Fall 29 der Weihnachtsaktion

Da geht was: Impfungen am laufenden Band in der Drogenhilfe

16.12.2021, 09:45 Uhr
Ärztin Elisabeth Müller impft, was das Zeug hält - hier bei der Drogenberatung Mudra in der Nürnberger Ottostraße.

© Eduard Weigert, NNZ Ärztin Elisabeth Müller impft, was das Zeug hält - hier bei der Drogenberatung Mudra in der Nürnberger Ottostraße.

"Das größte Problem ist aber leider, überhaupt genügend Dosen zu bekommen“, bedauert Elisabeth Müller. Schließlich sei Impfen "das Einzige, was wirklich etwas bringt und was ich konkret tun kann“, beschreibt sie ihre Motivation, "da fühle ich mich nicht mehr so hilflos".

Nun ist sie seit ein paar Wochen mit schier unbändiger Energie zu Impfeinsätzen unterwegs. Einmal innerhalb des Klinikums sowie bei Jedermann-Impfaktionen, aber vor allem in sozialen Einrichtungen – so wurde auch die Weihnachtsaktion auf ihr Engagement aufmerksam. Schon seit dem Frühjahr war das Ehepaar zum Beispiel bei der Drogenberatung Lilith regelmäßig mit einem Testangebot zu Gast.

Nun können sich Klientinnen dort in einem festen Rhythmus auch den schützenden Piks geben lassen, ebenso Mitarbeiterinnen, Angehörige und ab sofort auch Kinder. In gleicher Weise sorgen die Müllers auch bei der Drogenberatung Mudra und in der Notschlafstelle für ein niedrigschwelliges Impfangebot, das auch hervorragend angenommen wird. Bis zu 80 Impfungen am Tag schafft die 41-Jährige, die auch schon viele Erfahrungen im kassenärztlichen Notdienst gesammelt hat und sich in einem Projekt für niederschwellige Substitution engagiert.

Nicht "Wartezimmer-tauglich"

Und im Gespräch mit ihr wird verständlicher, warum zum Beispiel Drogenabhängige oft lange eine Impfung gescheut haben. „Nicht aus prinzipieller Abneigung, sondern weil sie sich in einem normalen Wartezimmer fehl am Platz fühlen oder es einfach unangenehm ist, wenn dann beim Ärmel-Hochkrempeln lauter Narben und Abszesse sichtbar werden“, erläutert die Medizinerin. Im für die Klienten vertrauten Rahmen der Suchtberatungsstellen geht das viel lockerer.

Auch klare Vorgaben helfen. „In unseren Arbeitsprojekten gilt die 2G-Regel“, sagt die Lilith-Geschäftsführerin Daniela Dahm. „Dann lasse ich mich jetzt halt doch impfen“, habe eine Klientin erklärt, die unbedingt aufgenommen werden wollte. Nicht wenige Betroffene hätten auch mit so vielen Problemen zu kämpfen, dass das Impfen für sie – zumindest bisher – buchstäblich ihre geringste Sorge war. „Es ist gut, dass sich das jetzt ändert“, stellt Dahm fest, „in unserer Beratung geben wir nichts vor, informieren aber doch so gründlich, dass jede und jeder versteht, warum das Impfen jetzt wichtig ist. Wir setzen ganz auf Fakten und auf Aufklärung.“

Trost in falschen Kreisen

Zu denen, die das Impfen lange vor sich her geschoben hatte, gehört auch Nadine H. aus dem Süden unserer Region. Die frühere Fachverkäuferin hatte vor Jahren nach einer von schwerer Gewalt geprägten Beziehung Trost und Halt in falschen Kreisen gesucht und gefunden – mit allen bedrückenden Folgen. Erst nach mühsamen Therapien fasste sie wieder Fuß und durfte endlich auch ihre Kinder wieder bei sich aufnehmen.

Nächstes Ziel ist es, alle Tests und Prüfungen zur Wiedererlangung des Führerscheins zu bestehen, denn für Besorgungen und Aktivitäten mit den Kindern ist sie in ihrem etwas abgelegenen Wohnort auf ein Auto angewiesen. Die heutige Bitte um Spenden ist – mit dem Hinweis auf „Fall 29“ – speziell für die Arbeit von Lilith und deren Klientinnen bestimmt.

Die „Freude für alle“-Spendenkonten:

Sparkasse Nürnberg: DE63 7605 0101 0001 1011 11;

Sparkasse Erlangen: DE28 7635 0000 0000 0639 99;

Sparkasse Fürth: DE96 7625 0000 0000 2777 72;

Postbank Nürnberg: DE83 7601 0085 0400 0948 54.

Alle Spendernamen werden veröffentlicht (außer bei dem Vermerk „anonym“). Barspenden nehmen gerne die Geschäftsstellen der Zeitung an.

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