Störende Tiere

Tauben effektiv vertreiben: Wie geht’s?

Elias Thiel

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21.10.2022, 08:35 Uhr
Süß oder nervig? Tauben am Neptunbrunnen in Fürth.

© Hans-Joachim Winckler Süß oder nervig? Tauben am Neptunbrunnen in Fürth.

In diesem Artikel:

Insbesondere Stadtbewohner kennen das Problem: Tauben nisten sich auf dem Balkon ein und beschmutzen ihn. Vielleicht stehlen sie sogar Essen vom Tisch oder bauen ihre Nester neben dem Schlafzimmerfenster. Zudem kann das permanente Gurren der Vögel nervenaufreibend sein. Aber was hilft effektiv bei der Taubenabwehr, ohne den Tieren zu schaden?

Grundsätzlich gilt: Eine einzelne Taube zu vertreiben, ist einfacher als eine ganze Gruppe. Zudem sollte man schnell handeln und nicht darauf hoffen, dass sich das Problem von allein löst.

1) Futterquellen beseitigen

Um Tauben vom Balkon fernzuhalten, sollte man zunächst die Nahrungsquellen beseitigen. Dazu sollte man den Balkon oder die Terrasse gründlich putzen und Essensreste vom Balkon oder der Terrasse entfernen.

2) Haustiere einsetzen

Wer Haustiere hat, kann diese auf den Balkon lassen. Katzen werden aktiv versuchen, die Tauben zu vertreiben. Gleichzeitig bewegen sich sowohl Katzen als auch Hunde unkontrolliert, sodass die Tauben die Flucht ergreifen. Das Bellen von Hunden verschreckt die Tauben zusätzlich.

3) Tierhaare

Was mögen Tauben nicht? Definitiv den Geruch von Tierhaaren. Katzen- und Hundehaare können daher gezielt auf dem Balkon verteilt werden, um die Tauben zu vertreiben. Dazu braucht man kein eigenes Tier, man kann sich auch die Haustierbürste von einem Bekannten ausleihen.

4) Plastik-Spikes

Um Tauben zu vertreiben, eignen sich Spikes am Geländer oder Dach. Durch die Spikes können Tauben nicht mehr auf dieser Stelle landen. Die Spikes sind im Baumarkt oder im Internet erhältlich. Achtung: Von Do-It-Yourself-Spikes ist dringend abzuraten! Selbstgebastelte Bretter mit herausstehenden Nägeln können dazu führen, dass sich die Tauben schwer verletzen. Zudem können auch Kinder oder Haustiere schwere Verletzungen erleiden.

5) Laute Geräusche

Tauben mögen keine lauten Geräusche. Zudem merken sie sich, wenn sie gestört werden und fliegen diesen Ort schließlich nicht wieder an. Dazu kann man beispielsweise einfach zwei Holzbretter aneinanderschlagen.

Mit diesen Hausmitteln und Gadgets wird man die ungebetenen Gäste schnell wieder los:

6) Windräder

Unvorhersehbare Bewegungen erschrecken die Tauben, sodass diese die Flucht ergreifen. Somit können Windräder in die Gartenerde oder Blumentöpfe gesteckt werden, um die Tauben loszuwerden. Wenn diese auch noch Sonnenstrahlen reflektieren und Lichtreflexe über den Balkon werfen, umso besser. Gibt es auf dem Balkon wenig Wind und Licht, eignen sich andere Methoden besser.

7) Taubenschreck basteln

Wer selbst kreativ werden möchte, kann aus CDs, DVDs oder Alufolie sehr effektive Mobiles basteln. Dazu bindet man mehrere CDs mit einem Band zusammen und befestigt sie an einem Bambusstab oder einem stabilen Ast. Das Mobile löst aufgrund der Bewegungen und Lichtreflexe den Fluchtinstinkt der Tauben aus. Auch das Rascheln der Alufolie verwirrt die Tiere so sehr, dass sie schnell das Weite suchen. Ein Windspiel aus metallischen langen Rohren ist ebenfalls ein wirksamer Taubenschreck – vorausgesetzt, das Geräusch stört die Nachbarn nicht.

8) Plastikraben

Wer eine Plastik-Version eines anderen Vogels vorrätig hat, sollte diese auf die Fensterbank oder das Balkongeländer stellen und gut befestigen. Die Tauben suchen im besten Fall einen anderen Platz zum Verweilen. Die Attrappen sollen regelmäßig an einer anderen Stelle platziert werden, damit sie möglichst echt aussehen. Allerdings lassen sich nicht alle Tauben von Plastikraben täuschen.

9) Wasser

Auch der Einsatz einer Wasserpistole kann die Tauben vergraulen. Dabei sollte niemals auf den Kopf der Taube gezielt werden. Vielmehr genügt es, das Wasser vor die Füße der Taube zu schießen, um diese zu vertreiben.

10) Professionelle Hilfe

Wenn keine der vorgeschlagenen Maßnahmen nachhaltig hilft, kann man auch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Im Tierschutzgesetz ist in Paragraph 13 folgendes festgelegt: "Es ist verboten, zum Fangen, Fernhalten oder Verscheuchen von Wirbeltieren Vorrichtungen oder Stoffe anzuwenden, wenn damit die Gefahr vermeidbarer Schmerzen, Leiden oder Schäden für Wirbeltiere verbunden ist; dies gilt nicht für die Anwendung von Vorrichtungen oder Stoffen, die auf Grund anderer Rechtsvorschriften zugelassen sind." Vögel sind Wirbeltiere.

