Abturn in der Nachspielzeit: FCN verliert gegen Darmstadt

5.10.2020, 23:01 Uhr
In der 93. Minute gelang Darmstadt der Siegtreffer.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink In der 93. Minute gelang Darmstadt der Siegtreffer.

An Tagen wie heute haben sich die Ereignisse gerne mal überschlagen. Bis 18 Uhr durfte auch der 1. FC Nürnberg noch Spieler verpflichten oder abgeben, was dann auch passierte, allerdings eher unbemerkt. Talent Lukas Schleimer wechselte auf Leihbasis zum 1. FC Saarbrücken. Das war's dann am so genannten Deadline Day.

Statt hektischer Last-Minute-Transfers also vollstes Vertrauen ins offenbar entwicklungsfähige Aufgebot, zu dem weiter Robin Hack zählt – beim Club ist seit ein paar Wochen einiges anders. Trotzdem läuft noch längst nicht alles nach Plan, wie das Heimspiel gegen den SV Darmstadt 98 offenbarte.

Tabellenführer der Zweiten Liga hätte der 30-Minuten-Absteiger vom 11. Juli mit einem Sieg werden können, erstmals seit dem 6. Mai 2017, dem Tag des umjubelten Bundesliga-Aufstiegs. Nach der bitteren 2:3 (1:0)-Niederlage ist es Platz elf geworden, da selbst eine zweimalige Führung (Hack 3./Lohkemper 61.) nicht mal zu einem Zähler reichen sollte. Dursun (56.) und Mehlem (76.) konnten für gute Darmstädter jeweils ausgleichen, in der Nachspielzeit erzielte Rapp den Siegtreffer.


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Nicht eine Änderung hatte Trainer Klauß vorgenommen im Vergleich zum 1:0 gegen Sandhausen acht Tage zuvor an gleicher Stelle. Hieß: Unter anderem die Routiniers Margreitter und Behrens gaben zunächst erneut bloß den interessierten Zuschauer, trotz ordentlicher Leistungen beim Üben unter der Woche. Dagegen soll sich Virgil Misidjan gefreut haben wie ein kleiner Bub über seinen Platz auf der Bank, fast 17 Monate seit dem letzten Mal in Freiburg.

Mit dem pfeilschnellen Niederländer, am Deadline Day im Sommer 2018 als teuerster Einkauf der Vereinsgeschichte aus Rasgrad gekommen, hat Klauß offensiv eine Option mehr, von denen es am Montag in Abwesenheit der verletzten Schäffler und Köpke noch ein paar mehr bedurft hätte, um auch im Strafraum richtig gefährlich zu werden. Bis zum Strafraum sah das phasenweise recht gefällig aus, ein paar Mal hätte lediglich der letzte Pass etwas präziser gespielt werden müssen – wie in der 23. Minute von Dovedan auf Hack nach einem überfallartig vorgetragenen Konter und in Überzahl.

Dass der Club da bereits führte, kam dem eigenen Matchplan natürlich entgegen; bereits nach 124 Sekunden lag die Kugel nach einem sehenswerten Flugkopfball von Hack im Netz, Lohkemper hatte geflankt. Das 1:0 ließ die prächtige Stimmung im Stadion noch etwas prächtiger werden und die Nürnberger mutiger, ohne dabei die defensive Grundordnung zu vernachlässigen.

Mathenia aufmerksam

Es gab im letzten Drittel schließlich einiges abzuwehren; die Gäste drängten umgehend auf den Ausgleich und kamen auch zu Möglichkeiten. Dursun scheiterte mit einem Kopfball an Mathenia (31.) und mit einer Direktabnahme am Pfosten (43.), bereits in der fünften Minute hatte der Ex-Nürnberger Kempe einen Abpraller über den Kasten gehoben. Der Ausgleich wäre nach 45 Minuten verdient gewesen.


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Die 6772 Zuschauer hatten trotz Darmstädter Überlegenheit ihren Spaß mit dem neuen Club. Nürnberger gefiel im Zentrum als Balleroberer und –verteiler, konnte aber nicht verhindern, dass auch die von ihm inszenierten Angriffe oft nur ein kurzes Vergnügen blieben. Die Gastgeber reagierten in etlichen Phasen nur, statt selbst zu agieren. Das konnte nicht gutgehen und wäre in der 55. Minute auch fast bestraft worden, wenn Mühl einen Schuss von Dursun nicht in höchster Not geblockt hätte. Nach dem folgenden Eckstoß war es aber soweit: Dursun drückte nach allgemeinem Durcheinander mit dem Hinterkopf ein, das 1:1 (56.).

Erst jetzt nahm auch der Club wieder aktiv teil an der Begegnung – und wie: Bereits fünf Minuten später führte Nürnberg erneut, weil Lohkemper ein Solo mit einem sehenswerten Schlenzer ins lange Eck krönte. Und sie wollten mehr, wollten die Entscheidung. Dem fleißigen Schleusener fehlte nicht viel (74.), etwas genauer machte es Mehlem auf der anderen Seite, auch dank des Innenpfostens stand es plötzlich 2:2 (76.).

Kempe hatte kurz sogar das 3:2 auf dem Fuß, in der letzten Minute der Nachspielzeit holte es Rapp nach einem unnötigen Freistoß nach. Somit überschlugen sich am Deadline Day doch die Ereignisse beim 1. FC Nürnberg. Aber auf dem Platz.


2:3 statt Tabellenführung! FCN muss sich Darmstadt beugen


Nürnberg: Mathenia – Valentini, Mühl, Sörensen, Handwerker – Geis, Nürnberger (75. Behrens), Dovedan (57. Krauß), Lohkemper (90. Singh), Hack – Schleusener (75. Zrelak)

Darmstadt: Schuhen – Bader (46. Herrmann), Mai, Höhn, Holland – Rapp, Skarke (82. Berko), Kempe, Mehlem, Honsak (72. Platte) – Dursun (90.+4 Paik)

Schiedsrichter: Storks (Velen) / Zuschauer: 6600 / Gelbe Karten: Geis, Valentini – Bader, Rapp

Tore: 1:0 Hack (3.), 1:1 Dursun (56.), 2:1 Lohkemper (61.), 2:2 Mehlem (76.), 2:3 Rapp (90.+3).

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