Nürnberger Tarifkonflikt

Kompromiss: Darauf haben sich das Klinikum und ver.di verständigt

2.8.2021, 21:27 Uhr
Mit Demonstrationen wie hier vor der Meistersingerhalle machten die Servicekräfte auf ihr Anliegen aufmerksam.  

© Roland Fengler, NN Mit Demonstrationen wie hier vor der Meistersingerhalle machten die Servicekräfte auf ihr Anliegen aufmerksam.  

Der zähe und teilweise mit harten Bandagen geführte Tarifstreit am Nürnberger Klinikum ist zu Ende. Schon vor knapp drei Wochen hatte der Verwaltungsrat des Krankenhauses beschlossen, die Beschäftigten der 1999 ausgegliederten Service-GmbH des Klinikums (KNSG) ab 2024 wieder in den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes zurückzuholen.

Rückwirkende Erhöhung

Nun hat sich die Gewerkschaft ver.di, die die in Transport und Küche eingesetzten Kräfte vertritt, mit der Arbeitgeberseite auch auf eine Lösung für die Jahre 2021 bis 2023 verständigt.
Für 2021 sollen die Beschäftigten demnach rückwirkend ab 1. Januar erhöhte Stundenlöhne bekommen. Die Beschäftigten der niedrigsten Lohngruppe erhalten zwölf Euro (vorher waren es 11,15 Euro). Darauf hatte man sich laut ver.di-Gewerkschaftssekretärin Joana Terborg bereits nach den Streiks der Beschäftigten im Mai geeinigt.


Strittiger waren Terborg zufolge die Jahre 2022 und 2023 sowie die Frage, ob den Mitarbeitern nach der Überführung in den TVöD ihre Beschäftigungsjahre in der KNSG angerechnet werden. In dieser Frage sei ein Kompromiss erzielt worden, der "langjährig Beschäftigte und ihre unverzichtbare Arbeit über Jahre und Jahrzehnte honoriert", sagt ver.di-Tarifkommissionsmitglied Hüseyin Kandemir.

Einmalbetrag kommt oben drauf

In den Jahren 2022 und 2023 bekämen die Beschäftigten nunmehr Erhöhungen gemäß dem TVöD, berichtet Terborg. Zudem erhielten sie für die drei Jahre 2021 bis 2023 einen Einmalbetrag, der sich an den Beschäftigungsjahren orientiere.
Ab 1. Januar 2024 gilt für die rund 800 Beschäftigten, die bisher unter den Bedingungen des Service-Tarifvertrags arbeiten, dann der volle TVöD. Das bedeutet eine Angleichung zum Beispiel der Arbeitszeiten und der Zuschläge. Während der Arbeitskämpfe hatten die Küchen- oder Reinigungskräfte geklagt, dass sie sich gegenüber ihren 200 Kollegen, die dieselbe Arbeit machten, aber noch vor Gründung der GmbH angestellt worden sind, wie Arbeitnehmer zweiter Klasse fühlten.


"Wir bewerten das Ergebnis als einen richtungsweisenden Erfolg mit überregionaler Ausstrahlung", freut sich Terborg. Sie hoffe, dass Belegschaften in vergleichbarer Situation daraus Mut schöpfen. Die KNSG-Betriebsratsvorsitzende Karin Reinfelder betont den zusätzlichen Schutz vor Altersarmut, den der TVöD biete.

Politischer Rückhalt

Oberbürgermeister Marcus König (CSU) und Finanzreferent Harald Riedel (SPD) hatten Anfang Mai die TVöD-Rückkehr wegen der Auswirkungen auf die Stadtkasse noch als "leider aktuell nicht denkbar" bezeichnet. Die Streikenden aber bekamen politischen Rückhalt nicht nur von Linken, Linker Liste und von den Grünen, sondern auch von der Nürnberger SPD. Mitte Mai stellte König dann die Wiedereingliederung für 2024 in Aussicht, im Juli wurde sie beschlossen.

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