Ein buntes Meer voller Hoffnung in Neunkirchen

9.5.2020, 08:00 Uhr
Ein buntes Meer voller Hoffnung in Neunkirchen

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Was tun? Sich dem Virus beugen? Die Kirchentore schließen, auch keine Gottesdienste mehr halten? Die Zusammenarbeit mit dem lieben Gott, wenn man so will, einfach einstellen? Nein, sagen Joachim Cibura und die Religionslehrerin im kirchlichen Dienst, Ute Schleinitz, in St. Michael in Neunkirchen am Brand, "das geht ja nicht". So begannen sie, Wege zu suchen, wie sie die Botschaft des Herren anders als bisher zu den Menschen bringen können, in die Wohnzimmer und damit in die Herzen. So, wie es sonst vor allem in der Kirche funktioniert.

 "Mit diesen Gottesdiensten über Youtube haben wir auch viel Kraft schenken können. Wenngleich das Digitale, so froh wir sind es zu haben, niemals die persönlichen Begegnungen ersetzen kann", sagt Schleinitz.

Was beide weiter sahen, waren die leeren, braunen Kirchenbänke. Schleinitz hatte eine Idee: Spontan rief sie im Familiengottesdienst am Karfreitag dazu auf, bunte Namensschilder zu malen. "Ich dachte mir, wenn wir die auf die Bänke stellen, bauen wir eine weitere Brücke zu den Kindern, die so symbolisch anwesend sein können." Schon am Samstag zur Osterliturgie hatten Gemeindemitglieder 58 bunte Schilder in den Briefkasten geworfen. Zum Familiengottesdienst am Montag waren es 139. 180 bis zum Osterfest.

180 Schilder, 52 Kerzen

"An den Kartagen, zur Leidensgeschichte", sagt Joachim Cibura, "waren die kargen Bänke noch der Stimmung angemessen. Aber an Ostern standen wir plötzlich da vorn und blickten auf ein wunderbares, buntes Meer voller Namen." Richtige Kunstwerke seien da dabei gewesen, in stundenlanger Arbeit von den Kindern verziert. Überwältigt vom Zuspruch entwickelten Ute Schleinitz und Pfarrer Cibura weitere Ideen.

So leuchteten fortan die Kerzen aller 52 Erstkommunionskinder zu den Online-Gottesdiensten, sie hatten sie eigens aus den Nachbarpfarreien Dormitz, Kleinsendelbach und Hetzles nach Neunkirchen geholt. Sie verschenkten CDs mit Liedern, damit die Kinder diese in den Wohnzimmern üben und mitsingen können, wenn sie im Gottesdienst erklingen. "Wir bekamen Bilder von Familien, wie sie singen vor dem Fernseher, es flossen sogar Freudentränen bei den Kleinen, die ihre Schilder entdeckten", erzählt Ute Schleinitz – bei denselben Kindern, die zuvor noch furchtbar traurig waren, dass ihre Erstkommunion nicht stattfinden kann.

"Eines Tages bemerkten wir sogar, dass sich ganz neue Schilder unter die der Kinder geschmuggelt hatten", erzählt der Pfarrer: Kunstvoll kalligrafiert von älteren Gemeindemitgliedern, die auf diese Weise auch ihre Verbundenheit, ihre symbolische Anwesenheit zeigen wollten.

Dankbarkeit lernen

Nun sollen, auch in Neunkirchen, Lockerungen eintreten, wieder Menschen zu den Gottesdiensten kommen. Wenngleich nur unter speziellen Bedingungen.

Ute Schleinitz sagt, sie hoffe, dass die Menschen aus dieser Situation große Dankbarkeit lernen für die vielen vermeintlichen Selbstverständlichkeiten des Lebens, die eben nicht selbstverständlich sind. Sie selbst sieht Pfarrer Cibura und sich selbst nicht als Helden dieser Zeit. Nein, sie hätten schließlich nur versucht Brücken zu Gott bauen, Brücken über diesen Virus hinweg. Auch das sei, so Ute Schleinitz, doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit.


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