Alles zum Neustart: Die Nürnberg Ice Tigers kehren zurück

4.5.2020, 13:57 Uhr
Ist auch er beim Neustart dabei? Über weiteren Jack-Skille-Jubel würden sie sich in Nürnberg sicherlich freuen.

© Roland Fengler Ist auch er beim Neustart dabei? Über weiteren Jack-Skille-Jubel würden sie sich in Nürnberg sicherlich freuen.

Was ist da jetzt eigentlich passiert?

"Für uns. Für Euch. Für Nürnberg." So hatte der Klub angekündigt, was so markerschütternd dann gar nicht ausgefallen ist. Als der April zwischen Donnerstag und Freitag zum Mai wurde, änderte Nürnbergs Eishockeyprofi-Unternehmen zum vierten Mal seinen Namen: 1995 wurde aus dem EHC 80 Nürnberg die Nürnberg Ice Tigers, die 2007 zu den Sinupret Ice Tigers wurden, die 2009 zu den Thomas Sabo Ice Tigers wurden, die seit dem 1. Mai 2020 wieder als Nürnberg Ice Tigers auftreten.

Am Montag wurde zudem ein neues Logo präsentiert, das auf den ersten Blick als Ice Tigers-Logo zu erkennen ist. "Das soll nur der Startschuss werden", sagte Wolfgang Gastner, der Geschäftsführer der Nürnberg Ice Tigers, am Sonntag im Gespräch mit den Nürnberger Nachrichten.

"Wir können uns gar nicht genug bei Thomas Sabo für die elf Jahre als Haupt- und Namenssponsor bedanken. Das Unternehmen und vor allem Thomas Sabo selbst haben durch ihr Engagement den größten Anteil daran, dass wir uns heute zukunftsweisend aufstellen können", ließ sich Gastner einen Tag später in der Pressemitteilung des Klubs zitieren. "Wir haben vor knapp zwei Jahren damit begonnen, die Ice Tigers wirtschaftlich auf breitere Schultern zu stellen und damit die Rückkehr der Nürnberg Ice Tigers auf den Weg zu bringen. Deswegen möchte ich mich im Namen des gesamten Teams bei allen Fans, Partnern und Sponsoren bedanken, die uns auf diesem Weg begleitet haben und in Zukunft begleiten werden."

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Wer folgt auf Thomas Sabo?

Das bleibt ein Geheimnis – bis die Ice Tigers ihre neuen Sponsoren öffentlichkeitswirksam präsentieren können. Klar ist, dass die Ice Tigers erstmals seit 14 Jahren ohne Namenssponsor auftreten werden. "Aber wenn jemand kommt, der etwas auf den Tisch legt, was sich monetär in dem Rahmen dessen bewegt, was Thomas Sabo auf den Tisch gelegt hat, und der unser Konzept mitgehen will, wenn das also die Ice Tigers weiterbringt, und nur darum geht es, dann lässt sich darüber natürlich sprechen." Grundsätzlich aber wollen die Ice Tigers, in Thomas Sabos Entscheidung, sein Engagement nach elf Jahren zu beenden, eine Chance sehen, das Sponsoring breiter aufzustellen und eine positive Entwicklung fortzusetzen, die bereits in der jüngsten Saison zu erkennen war. "Viele Sponsoren, begeisterte Sponsoren; Sponsoren, die Fans sind, die sich wohlfühlen." Gastner skizziert die Zukunft und nach eigener Einschätzung auch die Gegenwart: "So einen guten Zusammenhalt gab es noch nie unter den Sponsoren der Ice Tigers. Da gibt es WhatsApp-Gruppen, Stammtische, da hilft man sich. Da ist ein richtiges Netzwerk entstanden."

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Gastner: "Jeder soll sich wiederfinden"

Rot-blau oder Schwarz?

