Corona-Krise: Fachleute warnen vor Spendenzäunen

1.4.2020, 19:44 Uhr
Corona-Krise: Fachleute warnen vor Spendenzäunen

© Jo Seuß

Denn nicht jeder, der ein Päckchen schnürt und spendet, setzt auf Konserven. Wer es besonders gut meint, steckt frische Wurst, Obst oder Gemüse in die Tüten - und am Zaun bleiben die Lebensmittel, Wind und Wetter ausgesetzt, tagelang hängen. Die dringend notwendige Hygiene ist nicht zu gewährleisten, und nicht jede Spende wird auch gebraucht. Am Ende bleiben vermüllte Sammelplätze, verärgerte Nachbarn und enttäuschte Helfer zurück. Als die Nürnberger Nachrichten in der vergangenen Woche über die Not der Bedürftigen, die Situation in der Heilsarmee, beim Straßenkreuzer und in der Wärmestube berichtet hat, war die Anzahl der Spenden beeindruckend, ist aus den Einrichtungen zu hören - und niemand will die Bürger, die sich solidarisch und spendenbereit zeigen, stoppen.


Nürnberger helfen Obdachlosen mit Spendenzäunen


Die Bitte lautet nur, sich direkt an die Diakonie, die Stadtmission und die Caritas, das Rote Kreuz, die Wärmestube oder den Straßenkreuzer zu wenden - denn vor Ort in den Fachstellen werden die Hygienvorschriften eingehalten, dazu kennen die Mitarbeiter der Einrichtungen ihre Klienten und wissen, welche Hilfen notwendig sind, wie etwa Norbert Kays, Suchtbeauftragter der Stadt betont. Auch er engagiert sich seit Jahrzehnten in der Obdachlosenhilfe.

Die Spendenzäune deuten darauf hin, dass viele Bürger glauben, dass die Sozialsysteme der Stadt nicht ausreichen, auch dies ist nicht der Fall. Wie bereits berichtet, hat das Sozialamt der Stadt zusätzliche Häuser für Obdachlose angemietet. Damit kein Missverständnis entsteht: Die Anzahl der Wohnungslosen ist nicht gestiegen; aber in den Unterkünften halten die Menschen Abstand, die Zimmer werden mit weniger Personen belegt. Thorsten Bach, Koordinator für Wohnungsfragen und Obdachlosigkeit bei der Stadt, hat derzeit noch 34 Plätze als Reserve zur Verfügung.

Ilse Weiss, Chefredakteurin der Obdachlosenzeitung Straßenkreuzer, freut sich über das Engagement - sie hofft, dass auch nach der Coronakrise aus der Solidarität echte Nähe wird und noch mehr Menschen das Gespräch mit den Mitarbeitern und Verkäufern des Straßenkreuzers suchen.

Die aktuellen Öffnungszeiten in den Einrichtungen und Diensten der Wohnungslosenhilfe (Stand 1. April)

Übernachtungen:

Die Notschlafstellen der Einrichtungen Domus Misericordiae, Haus Großweidenmühlstraße 43, Hängematte e. V., Tafelfeldstraße 15, sind geöffnet.

Die Notschlafstelle in der Hessestraße ist voraussichtlich bis 30. April geöffnet.

Die Notschlafstelle Sleep In, für obdachlose Jugendliche und junge Heranwachsende zwischen 14 und 21 Jahren, hat geänderte Check-in-Zeiten: 19.15 Uhr – 23 Uhr, Vordere Sterngasse 3.

Tagesaufenthalt und Verpflegung:

Ökumenische Wärmestube, Köhnstraße 3, Telefon: 44 39 62 Öffnungszeiten beschränkt auf Montag bis Donnerstag von 10 bis 15 Uhr, am Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 15 Uhr. Es werden maximal 22 Besucher gleichzeitig eingelassen. Personen, die aufgrund der Teilnehmerbeschränkung nicht vor Ort essen können, werden über "Essenspakete to go" versorgt. Beratung erfolgt schriftlich oder per Telefon.

Straßenambulanz Franz von Assisi, Straßburger Straße 14, Telefon: 47 49 48 60 Lebensmittelausgabe von 9 bis 11 Uhr geöffnet.

Obdachlosenfrühstück der Kirchengemeinde St. Sebald. Lebensmittelausgabe jeden Freitag von 10 bis 11 Uhr im Innenhof des Haus Eckstein Burgstraße 1-3.

Gesundheit:

Straßenambulanz Franz von Assisi, Straßburge Straße 14, Telefon: 47 49 48 60 Medizinische Ambulanz für Notfälle zu den normalen Öffnungszeiten geöffnet. Montag bis Freitag von 9 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 17 Uhr. Corona-Verdachtsfälle müssen sich telefonisch melden. Derzeit gibt es keine Duschmöglichkeiten.

Stationäre Einrichtungen:

In den stationären Einrichtungen in der Stadt Nürnberg (Heilsarmee Sozialwerk Nürnberg, CISS e. V., Wendepunkt.Sozialtherapie, Haus Großweidenmühlstraße) besteht derzeit ein Besuchsverbot.

Beratung:

Hilfe für Menschen in Wohnungsnot, Stadtmission Nürnberg, Krellerstraße 3, 1. Stock, Telefonnumer: 3 76 54 - 300. Die offenen Sprechstunden entfallen, Beratung nur telefonisch oder per E-Mail.

Sozialberatung Bayerisches Rotes Kreuz Sulzbacher Straße 42, Telefon: 53 01 - 221 Beratung nur telefonisch, schriftlich oder per E-Mail.

Die Heilsarmee, Sozialwerk Nürnberg und Stadt Nürnberg, Hessestraße 10, Telefon: 26 69 56. Beratung derzeit nur telefonisch. Montag bis Donnerstag von 10 bis 16 Uhr, und am Freitag von 10 bis 14 Uhr.

Beratungsstelle für soziale Fragen, Caritasverband Nürnberg e.V., Obstmarkt 28, Telefon: 23 54 - 1 41. Beratung nur telefonisch.

Fachstelle für Wohnungsfragen und Obdachlosigkeit, Amt für Existenzsicherung und soziale Integration, Sozialamt Nürnberg Kirchenweg 56, Telefon: 231 - 22 11 und 231 - 76 17. Vorsprachen für Pensionsvergaben von 8.30 bis 12.30 Uhr möglich. Übernahme von Mietschulden und Unterbringung in Wohnungen nur nach telefonischer Kontaktaufnahme unter 231-22 11/76 17.

Sozialpädagogischer Fachdienst – Sozialamt Nürnberg Kirchenweg 56, Telefon: 231 - 3846. Beratung nur telefonisch.

Krisendienst Mittelfranken, Hessestraße 10, Telefon: 42 48 55-0 Beratung telefonisch, täglich 9 bis 24 Uhr.

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie (mit Institutsambulanz und Notfallambulanz) Klinikum Nürnberg Nord Prof.-Ernst-Nathan-Straße 1 Psychiatrischen Tageskliniken sowie die Stationen 37/I (Adoleszenten) und 20IV li (psychiatrische Krisenintervention) geschlossen. Psychiatrische Notfallambulanz (24 Stunden geöffnet): Telefon: 39 824 93

Kleidung:

Die Kleiderkammern des Bayerischen Roten Kreuzes, Zweite Chance (Die Heilsarmee Sozialwerk Nürnberg) und Carboutique (Caritasverband Nürnberg) sind derzeit geschlossen.


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