Amtlich! Club trennt sich von Erfolglos-Coach Canadi

5.11.2019, 13:43 Uhr
Nach nur 170 Tagen im Amt muss Damir Canadi den 1. FC Nürnberg wieder verlassen

© Sportfoto Zink / Daniel Marr Nach nur 170 Tagen im Amt muss Damir Canadi den 1. FC Nürnberg wieder verlassen

“Am Ende muss ich die Verantwortung übernehmen“, sagte Damir Canadi. "Am Ende ist es zu wenig", ergänzte der 49-Jährige, der da noch Club-Coach war, nach dem speziell im ersten Durchgang aus FCN-Sicht fürchterlichen Spiel in Bochum. Dass er sein Bestes dafür geben wolle, dass das Team wieder in die Spur kommt, sagte der gebürtiger Wiener auch noch - wenngleich ohne große Überzeugung.

Am Folgetag, um 13.30 Uhr, wurde aus der recht deutlichen Vorahnung, dass Canadi und der Club getrennte Wege gehen werden dann Gewissheit. "Wir haben uns nach der Rückkehr aus Bochum zusammengesetzt, die Situation selbstkritisch und ehrlich analysiert und sind gemeinsam zu dem Entschluss gekommen, dass es der richtige Schritt ist, die Zusammenarbeit zu beenden", ließ Sportvorstand Robert Palikuca auf der vereinseigenen Website ausrichten.

+++ Nach dem Canadi-Aus: Jetzt ist Palikuca gefordert +++

Ein neuer Impuls und ein alter Bekannter

Auch von Canadi selbst ist ein Rückblick auf die zuvorgehenden Stunden hinterlegt: "Es war ein offenes Gespräch, in dem wir die Entwicklungen kritisch bewertet haben und am Ende der Meinung waren, dass es im Interesse des Vereins ist, der Mannschaft einen neuen Impuls zu geben", so Österreicher. Einen Abschiedsgruß schickt Canadi ebenda noch hinterher: "Ich danke dem Verein und seinen Fans für die Zeit hier in Nürnberg und wünsche dem Club, dass er die gesteckten Ziele erreicht".

Für die unmittelbar anstehende Zielerreichung gegen die Arminia aus Bielefeld, die am Sonntag im Achteck gastiert (13.30 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de), ist nun FCN-Ikone Marek Mintal zuständig. Der einstige Torgarant, bislang als U21-Coach bei seinem Club tätig, wird die Zweitliga-Profis ab Mittwoch auf das anspruchsvolle Heimspiel gegen die Ostwestfalen vorbereiten. Am Dienstag leitete - während von Canadi und dessen Assistenten Erik Orie am Neuen Zabo nichts zu sehen war - Fabian Gerber das Training der Bochum-Reservisten, Daheimgebliebenen und Rekonvaleszenten auf dem Vereinsareal. Robert Palikuca und Kaderplaner Florian Meier beäugten das Geschehen. Die Jungs, die in Bochum zum Einsatz gekommen waren, liefen im Wald. Der letztlich erfolglose Damir Canadi war beim FCN da schon Geschichte.

Nur ein Sieg aus den letzten neun Pflichtspielen: Diese albtraumhafte Bilanz muss sich der gebürtige Wiener anlasten lassen, der den Club im Sommer übernahm, um ihn mit seiner Vorstellung von Fußball im Rahmen eines vereinbarten und so auch kommunizierten Zweijahresplans zurück in die Bundesliga zu leiten. Nürnbergs Mannschaft konnte Canadis Vorstellung von Fußball zu selten umsetzen, was mit Pech, Pannen, einer Verletzungsmisere und Unvermögen - womöglich aber auch an mangelndem gegenseitigen Verständnis und nur bedingt vorhandener Kompatibilität zu tun hatte.

Als wesentlich jedoch sieht auch Robert Palikuca im Pressegespräch, "dass die großen Erfolgserlebnisse" gefehlt haben. Canadi sei - so schildert es Palikuca – darüber selbst ins Zweifeln gekommen und habe nach Rezepten und Lösungen gesucht. "Das Signal, um die Situation zu analysieren, kam von ihm", macht der Personalverantwortliche für den sportlichen Verein deutlich. Die Unzufriedenheit im Umfeld, die Heimspielergebnisse, eine dadurch verunsicherte Mannschaft - das habe auch Canadi, mit dem man "gut auseinandergegangen" sei, aufs Gemüt geschlagen.

+++ Behrens: "Man kann nicht alles auf den Trainer schieben" +++

Statt an den Aufstiegsplätzen zu schnuppern, muss sich der Club nach dem besorgniserregenden 1:3 in Bochum nach unten orientieren, weswegen der FCN am Tag nach der Rutsche im Revier mit dem Trainer das Auseinandergehen vereinbarte. Bei der Suche nach einem neuen Chefcoach will Robert Palikuca nun nichts überstürzen ("das ist eine sehr, sehr wichtige Personalie"). Auf das Frankenderby und die vor ihr liegende Länderspielpause als Vorbereitungszeitraum spitzt der Deutsch-Kroate zwar. Übermäßigen Druck will sich der Mann, der für die sportliche Entwicklung des hauptverantwortlich ist, dadurch aber nicht aufbauen. Das sagt Robert Palikuca selbst.

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