen oder eine Massage buchen – Hauptsache, es tut dem Körper und der Seele gut.

5) Zeit für sich

Selbstliebe kann gefördert werden, indem man sich selbst etwas Gutes tut. Daher sollte man sich jeden Tag mindestens zehn Minuten Zeit nur für sich nehmen. Dies können zum Beispiel Aktivitäten wie Musik, Yoga, MeditierenAnzeige, Sport oder Lesen sein.