Vandalismus

Stadt Nürnberg kämpft hilflos gegen Schmierfinken an

13.10.2021, 15:34 Uhr
Am Hallertor wurde die Unterführung mit Graffiti-Kunstwerken von Jeff Soto und Maxx Gramajo aus Kalifornien gestaltet. Längst haben Schmierfinken auch dort ihre Spuren hinterlassen.

© e-arc-tmp_20171222-161534-002.jpg, NNZ Am Hallertor wurde die Unterführung mit Graffiti-Kunstwerken von Jeff Soto und Maxx Gramajo aus Kalifornien gestaltet. Längst haben Schmierfinken auch dort ihre Spuren hinterlassen.

Es war lange Zeit eine finstere, feuchte und stinkende Röhre. Doch wer von der Innenstadt in die Südstadt oder wieder zurück musste und dabei keinen Umweg in Kauf nehmen wollte, kam an mancher Stelle am Karl-Bröger-Tunnel nicht vorbei. Vor zwei Jahren wurde dieses ungemütliche Verbindungsstück für 335.000 Euro neu gestaltet: mit viel Licht, Farbe und Kunstelementen.

Doch es dauerte nicht lange, bis sich auch dort wieder Schmierereien fanden. Denn der Tunnel gehört zu den neuralgischen Punkten in der Stadt, wenn es um diese Form der Sachbeschädigung geht. Erst unlängst mussten hier Schmierereien und die Schäden durch Vandalismus entfernt werden. Kosten rund 10.000 Euro.

Es ist nur ein Bespiel von vielen. Ob nun Brücken, Fußgängerunterführungen oder historische Gebäude. Die Beseitigung der Schmierereien ist aufwändig und kostspielig. Allein 2019 musste der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) 4420 Quadratmeter Fläche im Stadtgebiet wieder in Stand setzen. Die Kosten dafür flossen aus einem Sondertopf in Höhe von 100.000 Euro, den der Stadtrat 2019 für die Reinigung von Verschmutzungen durch Graffiti beschlossen hatte.

"Diese Kampagne macht sehr wohl auch weiterhin Sinn", so Bürgermeister Christian Vogel, in dessen Zuständigkeitsbereich auch Sör fällt. Und nicht nur, weil dieser Topf voll ausgeschöpft wird und Sör noch mehr für diese Arbeiten ausgeben könnte. Bei einer ersten Bilanz der Kampagne im Werksausschuss warb Vogel daher weiter um die Unterstützung und stieß dabei auf den zu erwartenden breiten Zuspruch.

Die neu gestaltete Unterführung am Kontumazgarten wird immer wieder Opfer von Sachbeschädigungen. 

Die neu gestaltete Unterführung am Kontumazgarten wird immer wieder Opfer von Sachbeschädigungen.  © Roland Fengler, NNZ

Denn es sind alles andere als harmlose Schmierereien, sondern massive Sachbeschädigungen. Doch während die Kommune ihre Liegenschaften diese, wenn auch oft wenig nachhaltig, entfernen und das auch finanzieren kann, bleibt das Problem der Privateigentümer. Marc Schüller (Die Grünen) verwies in diesem Zusammenhang auf die Umgebung rund um den Jamnitzer Platz, wo die Situation "für Hausbesitzer hart" sei. Denn die blieben auf den Kosten sitzen.

Rainer Nachtigall (CSU) verwies in diesem Zusammenhang auf das Projekt "Schmierfink" in Augsburg. Dort werden Hauseigentümer finanziell durch die Kommune unterstützt, wenn sie solche unliebsame Schmierereien entfernen lassen. Doch angesichts der Haushaltslage und der Tragbreite des Problems scheint dies in Nürnberg nicht möglich. Nachtigall empfahl hier, zumindest eine spezielle Beratungsstelle für betroffene Bürger zu schaffen. Denn viele verschmierte Anlagen befinden sich nun mal nicht in städtischer Hand.

Doch, ob nun Privateigentum oder Liegenschaft der Kommune: Endgültig zu lösen ist das Problem nicht, wie sich die Räte einig waren und dennoch betonten, dass man weiter handeln müsse. Da dies Sör alleine auf Dauer nicht alleine stemmen kann, wird die Stadt hier mit der NOA künftig eng zusammen arbeiten - um auch speziell bei rassistischen, sexistischen und politischen Motiven schnell handeln zu können. Denn diese Parolen müssen per Beschluss sofort entfernt werden.

Zur Anzeige kommen illegale Graffiti immer, wie Marco Daume, Technischer Werkleiter bei Sör, betonte - auch wenn die Aufsicht auf Erfolg gering sei. Der Vorschlag einiger Räte, Flächen für genehmigte Graffiti zu schaffen, wird längst an einigen Stellen umgesetzt und soll ausgebaut werden. Inzwischen gibt es einen speziellen Arbeitskreis, der dafür mögliche Standorte mit geeigneten Flächen prüft - ob nun an Brücken oder an Lärmschutzwänden.

Denn nur hinterher putzen will man dann eben auch nicht. So soll spätestens ab Frühjahr die WC-Anlage im Stadtpark von einem Künstler gestaltet werden. Marco Daume erhofft sich daraus auch wichtige Erfahrungen, welche Hilfe gestaltete Flächen sein könnten.


Kunst als Opfer


Erfahrungen gibt es unterdessen längst: Die Fußgängerunterführung am Hallertor etwa war 2013 mit Graffiti-Kunstwerken von Jeff Soto und Maxx Gramajo aus Kalifornien gestaltet worden. Längst haben Schmierfinken dort ihre Spuren hinterlassen. Das Kunstwerk, bei dem unter anderem ein großer Tintenfisch und eine Schnecke die Wände zieren, sind kaum noch als solches zu erkennen und mutet inzwischen als eine von so von vielen Schmierereien in der Stadt an.

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