Haltestelle im Knoblauchsland: Wo stoppt die StUB?

5.11.2020, 13:49 Uhr
Soll hier die StUB mal halten? Darüber gehen die Meinungen auseinander.

© Timo Schickler, NN Soll hier die StUB mal halten? Darüber gehen die Meinungen auseinander.

Bis die erste Straßenbahn von Nürnberg durch das komplette Knoblauchsland bis nach Erlangen fährt, dauert es noch mindestens zehn Jahre. Erst Mitte der 2020er soll der Ausbau beginnen. Geplant wird schon jetzt. Und auch die ersten Proteste werden laut, zum Beispiel in Boxdorf und Neunhof.

Kurze Wege für alle im Behindertenzentrum

Dort haben sich die beiden SPD-Ortverbände zusammengetan, weil entlang der Erlanger Straße zwischen den beiden Dörfern nur eine Haltestelle eingeplant ist. Zu wenig, sagt Horst Bielmeier. Der Vorsitzende der Boxdorfer SPD drängt auf eine zweite Haltestelle an der Ecke B4 und Würzburger Straße. Eben dort, wo heute schon die Busse auf dem Weg nach Erlangen Halt machen.

Viele Ideen hat es für diese 13 Hektar Land an der nordöstlichen Grenze von Boxdorf gegeben. Nichts ist daraus geworden.

Viele Ideen hat es für diese 13 Hektar Land an der nordöstlichen Grenze von Boxdorf gegeben. Nichts ist daraus geworden. © Foto: Timo Schickler

Auch wenn die Bushaltestelle scheinbar im Niemandsland liegt. Doch das täuscht. Vor allem die Bewohner und Mitarbeiter des nahe gelegenen Behindertenzentrums Boxdorf nutzen den Stopp, weiß Bielmeier. Die Geschäftsleitung des Zentrums hat nachgezählt: 75 Mitarbeiter und Bewohner steigen hier täglich ein und aus.


Das sind die größten Baustellen der StUB


Die Haltestelle Moosäckerstraße, an der künftig die Stadt-Umland-Bahn stoppen soll, "ist doppelt so weit von der Wohnanlage entfernt", ärgert sich Bielmeier. Für Menschen, die gut zu Fuß sind, mag das kein Problem sein, anders ist das für die Bewohner des Behindertenzentrums und die Beschäftigten der Werkstatt dort. Denen "ist auch eine Nutzung der engen und verkehrsreichen Kronacher Straße nicht zuzumuten".

Haltestelle als "inklusive Maßnahme"

Bielmeier und die Vorsitzende des Ortsverbands Neunhof, Helga Lehneis-Maier, plädieren deshalb dafür, die StUB im Nürnberger Norden einfach noch einmal mehr halten zu lassen. Auch wenn das die Fahrzeit verlängert. Es ermögliche den Menschen in der Wohnanlage eine Teilnahme am öffentlichen Leben. "Als inklusive Maßnahme sollte das ein besonderes Gewicht in den Planungen erhalten", sagen sie.

Thorsten Brehm sieht das genauso. Der Fraktionsvorsitzende der SPD hat sich im Verkehrsausschuss für den zweiten Halt stark gemacht. Nicht nur die Boxdorfer nutzen die Haltestelle, sondern auch die Schüler aus Neunhof, speziell aus den Neubaugebieten. Wegen der starken Verkehrsbelastung der Neunhofer Hauptstraße nutzen sie die Abkürzung durch die Felder. Ein Beweis dafür ist der erst kürzlich errichtete Fahrradständer, der meistens voll belegt ist.

Wie beim Straßenbahnbau in Thon

Brehm erinnert das an Thon. "Wir hatten damals darauf gedrängt, dass dort die Zahl der Straßenbahnhaltestellen genauso groß ist wie vorher beim Bus." Das sei ursprünglich anders geplant gewesen, "rückblickend war das absolut richtig".

Baureferent Daniel Ulrich versteht die Debatte nicht. Schließlich "haben wir noch nicht mal einen Plan, der die Haltestellen genau definiert, trotzdem wissen einige schon, warum es so nicht passt". Vor allem da der bislang vorgesehene "Haupthalt" in Boxdorf im Bereich nahe der Lichtenfelser Straße "auch aus Neunhof sicher und sehr gut erreichbar" ist. Eine Haltestelle an der Ecke Würzburger Straße sei dagegen wenig sinnvoll, "so lange da keine Bebauung gesichert ist".

Warten auf das Neubaugebiet

Doch Ulrich weiß: Bislang tut sich auf dem Gebiet im Nordosten Boxdorfs nichts. Oder nichts mehr. Denn einen Plan hat es schon gegeben: Ein Mix aus Wohnen und Gewerbe, mit Platz für 355 Wohnungen, mit viel Grün - und mit der Stadt-Umland-Bahn. Das macht der Flächennutzungsplan möglich. Sogar einen Entwurf dafür hat es schon gegeben. Doch daraus ist nichts geworden. "Es ist ein Trauerspiel", sagt Thorsten Brehm. "Aber die Grundstückseigentümer werden sich wohl nicht einig."

Ändert sich das, "kann man über alles reden", sagt Daniel Ulrich. Das hofft auch Horst Bielmeier. Schließlich dauert es noch, bis die Straßenbahn kommt.

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