Beginnt jetzt Knothe? Beim FCN wird's rechts hinten eng

14.12.2020, 05:55 Uhr
Traute sich gegen Würzburg in der Offensive durchaus was zu: Aushilfs-Rechtsverteidiger Noel Knothe.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Traute sich gegen Würzburg in der Offensive durchaus was zu: Aushilfs-Rechtsverteidiger Noel Knothe.

Auf einmal saß er da. An der rechten Seitenauslinie des rot-schwarzen Spielfelds - in Nürnbergs Geister-Achteck, in dem der Club am Sonntag gegen Aufsteiger Würzburg knapp die Oberhand behalten sollte - streckte Enrico Valentini beide Beine von sich. Wer die Körpersprache des Club-Kapitäns genauer betrachtete, sich am TV-Gerät ein bisschen im Lippenlesen versuchte, wusste schnell, dass es beim gebürtigen Nürnberger nicht würde weitergehen können.

Ein bisschen mehr als 35 Minuten waren da absolviert. Ein gegen die Unterfranken im ersten Durchgang durchaus überlegen auftretender FCN, bei dem auch Valentini mit couragierten Vorstößen auf der rechten Bahn einen bis dahin durchaus gefälligen Eindruck hinterlassen hatte, führte eben erst mit 1:0. Dass sich der Club, als der Zabo-Italiener ausgewechselt werden musste, just im Vordertreffen befand, hatte auch mit seinem Spielführer zu tun. Valentini hatte das umgesetzt, was er bereits vor dem Erfolg in Paderborn von sich selbst gefordert und schon in Ostwestfalen auf den Platz bekommen hatte. Er hatte auf seiner Seite immer wieder energisch nach vorne angeschoben und mit seiner Flanke auf Lohkemper das 1:0 eingeleitet. Er hatte die Mentalität gezeigt, die Robert Klauß auf der Pressekonferenz nach der Partie wohl auch mit Blick auf ihn ansprach.

Nun aber, in der 40. Minute, musste Valentini - Nürnbergs Kapitän und Dauerbrenner, der alle elf bisherigen Punktspiele in dieser Saison von Beginn an bestritten hat - raus. Ob der 31-Jährige damit auch am Mittwoch, wenn sein Club in Kiel dem dort ansässigen Klassenprimus begegnet, dem FCN fehlen wird, klärt sich heute.


Ecken einstudiert: Der FCN und dieses unglaubliche Gefühl


Eine MRT-Untersuchung wird Aufschluss darüber geben, ob die ohne gegnerische Einwirkung in Mitleidenschaft gezogene Kapitänswade schlimmer lädiert ist oder nicht. Ob es sich - wie Klauß in Aussicht stellte - um eine Verhärtung oder eine Zerrung handelt. “Er hat etwas gemerkt in der Wade. Da ist etwas zugegangen“, sagte Nürnbergs Trainer und meinte Valentini, für den Oliver Sorg als Rechtsverteidiger-Ersatz wohl weder in Kiel noch zum Jahresabschluss gegen Aue aufgrund von Adduktorenproblemen zur Verfügung steht.

So wird es für Klauß eine interessante Aufgabe sein, seine rechte Abwehrseite bis Mittwoch zu besetzen, sollte Valentini sicher ausfallen. "Wir müssen schauen was mit Vale ist oder ob wir kreativ werden müssen in der Lösungsfindung", schaute Klauß voraus. Gegen Würzburg hieß die Lösung Noel Knothe, der nach einem Kurzeinsatz in Paderborn gegen das Schlusslicht über längere Zeit agieren durfte und zudem sein Heim-Debüt feierte. Auf ungewohnter Position schlug sich der gebürtige Hesse, der für gewöhnlich im Defensivzentrum zuhause ist, mehr als ordentlich, wenngleich ihm der ein oder andere technische Fehler unterlief. Auch brachen die Kickers zweimal gefährlich über seine Seite durch, woraus kurz vor dem Pausenpfiff fast der Ausgleich durch Dominic Baumann resultiert wäre.

Pfosten verhindert erstes Profi-Tor

Nach vorne agierte Knothe überraschend mutig, traute sich in Eins-gegen-eins-Duelle und hätte nach einem beherzten Abschluss von der Strafraumgrenze beinahe sein erstes Profi-Tor erzielt. Der Pfosten stand ihm und dem FCN jedoch im Weg. "Es freut mich für Noel, dass er wieder Zweitliga-Minuten sammeln konnte. Er hat das trotz der kurzen Anlaufzeit sehr gut gemacht und das Vertrauen gerechtfertigt", bilanzierte Klauß den Auftritt des 21-Jährigen.

Mit der Leistung gegen Würzburg hat Knothe seine Chancen für einen Startelf-Einsatz in Kiel durchaus in die Höhe getrieben, zudem fehlen Klauß nach dem Ausfall von Sorg weitere Alternativen. Nachwuchsspieler Linus Rosenlöcher kommt eher über die linke Defensivseite, zudem verriet Klauß vor dem Würzburg-Spiel, dass Rosenlöcher noch nicht so weit sei. Auch Pius Krätschmer dürfte nicht in Frage kommen, verteidigt der ehemalige Schweinfurter schließlich lieber zentral.

Fällt Valentini sicher aus, dürfte die von Klauß angesprochene kreative Lösung somit bereits auf der Hand liegen – und Knothe nach seinem Heim- auch sein Startelf-Debüt feiern.

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