Club-Abschied amtlich: Leibold heuert beim HSV an

29.6.2019, 10:49 Uhr
Das bleibt in Erinnerung: Tim Leibold schoss zehn Pflichtspiel-Tore für den Club. Dieses beseitigte im Sommer 2018 in Sandhausen die Restzweifel am Aufstieg in Deutschlands Eliteklasse.

© Sportfoto Zink / JüRa Das bleibt in Erinnerung: Tim Leibold schoss zehn Pflichtspiel-Tore für den Club. Dieses beseitigte im Sommer 2018 in Sandhausen die Restzweifel am Aufstieg in Deutschlands Eliteklasse.

Letztlich war es nicht mehr als eine Vollzugsmeldung. "Tim Leibold schließt sich nach vier Jahren beim FCN dem HSV an", twitterte der Club am Samstag um 9.59 Uhr, hängte ein "Mach's gut, Leibe" an und verwies auf einen weiterführenden Artikel auf der vereinseigenen Website, der abgesehen von einem nüchternen Abschiedsgruß auch nicht recht weiterführte. In knappen Worten wiederholte der Zweizeiler lediglich, was man angesichts der Entwicklung der letzten Tage bereits als zwangsläufig hatte annehmen dürfen. Nämlich, dass Leibold künftig für Nürnbergs Aufstiegskonkurrenten aus dem Norden die linke Bahn beackert. 

"Schon ein bisschen überrascht" 

Dass der Abgang des Außenbahnantreibers, der im Sommer 2015 ablösefrei aus Stuttgart zum FCN gekommen war und fortan für Frankens Vorzeigeverein über 100 Liga-Spiele bestreiten sollte, unmittelbar bevorsteht, war zunächst Bestandteil medialer Spekulation. Dann Bestandteil des Instagram-Auftritts von Leibolds Friseur und schließlich auch Bestandteil dessen, was Robert Palikuca den hiesigen Berichterstattern mitteilte. Der Sportvorstand des FCN sei dennoch, wie er der NZ sagte, "schon ein bisschen überrascht" gewesen von der Dynamik, die diese Personalie plötzlich angenommen hatte. Freilich habe der zuvor auch vom VfB und dem VfL Wolfsburg umworbene Schwabe in der Sommerpause über seine berufliche Zukunft entscheiden wollen. Nachdem Leibold zum Trainingsauftakt aber an den Valznerweiher zurückgekehrt war, "bin ich davon ausgegangen, dass er bleibt", gestand Palikuca: "Aber so ist der Fußball eben, manchmal geht es ganz schnell." 

Wie schnell vermeintliche Treueschwüre fragil werden, hat die Causa Leibold ebenfalls gezeigt. Noch Ende April hatte sich dieser zum Club bekannt und betont, dass Nürnberg "zur Heimat geworden ist und man da trotz eines Abstiegs nicht abhaut". Die enge Freundschaft zu Kollegen wie Hanno Behrens und Sebastian Kerk schien ebenso für einen Verbleib des lausbubenhaften Fanlieblings zu sprechen wie der Fakt, dass seine Freundin Laura erst jüngst einen Job bei einem lokalen Radiosender angetreten hatte. Der Entschluss, den Verein, dessen Aufstieg Leibold im Sommer 2018 mit seinem Treffer zum 2:0 in Sandhausen amtlich gemacht hatte, nun doch zu verlassen, sei dem 25-Jährigen sichtlich schwergefallen, berichtete Palikuca, "er war hin-und hergerissen". Nachdem der Transfer eigentütet ist, versucht Leibold, dies auch auf seinem Instagram-Profil zu verdeutlichen. Er beteuert, dass es "vier extrem emotionale Jahre waren" in Nürnberg. Jahre, die ihn als "Sportler, aber auch als Menschen so sehr bereichert" hätten. Er schreibt, dass "Nürnberg und der Club immer einen Platz in meinem Herzen haben werden". Der Club sei "nicht irgendein Verein für ihn gewesen", so Leibold. Er danke den einzigartigen Fans und speziell den Kollegen, die ihn sein restliches Leben begleiten würden. 

Am Ende mochte "Leibe" dem lukrativen Lockruf aus Hamburg dennoch nicht widerstehen und nutzte wie Abwehrkollege Ewerton eine Ausstiegsklausel, die er bei seiner Vertragsverlängerung im März 2018 im neuen Arbeitspapier hatte fixieren lassen, um den FCN in Richtung Elbe zu verlassen. Über die Modalitäten des Wechsels vereinbarten die Rothosen und die Rot-Schwarzen zwar Stillschweigen. Es sollen jedoch nur knapp zwei Millionen Euro sein, die der Altmeister für den in der Hinrunde der zurückliegenden Bundesliga-Saison oft strauchelnden, in der Rückserie deutlich verbesserten Bahnarbeiter kassiert, was 2019 nicht gerade viel wäre für einen deutschen Linksverteidiger im besten Fußball-Alter.

Vom "Fußball-Alter" spricht auch HSV-Sportvorstand Jonas Boldt. "Tim ist ein sehr ambitionierter Spielertyp, der sehr gefragt war in den letzten Monaten, die 1. und 2. Bundesliga kennt", lässt der gebürtige Nürnberger, der die Rückkehr der Rautenträger in die Erstklassigkeit organisieren soll, auf der HSV-Homepage ausrichten. Und fügt an, dass Leibold "ein gutes Fußball-Alter" habe. Dass es für die Norddeutschen das Engagement von Leibold, der bei den Hanseaten Arbeitspapiere bis 2023 erhalten hat, mehr als eine Vollzugsmeldung war, lässt ein durchaus witziger Vorstellungsclip des Neu-Hamburgers erahnen. Auch wenn der eigentlich so lustige Tim Leibold darin mitunter ähnlich nüchtern wirkt wie der Abschiedszweizeiler auf der Club-Homepage. 

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