Zudem steht in Paragraph 4, dass Wirbeltiere nur durch Personen getötet werden dürfen, die die dazu notwendigen Kennnisse und Fähigkeiten haben. Dabei müssen Schmerzen vermieden werden. Daraus lässt sich ableiten, dass die folgenden Taubenbekämpfungsmaßnahmen verboten sind:

  • Waffen und chemische Substanzen
  • Vogelabwehrpaste (verteilt sich auf den Krallen und beim Putzen im Gefieder und verklebt es)
  • Giftweizen
  • Bretter mit spitzen Nägeln
  • Einsatz von Essig (beschädigt das Gefieder und kann Tauben flugunfähig machen)
  • Klebesprays (verkleben das Gefieder)
  • Taubennetz auf dem Balkon (wenn die Maschen so groß sind, dass Tauben sich verheddern können)

Taubenspikes gelten als erlaubt, wenn die Stifte abgerundet sind. Damit soll verhindert werden, dass sich die Tiere verletzen. Das Töten von Tauben ist übrigens nur in Ausnahmefällen und mit Genehmigung der zuständigen Behörde erlaubt. Zuständig ist dann ein professioneller Schädlingsbekämpfer.

Das kommt darauf an, ob bereits Küken darin sind. Dann darf man das Nest im Normalfall nicht mehr stören. Der Tierschutzverein Stadttauben Stuttgart empfiehlt folgendes: Leere Nester ohne Eier oder ständig darauf sitzender Taube können entfernt werden. Anschließend sollte man den Balkon so umgestalten, dass ein Neubau verhindert wird. Liegen bereits Eier drin, komme es auf deren Alter an. Tauben legen zwei Eier, die sie etwa 17 Tage lang bebrüten. Falls dann nichts schlüpft, gibt die Taube das Gelege auf - wird es vorher entfernt, ist die Taube gestresst und versucht, möglichst schnell zwei neue Eier zu legen.

Entdeckt man die Eier vor Tag 4, kann man sie gegen Plastikeier austauschen. Sinnvoll sind gefüllte Plastikeier, keine hohlen. Der Austausch soll Tierleid durch eine Überpopulation verhindern. Nachdem die Taube erfolglos gebrütet hat und das Nest aufgibt, kann man es entfernen. Die eigentlichen Eier kann man einen Tag lang in den Tiefkühlschrank packen und dann für andere Wildvögel auf eine Wiese legen.

Wenn man nicht weiß, wie lange die Eier schon bebrütet werden, kann man sie vorsichtig aufheben und untersuchen. Dazu sollte man Einmalhandschuhe tragen und die Eier nicht drehen oder schütteln. Wenn man mit einer hellen Taschenlampe durch ein Ei leuchtet, sieht man, wie weit es ist. Zeigen sich nur erste zarte Adern, kann man es gegen Plastikeier austauschen und wie oben beschrieben weiter vorgehen. Eine dunkle Füllung und nur noch eine Luftblase an der stumpfen Ei-Seite zeigen an, dass das Küken bald schlüpfen wird. Dann sollte man es zurücklegen und den Vögeln Zeit lassen, bis sie rund vier bis sechs Wochen später ausgeflogen sind. Anschließend kann man das Nest entfernen.

Entdeckt man ein Nest mit Küken an einer Stelle, an der es aus irgendwelchen Gründen nicht bleiben soll, braucht man für die Entnahme der Küken eine amtliche Genehmigung, berichtet der Tierschutzverein Stadttauben Stuttgart.

Laut Naturschutzbund leben 500 Millionen Tauben weltweit in den Städten. Städte bieten den Tauben in der heutigen Zeit ideale Lebensbedingungen. Die Stadttaube oder Straßentaube stammt von der Felsentaube ab. In der Natur findet man sie in Felswänden, Höhlen, Klippen oder Ruinen, wo sie ihre Brutplätze schützen können. Auf offenen Plätzen sind sie auf der Suche nach Nahrung. Dabei essen sie insbesondere Hülsenfrüchte. In den Städten ersetzen Gebäude und Straßenschluchten die ehemaligen Brutplätze der Tauben, sodass sich die Vögel nach Alternativen umschauen müssen. Nahrung finden sie heute mit Essensresten in großen Städten.

Dass zu viele Tauben auf engem Raum zusammenleben, ist ein von Menschen gemachtes Problem, sagt der Naturschutzbund. Das Stadtklima und das Futter, dass sie finden, ermögliche es ihnen, bis zu acht Mal im Jahr zu brüten. Im Stadtinneren ist das Vorkommen der Tauben am höchsten, während in Randgebieten Tauben seltener vorkommen. Die hohe Anzahl der Tauben auf engem Raum begünstigt Stress, zugleich steigt auch das Krankheitsrisiko unter den Vögeln. Menschen beklagen sich demgegenüber über Lärm- und Geruchsbelästigung sowie Taubendreck an den Fassaden.

Tauben sind grundsätzlich nicht gefährlicher als andere Haus- oder Wildtiere. Der Kontakt zu kranken Tauben kann aber auch Menschen krank machen. Daher haben Tauben ihren schlechten Ruf als "Ratten der Lüfte". Die Tiere ernähren sich in freier Wildbahn von Samen und Körnern, während sie in der Stadt nicht-artgerechtes Futter wie Abfälle und Essensreste erhalten. Dies begünstigt Krankheiten.

Erkrankte Tauben erkennt man häufig daran, dass sie apathisch auf öffentlichen Plätzen sitzen. Zudem haben sie oftmals ein verschmutztes oder aufgeplustertes Gefieder. Kranke oder verletzte Tauben sollte man niemals mit nach Hause nehmen, um sie zu pflegen. Stattdessen sollte man sie dem Tierschutz, Forstamt oder der örtlichen Wildtierhilfe melden.