Unter Naturschutz

Fledermäuse in der Wohnung: Was nun?

Elias Thiel

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24.6.2024, 07:27 Uhr
Eine kleine Gruppe Riesenfledermäuse schläft in einem Vogelkasten.

© IMAGO/blickwinkel/R. Sturm Eine kleine Gruppe Riesenfledermäuse schläft in einem Vogelkasten.

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Fledermäuse sind laut Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützte Arten. Das Gesetz schützt alle wildlebenden Tiere und ihre Lebensräume, einschließlich der Fledermäuse. Deshalb darf man die Tiere auch nicht einfach so bekämpfen.

Es ist es verboten, Fledermäuse ohne behördliche Ausnahmegenehmigung zu töten, zu fangen oder erheblich zu stören. Auch ihre Quartiere sind geschützt. Ein Verstoß gegen diese Bestimmungen kann zu rechtlichen Konsequenzen führen, Geldbußen oder Strafen drohen.

Allerdings gibt es Ausnahmen, wenn Fledermäuse eine Gefahr für die Gesundheit und Sicherheit von Menschen darstellen. Dies ist beispielsweise der Fall, sofern sie in Gebäuden nisten und dort Schäden verursachen. In solchen Fällen können Ausnahmegenehmigungen erteilt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden (welche die Fledermäuse nicht töten oder verletzen). Zuständig dafür sind die entsprechenden Naturschutzbehörden. Diese fordern normalerweise einen Nachweis der Notwendigkeit und der Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen.

Wenn Sie also Fledermäuse hinter dem Fensterladen, im Rollladenkasten oder in anderen Hohlräumen Ihres Hauses sehen, sollten Sie die Tiere auf keinen Fall stören. Stattdessen sollten Sie sich an das Bayerische Landesamt für Umwelt wenden - Kontaktdaten finden Sie hier.

Anstehende Renovierungs-, Sanierungs- oder Umbauarbeiten dürfen laut Naturschutzbund bei bekannten Fledermausquartieren nur nach Rücksprache mit dem Landesumweltamt in Angriff genommen werden.

Das kann ernsthafte Konsequenzen haben. Während der Brutzeit im Frühling und Sommer besteht die Gefahr, dass Weibchen ihre Jungen verlieren oder das Quartier aufgeben. Während des Winterschlafs verlieren die Tiere lebenswichtige Energie, falls sie geweckt werden. Dies kann zum Tod der Tiere führen.

Wenn man die Tiere erheblich stört, verstößt man zudem gegen das Bundesnaturschutzgesetz. Das kann empfindliche Geldbußen mit sich bringen.

Insbesondere im Sommer kann es dazu kommen, dass einzelne Jungtiere oder eine Gruppe durch geöffnete Fenster oder Türen in die Wohnung fliegen. In diesem Fall muss man die Fledermäuse aber nicht gezielt bekämpfen oder verscheuchen. Stattdessen reicht es, abends ein Fenster offenzulassen und das Licht auszumachen. Dann verschwindet die Fledermaus meist von selbst wieder.

Befindet sich ein Fledermausquartier in der Nähe, ist es wahrscheinlich, dass häufiger Fledermäuse im Haus oder der Wohnung landen. In diesem Fall helfen Insektengitter vor Fenster und Türen.

Die Jungtiere sind anfänglich vollkommen blind, nackt, hilflos und kühlen schnell aus. Eine am Tag sichtbare Fledermaus – egal, ob groß oder klein - benötigt Hilfe. Wer ein hilfloses Jungtier findet, sollte es vorsichtig sichern und in einem kleinen Karton mit einem trockenen Tuch aufbewahren.

Danach schaut man sich das Tier genau an und nimmt bei Bedarf Fotos auf, um den Zustand und die Gesundheit zu beurteilen. Anschließend nimmt man Kontakt zu einem Fledermausexperten auf, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Achtung: Man sollte den Tierchen keine Kuhmilch, Katzenmilch oder andere Nahrung geben.

In der Regel stellen Fledermäuse keine Gefahr für den Menschen dar. Vielmehr spielen sie sogar eine wichtige Rolle in der natürlichen Umgebung, indem sie Insekten fressen und die Population kontrollieren. Zudem sind sie wichtige Bestäuber von Pflanzen. Allerdings können Fledermäuse auch Träger von Krankheitserregern sein, wie beispielsweise des Rabies-Virus (Tollwut).

Aber keine Sorge: Fledermäuse sind normalerweise scheu, sodass es nur sehr selten vorkommt, dass sie Menschen angreifen oder beißen. Wenn man jedoch von einer Fledermaus gebissen oder gekratzt wurde oder Kontakt mit ihrem Speichel hatte, sollte man umgehend einen Arzt aufsuchen.

Diese Anzeichen können auf einen Fledermaus-Befall hindeuten:

  • Fledermausgeräusche: Manchmal kann man die Geräusche der Fledermäuse hören, vor allem wenn sie sich in der Nähe von offenen Fenstern oder Türen befinden. Fledermäuse kommunizieren allerdings in der Regel durch Ultraschall-Rufe miteinander, die für Menschen nicht hörbar sind.
  • Fledermauskot: Fledermauskot erinnert optisch an Mäusekot, ist jedoch etwas glänzender und bröckeliger. Wenn man in der Nähe von Fledermaus-Nester Kot findet, kann dies als Indiz für einen möglichen Befall gewertet werden.
  • Kratzgeräusche: Fledermäuse sind vor allem nachts aktiv, sodass man ihre Kratzgeräusche hören kann. Diese Geräusche verursachen sie mit ihren Krallen an Gegenständen, wenn sie sich bewegen.
  • Fledermausflug: In der Dämmerung oder in der Nacht kann man beobachten, wie Fledermäuse aus dem Gebäude fliegen.
  • Flügel- oder Krallenabdrücke: Fledermäuse hinterlassen teilweise Flügel- oder Krallenabdrücke auf Fensterrahmen oder anderen Oberflächen, wenn sie sich in der Nähe aufhalten.

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