Tatsächlich ist das eine Frage, die viele Fans der Ice Tigers tief bewegt. Menschen, die ihre Liebe zum Eishockey im zugigen Lindestadion entdeckt haben, wünschen sich die Ice Tigers tendenziell wieder in Rot und Blau. Viele Anhänger kennen die Ice Tigers aber nur noch so, wie Thomas Sabo die Spieler am liebsten hat auflaufen lassen: in Schwarz. "Wir werden versuchen, beide Lager zu vereinen", sagt Gastner. "Jeder soll sich wiederfinden. Da haben wir einen guten Weg gefunden." Beim Heimspielen werden die Ice Tigers in der kommenden Saison in dunkelgrau-schwarzen Trikots mit roten Elementen auflaufen, bei Auswärtsspielen in Weiß, Rot und Blau. "Zudem", heißt es in der Pressemitteilung,"wird es ein drittes, dunkelblaues Trikot geben, das voraussichtlich einmal im Monat bei einer "Retro Night" zum Einsatz kommt."

Wie hoch wird der Etat künftig ausfallen?

Diese Frage kann derzeit kein Geschäftsführer in der Deutschen Eishockey Liga seriös beantworten. Gastner plant mit mehr als 20 unterschiedlichen Szenarien. In Bayern sind derzeit beispielsweise Großveranstaltungen bis Ende August untersagt. In Nürnberg könnte ab dem 1. September in der Arena Nürnberger Versicherung wieder Eishockey vor Zuschauern gespielt werden. In Berlin hat der Senat hingegen Großveranstaltungen mit mehr als 5000 Besuchern bis zum 24. Oktober verboten. Warum? Was passiert am 25. Oktober? Ziehen die anderen Bundesländer nach? All das sind Fragen, die weder Politiker noch Virologen beantworten können und schon gar keine Eishockey-Funktionäre, weshalb Gastner für jedes Szenario einen Plan entwickelt hat. Ein Beispiel: Saisonstart, 1. November, mit Spielern aus Nordamerika; Saisonstart am 1. November ohne Spieler aus Nordamerika; und so weiter und so unklar. Für jedes Szenario gibt es eine eigene Budgetplanung – auch für ein ganzes Jahr ohne Eishockey in der DEL. Gastner sagt nur so viel: "Wir werden eine gute Mannschaft haben – wenn es wieder losgeht."

Und was ist mit Skille?

Die DEL will nicht von ihrem Zeitplan abrücken, zur kommenden Saison den Abstieg einzuführen. Muss man sich sorgen um die Ice Tigers?

Niklas Treutle ist ein herausragender Torhüter in der DEL, Patrick Reimer der beste Torjäger in der Geschichte der Profiliga. Die unterschätzten Abwehrspieler Chris Summers und Marcus Weber bleiben ebenso wie die Stürmer Chris Brown und Joachim Ramoser. Mit Oliver Mebus und Tim Bender haben zwei wichtige Verteidiger ihre Verträge vor dem abrupten Saisonende verlängert. Mit dem treffsicheren Andrej Bires kommt ein interessanter Angreifer aus der DEL2. Potenziell ist das der Kern einer Playoff-Mannschaft. Gastner und Sportdirektor André Dietzsch haben sich mit weiteren Zugängen geeinigt, Verträge aber wurden noch nicht unterschrieben – so wird das in der Liga generell gehandhabt. Gastner spricht von einem "Ladies‘ und Gentlemens‘ Agreement", nach dem in der DEL derzeit keine Verträge geschlossen werden. Gilt das also auch für den US-Amerikaner Jack Skille, der in seinem eigenen Podcast davon gesprochen hat, dass er weitere zwei Jahre in Nürnberg spielen wird? "Vielleicht", sagt Gastner, "hat der noch vor dem Agreement unterschrieben." Mit Kurt Kleinendorst tauscht sich der Geschäftsführer weiter regelmäßig aus. Aber auch diese, offenbar erfolgversprechenden Verhandlungen werden von den Unwägbarkeiten gebremst.

Dauerkarten ab dem 1. Juni

Aber noch einmal: Ist es sicher, dass die Ice Tigers in der kommenden Saison, an der DEL teilnehmen werden?

Gastner hat immer dieselbe Antwort, auf diese Frage, die ihm gestellt wird, seitdem Thomas Sabo seinen Ausstieg bekanntgegeben hat: "Ja, definitiv." Ab 1. Juni verkaufen die Nürnberg Ice Tigers wieder Dauerkarten - für eine Saison, von der noch niemand weiß, wann sie beginnen wird.

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